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Affenpocken sind nicht vorbei
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Affenpocken sind nicht vorbei Erste neue Fälle in mehreren Ländern registriert

ms - 06.02.2023 - 15:00 Uhr
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Mit eindringlichen Worten warnt die Deutsche Aidshilfe (DAH) jetzt davor, davon auszugehen, dass die Affenpocken vorbei sind – zwar verzeichnen inzwischen die allermeisten Länder einen starken Rückgang der Fallzahlen, doch seien die Affenpocken trotzdem „gekommen, um zu bleiben“. Die DAH stellt daher mit Blick auf die neuen Fälle von Affenpocken in Toronto / Kanada dieser Tage fest: „Der große Mpox-Ausbruch ist vorüber, aber es gibt noch Infektionen - und könnte auch wieder losgehen. Eine Impfung schützt vor Infektionen beziehungsweise schweren Verläufen. Wir empfehlen sie schwulen und bisexuellen Männern mit wechselnden Partnern. Jetzt vorsorgen!“

Gewappnet für neue Mpox-Fälle

Bislang wurden seit Ausbruch der Affenpocken im Mai 2022 in der Bundesrepublik rund 3.700 Fälle an das Robert Koch-Institut übermittelt. Nach einem starken Anstieg gingen die Fallzahlen ab August 2022 infolge intensiver Bemühungen der Gay-Community deutlich zurück. Seit Mitte Oktober 2022 werden nur noch wenige, in manchen Wochen gar keine Fälle gemeldet, so das RKI. Chris*tian Gaa, Pressesprecher von der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) der Deutschen Aidshilfe erklärt: „Jetzt ist der beste Zeitpunkt, sich die Impfung zu holen. Wer sich jetzt impfen lässt, ist gewappnet, auch wenn es wieder zu mehr Fällen kommen sollte. Die Impfung bedeutet: eine Sorge weniger in 2023!“

Es kann jederzeit neue Ausbrüche geben

Dass die Gefahr noch immer nicht gänzlich gebannt ist, zeigten neue Fälle von Affenpocken auch im Januar in Berlin, das bis heute mit rund 1.700 Fällen das Epizentrum der bundesweiten Ausbrüche ist. Betroffen waren bis heute beinahe ausschließlich schwule und bisexuelle Männer, die sich größtenteils durch Sexualkontakte gegenseitig angesteckt hatten. Zudem geht die DAH nach wie vor von einer Dunkelziffer der Fälle aus, so Epidemiologe und Arzt Dr. Axel Jeremias Schmidt, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik: „Es gibt auch jetzt noch mehr Fälle als die Statistik ausweist. Die dreiwöchige Isolationspflicht bei einem positiven Befund schreckt viele Menschen mit Symptomen ab, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Mpox werden uns als sexuell übertragbare Infektion erhalten bleiben, also kann es jederzeit zu weiteren Ausbrüchen kommen. Die Impfung beugt vor.“

Problemfall Berlin

In Berlin zeichnete sich die Lage im Januar auch deswegen als besonders heikel ab, weil die Berliner Gesundheitsverwaltung unter Leitung von Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) versäumt hatte, rechtzeitig die Versorgungsverträge mit den Krankenkassen zu verlängern. Rund eine Woche lang konnten Impfungen nicht abgerechnet werden, weswegen mehrere hundert geplante Impftermine in Berlin ausgefallen waren. Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) hatte die grüne Gesundheitsministerin Gote daraufhin scharf kritisiert und sprach von einem verachtenden Verhalten gegenüber der queeren Community.

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