Bruchlandung der e-PA? Nur eine kleine Minderheit in Deutschland nutzt bisher die e-PA – gerade auch innerhalb der Community bleiben große Bedenken bestehen
Die Kritik an der elektronischen Patientenakte (ePA) reißt nicht ab – nun meldete sich der Hausärzteverband zu Wort und spricht von einer „drohenden Bruchlandung“. Sehr wenige Menschen in Deutschland nutzen bisher die ePA, die Bedenken sind indes vielfältig – auch gerade innerhalb der LGBTIQ+-Community gibt es bis heute große Verunsicherungen in puncto Datenschutz und der Einsicht von besonders sensiblen Informationen.
Bedenken in der Community
Im April dieses Jahres war die ePA bundesweit in Deutschland eingeführt worden. Kurz darauf belegte der Chaos Computer Club (CCC) erneut massive technische Sicherheitslücken. Auch Organisationen aus der Community wie der Verband Queere Vielfalt (LSVD+) oder auch die Hamburger Aidshilfe blickten sehr skeptisch auf die ePA. Zuletzt kritisierte der queerpolitische Sprecher der Linksfraktion Maik Brückner die aktuelle Lage und riet queeren Menschen eindringlich, sich „mit den Risiken und Nebenwirkungen der ePA in ihrem individuellen Fall auseinanderzusetzen.“
Menschen können bei ihrer Krankenkasse der Einführung der eigenen ePA widersprechen, das sogenannte Opt-Out-Verfahren. Befürworter betonen eine bessere und schnelle Behandlung von Patienten, Kritiker warnen vor digitalem Datenchaos in den Praxen und bei Ärzten sowie einer Überforderung bei der Anwendung, auch aber nicht nur bei Patienten. In der Community sowie bei anderen vulnerablen Gruppen bestehen zudem große Bedenken, dass sensible Daten wie die sexuelle Orientierung, Geschlechtskrankheiten oder der HIV-Status für viele Menschen im Gesundheitssystem einsehbar werden, zum Beispiel allein durch die Medikamentenvergabe. Zudem könnten die Daten durch Hacker abgegriffen werden. In beiden Fällen drohen mitunter Zwangsoutings oder beispielsweise auch Diskriminierungen bis hin zu Mobbing.
Scheitern der ePA?
Nach Informationen des Hausärzteverbandes wurde die ePA bisher nur von einer Minderheit der Versicherten genutzt. Die Rede ist von einer „drohenden Bruchlandung“ der digitalen Patientenakte. Wenn die Verantwortlichen weitermachen wie bisher, dann werde das Projekt ePA scheitern, betonte der Bundesvorsitzende des Vereins, Markus Beier, gegenüber der Rheinischen Post. Richtig und sicher angewendet habe die ePA dabei durchaus „das Potenzial, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen“. Davon sind nur sehr wenige Menschen in Deutschland überzeugt, wie auch die Techniker Krankenhasse und die Barmer bestätigten.