Digitale Zensur Social-Media-Dienst TikTok sperrt künftig alle LGBTI*-Inhalte in Kenia
Die Regierung in Kenia hat in den letzten Monaten keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass es dem Land Uganda nacheifern und ebenso eines der schwulenfeindlichsten Gesetze weltweit erlassen will – so ist das Gesetzesvorhaben weit fortgeschritten, das künftig die Todesstrafe für schwule Männer vorsieht. Nun scheint es noch perfider zu werden.
Kooperation mit TikTok?
Offenbar bekommt Kenia dabei nun bei seiner Jagd auf Homosexuelle Unterstützung von ungewöhnlicher Seite und zwar von dem chinesischen Social-Media-Anbieter TikTok, wie die Zeitung Washington Blade berichtet. Auch das Unternehmen sah sich in der Vergangenheit immer wieder mit den Vorwürfen konfrontiert, LGBTI*-Inhalte massiv zu zensieren und Homosexuelle sowie queere Menschen digital unterdrücken zu wollen. TikTok gelobte mehrfach Besserung – dies kann nun allerdings erneut bezweifelt werden.
Kenia erpresste TikTok
TikTok hat so allem Anschein nach erste Zensurmaßnahmen eingeführt, um LGBTI*-Inhalte gezielt herauszufiltern – dies bestätigte inzwischen auch die kenianische Regierung selbst. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz, sodass nach und nach keinerlei Inhalte mehr mit LGBTI*-Bezug auf den Smartphones von kenianischen Usern zu sehen sein sollen.
TikTok reagiert damit auch auf die Androhungen der Regierung, anderenfalls den Dienst komplett im Land sperren zu lassen – das wäre für viele Einwohner besonders dramatisch gewesen, weil die Mehrheit (54%) den Dienst regelmäßig nutzt und jeder Dritte TikTok als seine Hauptquelle für Nachrichten verwendet. Kenia ist damit weltweit führend bei der Nutzung von TikTok (Studie Reuters-Institut 2023). Viele Kenianer leben auch von den Werbeeinnahmen, die sie über TikTok erzielen. Ähnliche Androhungen ließen zuvor bereits Anfang dieses Jahres den Streamingdienst Netflix einknicken, der in Kenia keine Inhalte mit LGBTI*-Bezug mehr anbietet, beispielsweise Serien wie „Heartstopper“ oder „Sex Education“. Weitere Streaminganbieter sollen folgen.
Große Angst in der Community
Für viele LGBTI*-Menschen, die sich bereits jetzt im Land immer mehr verstecken müssen, ist der Social-Media-Dienst bisher noch eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt mit Gleichgesinnten zu kommunizieren. Dies droht nun zeitnah gänzlich zu entfallen.
Zudem sollen künftig wohl auch homosexuelle Nutzer direkt von der Plattform ausgesperrt werden. Bereits jetzt sind in Kenia Homosexualität und gleichgeschlechtlicher Sex verboten und werden mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft; kommt die Todesstrafe, könnte im Zuge der neuen Richtlinien ähnlich wie in Uganda es auch möglich sein, dass sich alle Einwohner des Landes bereits dann strafbar machen, wenn sie mögliche Homosexuelle aus der Nachbarschaft oder der eigenen Familie nicht bei den Behörden melden. Spätestens dann, so die Befürchtungen, könnte TikTok auch gezielt dafür eingesetzt werden, die Standorte von vermeintlich homosexuellen Usern herauszufinden, sodass es für die Polizei problemlos wäre, diese aufzuspüren und zu inhaftieren.