Direkt zum Inhalt
Absoluter Rekord beim CSD München
Rubrik

Absoluter Rekord beim CSD München Bürgermeister Reiter: “Das heute ist unglaublich!"

ms - 18.07.2022 - 14:00 Uhr

Das ist fürwahr ein absoluter Rekord – nach offiziellen Polizeiangaben nahmen am vergangenen Wochenende rund 400.000 Menschen beim CSD in München teil. Das sind fast drei Mal so viele Besucher wie zuletzt im Jahr 2019 vor der Covid-Pandemie, damals waren rund 150.000 Personen vor Ort. Damit macht der Münchner CSD den Big-Playern in Berlin und Hamburg durchaus Konkurrenz, nur an Köln mit zumeist einer guten Million Besuchern reichen die Bajuwaren noch nicht heran.

Ein Grund neben zwei Jahren pandemiebedingter Abstinenz dürfte auch das Motto des CSDs gewesen sein: Less me, more we! Ein klares Statement, das die Community vereinen soll und signalisieren möchte, sich gerade in diesem Jahr nicht weiter zu zerstreiten. Immer wieder kam es in den letzten Monaten zu Zerwürfnis-Erscheinungen gerade bei Fragen rund um das neue Selbstbestimmungsgesetz. Beim Dyke March Anfang Juli in Köln eskalierte die Situation, nachdem einige queere Aktivistinnen lesbische Demonstrantinnen attackiert hatten, weil diese Schilder mit der Aufschrift “Lesbe, homosexuell, nicht queer“ in die Luft hielten. Im Handgemenge wurde eine lesbische Frau leicht verletzt, nachdem Ordnerinnen des Dyke March eingegriffen (SCHWULISSIMO berichtete) hatten. Das Veranstaltungsteam erklärte Tage später, die Provokation sei von den demonstrierenden Lesben ausgegangen, Videos des Vorfalls können dies nicht bestätigen. Ähnliche Vorfälle geschahen bereits mehrfach in diesem Jahr, zum Jahresbeginn gründete sich so auch in Deutschland nach britischem Vorbild die LGB Alliance, eine Interessenvertretung speziell für Lesben, Schwule und Bisexuelle, die vor einer Verdrängung der Rechte von Homosexuellen warnt. München ruft nun klar für mehr Solidarität und weniger Kämpfe innerhalb der Community auf. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte auf der Hauptbühne am Marienplatz unter dem Beifall der LGBTI*-Community: "Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei, aber das heute ist unglaublich."

Insgesamt nahmen rund 140 Gruppen und Vereine an der Demonstration teil und zogen laut und bunt mit Wagen auf einer Strecke von rund vier Kilometern durch die Innenstadt, angeführt von einem gigantischen blau-gelben Herz, das die Solidarität mit der queeren Community in der Ukraine bekunden soll. Mit unter den Teilnehmern war auch der katholische schwule Pfarrer Wolfgang F. Rothe, der sich seit Jahren für die Gay-Community und ein Umdenken in der Kirche einsetzt: "Ich sehe keinen Grund, mich zu verstecken. Man muss als Kirche Zeichen setzen", so Rothe, der im Vorfeld gewarnt worden war, sich so sichtbar bei dem CSD in München zu zeigen. Die britische BBC bezeichnete den Pfarrer jüngst als einen der “bekanntesten Persönlichkeiten innerhalb der kirchlichen Reformbewegung.“ So ist mit einem absoluten Besucherrekord und einem zweitägigen Stadtfest gestern Abend ein CSD mit landesweiter Signalwirkung friedlich zu Ende gegangen und man möchte rufen: Berlin, übernehmen sie! Die Hauptstadt der Bundesrepublik lädt am kommenden Wochenende zur Pride-Parade ein. 

Auch Interessant

Groteske Gerichtsfarce

42 Menschen wegen Pride vor Gericht

In der Türkei stehen aktuell 42 Menschen wegen der Teilnahme an einem Pride vor Gericht. Pikant dabei: Jetzt zeigt ein Gutachten die Polizeigewalt.
Ehe für alle

Liechtenstein beschließt Homo-Ehe

Freude! Als letztes deutschsprachiges Land hat jetzt auch Liechtenstein die Ehe für alle beschlossen. Ab 2025 können Schwule und Lesben "Ja" sagen!
IDAHOBIT 2024

Massen-Outing oder Bundesrat-Klatsche?

Der IDAHOBIT 2024 wird spannend: Zwischen Gedenken, Aktivismus gegen Homophobie, Selbstbestimmungsgesetz im Bundesrat und Massen-Outing im Fußball...
Offene Fragen

Reformpläne für Regenbogenfamilien

Justizminister Buschmann (FDP) zeigt sich zuversichtlich, dass die Reform für Regenbogenfamilien kommt - es gebe aber auch noch "offene Fragen"...