Direkt zum Inhalt
Comeback des Kultsongs

Comeback des Kultsongs Wie schaffte es „Y.M.C.A.“ von den Village People erneut auf Platz 1 der US-Billboard-Charts?

ms - 29.11.2024 - 16:00 Uhr
Loading audio player...

Es gibt auch gute Nachrichten in diesen Tage… obwohl das vielleicht auch Ansichtssache ist: Die schwule Kultband Village People schaffte es in diesem Herbst mit ihrem Klassikerhit „Y.M.C.A.“ an die Spitze der amerikanischen Billboard-Charts. Aber warum kletterte der Song aus dem Jahr 1978 erneut ganz nach oben?

Trump macht´s möglich

Schuld daran ist ein Mann, der aktuell 78 Jahre alt ist – und ab Januar der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein wird. Richtig, Donald Trump. Der Republikaner gewann nicht nur haushoch seine Wiederwahl, sondern sorgte während seinem Wahlkampf immer dann für besonders gute Stimmung, wenn er mit geballten Fäusten ungelenk versuchte, auf der Bühne zu tanzen – und das stets zum musikalischen Disco-Urgestein Y.M.C.A.! 

Dabei lässt sich sogar sehr genau aufzeigen, dass die Google-Suchanfragen und die Downloadraten immer dann in die Höhe schossen, wenn Trump Kundgebungen hatte. Dazu kommt, dass der sehr spezielle Tanzstil von Trump inzwischen zu einem Phänomen im ganzen Land wurde, plötzlich begannen auch Sportler, seine Bewegungen zu imitieren, wenn sie auf dem Spielfeld feierten. Der „Trump-Dance“ ist Kult. So hielt sich der Song über Wochen in den Top 15 der Billboard Dance/Electronic-Verkaufscharts, bevor er Mitte November ganz an die Spitze kletterte.

Reaktionen aus der Community

Bei so manchem queeren Aktivisten sorgte der Vorgang wie bereits beim letzten Wahlkampf von Trump 2020 für Ärger, die meisten Schwulen schienen es zumindest auf X indes eher gelassen zu nehmen. Eine der ultimativen Schwulenhymen als musikalische Untermalung eines Republikaners, dem nachgesagt wird, er sei ein Feind der Community? Vielleicht sollte man das alles auch einfach nicht so verbissen sehen, oder? 

Inzwischen haben auch die Village People selbst damit offenbar ihren Frieden gemacht – im Jahr 2020 hatte die Band die Wahlkampfnutzung des Songs erst erlaubt, dann wieder versucht, zu verbieten. Das klappte nicht, Trump nutzte den Disco-Hit weiter. „Irgendwann dachte ich, er würde den Song leid werden. Aber das ist nie passiert“, so der Leadsänger der Village People und Co-Autor von „Y.M.C.A.“, Victor Willis, gegenüber NBC News. 

Als nun der Song nach Jahrzehnten erneut auf Platz 1 der US-Charts kletterte, fragte das Management bei ihm nach, ob sie die Lizenz für den Song aufkündigen sollten. Willis verneinte, denn „zu diesem Zeitpunkt begann ich zu bemerken, dass einige sehr gute Dinge geschahen, als Trump den Song weiterhin verwendete.“ Eines dieser „sehr guten Dinge“ dürfte der unerwartete hohe finanzielle Gewinn aus den jüngsten Verkaufserlösen gewesen sein.  

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.