Direkt zum Inhalt
Das Kreuz mit dem X
Rubrik

Das Kreuz mit dem X Trevor Project betont die zunehmende Hetze gegen LGBTI* bei X alias Twitter

ms - 10.11.2023 - 15:00 Uhr

Die größte amerikanische Organisation für LGBTI*-Jugendliche verlässt X, ehemals bekannt als Twitter. Damit reiht sich das Trevor Project ein in die Liste mehrerer LGBTI*-Verbände, die seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes durch Milliardär Elon Musk der Plattform entsagt haben. Die Begründung ist dabei stets, dass X inzwischen ein „toxisches Umfeld“ für Homosexuelle und queere Menschen sei.

Hetze oder Meinungsfreiheit?

Musk selbst widerspricht immer wieder diesen Einschätzungen, spart aber auch nicht mit Kritik gerade auch gegenüber queeren Communitys. Zuletzt hatte er so erst vor kurzem erklärt, dass Begriffe wie „cis“ oder „cisgender“ auf X nun als Beleidigungen registriert würden. Der Milliardär betonte dabei auch in letzter Zeit, wie wichtig die Rede- und Meinungsfreiheit sei und dass Kritik auch an der LGBTI*-Community möglich sein müsse.

Die LGBTI*-Verbände, allen voran auch der größte US-Verband GLAAD, betonten indes, wie gefährlich die Plattform geworden wäre. Im Social Media Safety Index der Organisation belegt X so inzwischen den letzten Platz im Ranking aller großen digitalen Anbieter. Das Trevor Project, welches sich auf die Suizidprävention und Krisenintervention für LGBTI*-Jugendliche konzentriert, erklärte jetzt, dass man X wegen der „zunehmenden Hetze gegen die LGBTI*-Community“ verlassen müsse. „LGBTI*-Jugendliche werden regelmäßig auf Kosten ihrer psychischen Gesundheit schikaniert, und die Entfernung bestimmter Moderationsfunktionen durch X erschwert es uns, auf dieser Plattform einen einladenden Raum für sie zu schaffen“, so weiter in der Begründung.

X beziehungsweise Twitter war für das Trevor Project indes jahrelang eine sehr wichtige Plattform, gerade als Anlauf- und Kontaktstelle für junge LGBTI*-Menschen in den USA. Zuletzt hatte die Organisation rund 350.000 Follower auf X. Das Team des Trevor Projects verwies jetzt auf das eigene soziale Netzwerk online sowie ihre digitale Präsenz bei Instagram, TikTok, LinkedIn und Facebook.

Keine Reaktion von X

Die Pressestelle von X hat bisher auch auf Rückfrage von US-Medien nicht auf die Entscheidung der LGBTI*-Organisation reagiert. Laut NBC News drehen immer mehr LGBTI*-Menschen in den USA X den Rücken zu. Besonders im Fokus der Kritik ist dabei der Umgang mit Trans-Personen, Misgendering und Deadnaming – vor der Übernahme hatte Twitter sehr strenge Richtlinien in diesem Bereich, Musk indes lockerte die Vorgaben, um nach eigenen Angaben die Rede- und Meinungsfreiheit der User nicht zu stark einzuschränken.

Auch prominente Stimmen aus der LGBTI*-Community ziehen sich offenbar von X zurück: Comedian und Moderatorin Ellen DeGeneres mit rund 75 Million Followern nutzte seit April dieses Jahres X nicht mehr, Popstar Elton John mit rund 1,1 Million Followern kündigte bereits im Dezember 2022 seinen Rückzug an – beide Stars löschten allerdings bis heute ihre Profile bei X nicht.

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.