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Aids-Gedenkquilt am Weißen Haus
Rubrik

Aids-Gedenken am White House Gedenken an die Verstorbenen und Aufruf für die Zukunft

ms - 02.12.2024 - 11:30 Uhr

Am gestrigen Weltaidstag wurden erstmals weite Teile des berühmten Aids-Gedenk-Quilt auf dem Süd-Rasen des Weißen Hauses in Washington D.C. ausgebreitet – eine kraftvolle Hommage an die durch Aids gestorbenen Menschen. Das White House selbst war mit einer überdimensionalen Aids-Schleife geschmückt. Es ist das erste Mal in ihrer  jahrzehntelangen Geschichte, dass über 120 Teile der Aids-Gedenksteppdecke im Weißen Haus gezeigt worden sind – entstanden einst als Erinnerung an Verstorbene in San Francisco. 

Respekt für den Kampf gegen HIV

US-Präsident Joe Biden und die First Lady Jill Biden empfingen am Sonntag Aids-Überlebende und Familienangehörige, die einen geliebten Menschen durch die Krankheit verloren haben. Nach einer Schweigeminute wurde US-Präsident Joe Biden in seiner Rede sehr emotional und Tränen schossen kurzfristig in seine Augen. Er betonte, wie sehr er mit jenen Menschen mitfühlen könne, die ein Familienmitglied oder gute Freunde verloren haben. Bidens erste Frau Neilia und seine kleine Tochter Naomi starben 1972 bei einem Autounfall, sein Sohn Beau starb 2015 an Krebs. 

Lobende Worte fand Biden anschließend auch für die vielen Menschen, die sich seit Jahren im Kampf gegen HIV und Aids engagieren: „Diese Bewegung ist vollständig eingewoben in die Geschichte Amerikas. All den Menschen, die ihr Leben verloren haben, all denjenigen, die noch am Leben sind, sei zugerufen, schaut euch an, was ihr bereits geleistet habt, um die Herzen und das Denken der Menschen zu verändern, um Leben im ganzen Land und in der ganzen Welt zu retten. Das ist die Kraft dieser Bewegung.“

Im Einsatz gegen HIV 

Biden war vorab von Jeanne White-Ginder vorgestellt worden, deren Sohn Ryan White im Alter von 13 Jahren durch eine verseuchte Bluttransfusion an Aids erkrankte und 1990 im Alter von 18 Jahren verstorben war. Sie sagte, die Erfahrung ihres Sohnes habe Amerika gelehrt, dass „wir Aids bekämpfen müssen und nicht die Menschen, die es haben.“ Das Ryan-White-Care-Gesetz wurde 1990 in Kraft gesetzt und ist das größte staatlich finanzierte Programm der USA für Menschen, die mit HIV oder Aids leben. Während der Biden-Regierung wurden rund 9,8 Milliarden US-Dollar in das Programm investiert. 

Biden betonte weiter: „Am Welt-Aids-Tag wollen wir den Aktivisten, Wissenschaftlern, Ärzten, HIV-Infizierten und Pflegern, die unermüdlich gegen die HIV/Aids-Epidemie kämpfen, unsere Dankbarkeit zeigen. Ihnen ist es zu verdanken, dass unsere Nation endlich in der Lage ist, neue HIV-Übertragungen zu verhindern – ich weiß, dass wir gemeinsam alles schaffen können.“

Die First Lady Jill Biden erklärte: „Wenn ich diesen wunderschönen Quilt mit seinen leuchtenden Farben, den Namen in großen Blockbuchstaben und den Darstellungen von Leben und Liebe betrachte, sehe ich ihn als Mutter und denke an die Mütter, die ihren Schmerz in ein Patchwork-Paneel genäht haben, damit sich die Welt an ihr Kind erinnert.“ Nach ihren Ausführungen gingen der Präsident und die First Lady Hand in Hand an Teilen des Quilt vorbei und hielten inne, um sich die Bilder genau anzusehen, bevor sie ins Weiße Haus zurückkehrten.

Ein Kunstobjekt als Aufruf zum Handeln 

Der Aids-Memorial-Quilt wurde 1987 als Basisprojekt ins Leben gerufen, um die wachsende Epidemie zu vermenschlichen und den Verstorbenen zu gedenken – entstanden in San Francisco in einer Zeit der Untätigkeit der Regierung und der gesellschaftlichen Stigmatisierung. Heute ist der Aids-Memorial-Quilt das weltweit größte fortlaufende Kunstprojekt der Community und soll dabei sowohl eine Hommage an die Vergangenheit als auch ein Aufruf zum Handeln für die Zukunft sein. 

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind seit dem Beginn der Aids-Epidemie über 42 Millionen Menschen gestorben. In den USA leben derzeit rund 1,2 Millionen Menschen mit HIV. Die Regierung Biden hat versucht, Investitionen zu tätigen, um die Epidemie und die Stigmatisierung von Menschen mit HIV zu stoppen. Unter anderem hat sie sich dafür eingesetzt, den Zugang zu PrEP zu erweitern.

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