Abschied von einer Legende Die irische Sängerin Sinéad O’Connor ist verstorben
Schon in ihrer Jugend entdeckte Sinéad O’Connor ihr musikalisches Talent. Dennoch war ihr berühmtester Hit nicht ihr eigener: 1990 wurde sie mit dem Prince-Song „Nothing Compares 2 U“ weltweit bekannt. Ihren Ruhm nutzte sie aber nicht, um mehr Platten zu verkaufen – stattdessen vertrat sie Zeit ihres Lebens kontroverse Positionen. In den letzten Jahren sprach die Künstlerin vermehrt über ihre psychischen Probleme. Ihr wurde beispielsweise eine bipolare Störung diagnostiziert. Jetzt verstarb die irische Sängerin im Alter von 56 Jahren.
Trauer um die Künstlerin
„Mit großer Trauer geben wir den Tod unserer geliebten Sinéad bekannt“, so Familie und Freundeskreis der Sängerin laut der Irish Times. Eine Todesursache ist bislang nicht bekannt. O’Connor hatte vier Ehemänner und brachte vier Kinder zu Welt. Eines von ihnen, den damals erst 17 Jahre alten Shane, verlor sie im Januar 2022.
Der irische Präsident Michael D. Higgins zeigte sich bestürzt vom recht frühen Tod der Musikerin mit der „außergewöhnlich schönen, einzigartigen Stimme“. O’Connor sei eine der „größten und begabtesten Musikschaffenden der letzten Jahrzehnte“ gewesen und habe sich unerschrocken für wichtige Themen engagiert, „egal wie unbequem diese Wahrheiten auch gewesen sein mögen“.
Vielseitige Musik
Ihr erstes Album „The Lion and the Cobra“ veröffentlichte O’Connor 1987. Es war für einen Grammy nominiert. „Nothing Compares 2 U“ gehörte zum zweiten Album „I Do Not Want What I Haven’t Got“. Insgesamt gab die Musikerin zehn Studio-Alben heraus, die den unterschiedlichsten Musikrichtungen zuzuordnen sind: Traditionelle irische Musik ist genauso vertreten wie Reggae und Blues.
Ließ sich nichts vorschreiben
Das vom englischen Filmregisseur John Maybury inszenierte Musikvideo zu „Nothing Compares 2 U“ zeigte vor allem Nahaufnahmen von O’Connors ergriffenem Gesicht und damit auch ihre Frisur, die für die damalige Zeit wirklich außergewöhnlich war: Weil ihr Musikmanagement aus ihr eine typische glamouröse Sängerin machen wollte, rasierte sie sich die Haare ab.
Das Magazin „Rolling Stone“ kürte O’Connor 1991 zur Künstlerin des Jahres: „Sie hat bewiesen, dass eine Musikerin sich weigern kann, Kompromisse einzugehen, und trotzdem eine Verbindung mit Millionen Zuhörerenden schaffen kann, die hungrig auf Musik von Substanz sind“, so das Magazin damals laut Tagesschau.
Kontroverse Positionen
Nicht nur bei ihrem Äußeren ging O’Connor keine Kompromisse ein. Auch bei vielen gesellschaftspolitischen Fragen vertrat sie oft Positionen, die Reibung verursachten. Zum Beispiel bekundete sie 1989 ihre Unterstützung für die IRA, was sie aber schon ein Jahr später wieder zurückzog.
Am bekanntesten ist aber O’Connors Auftritt bei „Saturday Night Live“, wo sie 1992 als Kritik an der katholischen Kirche ein Foto von Papst Johannes Paul II. zerriss. Lange forderte sie, dass die Rolle der Kirche bei der Verschleierung von sexualisierter Gewalt durch kirchliche Amtsträger umfassend untersucht wird. Dazu forderte sie beispielsweise die Gemeinden dazu auf, katholische Messen zu boykottieren. Die offizielle Entschuldigung für die Missbrauchsfälle durch Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 ging ihr definitiv nicht weit genug. 2018 konvertierte O’Connor zum Islam und nahm den bürgerlichen Namen Shuhada Sadaqat an.
Ein Viertel queer
Obwohl sie viermal mit Männern verheiratet war, sagte O’Connor mehrfach, dass sie nicht komplett heterosexuell sei. So sagte sie im Jahr 2000: „Ich bin eigentlich eine Lesbe.“ Später revidierte sie jedoch ihre Aussage. 2005 erklärte sie: „Ich bin drei Viertel heterosexuell und ein Viertel gay.“ 2014 erläuterte O’Connor gegenüber Pride Source: „Wenn ich mich in eine Person verliebe, ist es mir egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist.“ Es mache keinen Unterschied, wer die Person sei.