Ausschreitungen bei CSDs Gewalttätige Angriffe in Sachsen-Anhalt und Braunschweig
Erneut ist es am Wochenende zu Ausschreitungen bei CSDs in Deutschland gekommen – einen besonders schwerwiegenden Vorfall verzeichnete die Polizei beim allerersten CSD in Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Eine Gruppe von rund 30 Rechtsradialen versuchte in einer gezielten „Störaktion“ die Pride-Parade anzugreifen – es wurden Flaschen geworden, ein Hitlergruß war zu sehen und „Sieg Heil“-Rufe erschallten, so die Polizei. Von 23 Personen stellten die Beamten die Identität fest.
Drohungen aus rechter Szene
Bereits im Vorfeld des CSDs hatten die Organisatoren Drohungen aus der rechtsextremen Szene erhalten, unter anderem auch von der rechten Kleinstpartei „Der Dritte Weg“, wie die Veranstalter berichten. Zuvor war es auch zu einem weiteren Zwischenfall in der Schule in Naumburg gekommen, hier übermalten unbekannte Täter die regenbogenfarbene Treppe mit den Farben der Reichsflagge. Beim CSD selbst konnte die Polizei die Gruppe von Rechtsextremen von den etwa 800 Pride-Teilnehmern separieren, sodass es nach den ersten Störungen zu Beginn der Demonstration danach zu keinen weiteren nennenswerten „größeren Vorkommnissen“ kam, so die Polizei weiter.
War die Polizei ausreichend vorbereitet?
Die Organisatoren selbst übten allerdings trotzdem auch Kritik an der Polizei, den Beamten wurde eine mangelnde Vorbereitung vorgeworfen, die Polizei sei „mal wieder unzureichend auf die rechtsextreme Bedrohungslage vorbereitet“ gewesen. Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), hatte die Schirmherrschaft des ersten CSD in Weißenfels übernommen und erklärte: „Als Landrat im Burgenlandkreis sehe ich meine Aufgabe auch darin, mich an die Seite von Menschen zu stellen, deren Rechte bedroht sind, und sie zu ermutigen, so zu sein, wie sie sind, so zu leben, wie es ihnen gut tut. Das gilt erst recht, wenn Nazis versuchen, den CSD zu stören und Teilnehmende einzuschüchtern.“ Die Schirmherrschaft sei ihm eine Ehre gewesen, so Ulrich weiter.
Schläge in Braunschweig
Zu einem weiteren Angriff auf die LGBTI*-Community war es am Wochenende beim CSD-Straßenfest in Braunschweig gekommen – dabei wurde ein 22-jähriger CSD-Teilnehmer am Samstagabend von fünf Personen attackiert und schwer verletzt, der junge Mann war offenbar „aufgrund seines Erscheinungsbildes“ angegriffen worden. Die Polizei geht von einem homophob motivierten Angriff aus. Die fünf Angreifer schlugen auf den jungen Mann ein und traten weiter mit den Füßen nach ihm, als dieser bereits am Boden lag. Mit schweren Verletzungen kam der 22-jährige Mann ins Krankenhaus.
16-jähriger Tatverdächtiger gestellt
Die Polizei konnte kurz darauf einen 16-jährigen Tatverdächtigen aus der flüchtigen Personengruppe stellen, gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet, so die Polizei. Jörn Paulsen, Leiter des Polizeikommissariats Mitte, erklärte, die Polizei verurteile die Anfeindungen und die körperlichen Übergriffe, man wolle mit den Ermittlungen zur Aufklärung dieser Tat beitragen. Im Rahmen des Sommerlochfestivals war es in Braunschweig auch zu weiteren Auseinandersetzungen am Wochenende gekommen. Die CSD-Demo indes verlief mit rund 3.000 Teilnehmern friedlich.