Angriff auf US-Homo-Ehe Andere Glaubenskonfessionen begrüßen das Gesetz, Katholiken hetzen dagegen!
So richtig überrascht es einen nicht, zeigt aber einmal mehr die Dreistigkeit der katholischen Kirche – nachdem sich erst am vergangenen Mittwoch in einer Vorabstimmung die Mehrheit der US-Senatoren inklusive 12 republikanischen Kongressmitgliedern für das neue Bundesgesetz zum Schutz der Homo-Ehe in Amerika ausgesprochen hatten, hetzen jetzt katholische Bischöfe dagegen.
Katholische Bischöfe bleiben stur
Während einer US-Konferenz erklärte so der Verband der katholischen Bischöfe sowie auch führende Vertreter der Southern Baptist Convention, dass sie dem Gesetzentwurf nach wie vor nicht zustimmen können und dass, obwohl zuvor Demokraten und Republikaner gemeinsam Änderungen an der Erstversion vorgenommen hatten, um der Religionsfreiheit mehr Freiraum zuzugestehen. So wären kirchliche Organisationen oder Unternehmer beispielsweise nicht gezwungen, eine gleichgeschlechtliche Ehe zu unterstützen, wenn dies ihrem Glauben widersprechen würde. Explizit sollen damit christliche Dienstleister wie zum Beispiel Bäcker geschützt werden, die nach wie vor auf Grundlage ihres Glaubens verweigern können, einem schwulen Paar eine Hochzeitstorte backen zu müssen – mehrere solcher Streitfälle sorgten in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Schlagzeilen.
Gesetz sei Bedrohung für die Religion
Für die katholischen Bischöfe in den USA bleibt das Gesetz trotzdem eine “ernste Bedrohung für die Religionsfreiheit“. Ein Sprecher der Konferenz sowie Vertreter der Missouri Baptist Convention erklärte weiter: „Der Gesetzentwurf ist ein vorsätzlicher Angriff auf die Religionsfreiheit von Millionen von Amerikanern, die aufrichtige Überzeugungen über die Ehe haben, die auf dem Diktat des Glaubens an Gott beruhen." Bereits im Vorfeld hatte man versucht, Druck auf den republikanischen US-Senator Roy Blunt aus Missouri auszuüben, glücklicherweise ohne Erfolg, Blunt votierte trotzdem für das Gesetz.
Auch der katholische Kardinal Timothy Dolan aus New York, Vorsitzender des Komitees für Religionsfreiheit der katholischen Bischöfe, erklärte, dass der überparteiliche Änderungsantrag der Religionsfreiheit entgegenstehen würde: "Der Gesetzesentwurf wird ein neuer Pfeil im Köcher derjenigen sein, die religiösen Organisationen die freie Ausübung ihrer religiösen Pflichten verweigern, ihnen ihre Steuerbefreiungen entziehen oder sie von der vollen Teilnahme am öffentlichen Leben ausschließen wollen." Ein Hauptanliegen dieser Führer der beiden größten Konfessionen des Landes ist, dass auch der aktualisierte Gesetzesentwurf keine religiösen Schulen oder glaubensbasierte gemeinnützige Organisationen wie Adoptions- und Pflegekinderdienste schützen würde. Kurzum, Schulen in den USA dürften nach wie vor nicht im Vergleich zu Ländern wie Australien ihren Schülern erklären, dass Homosexualität eine Todsünde sei und die ewige Verdammnis drohe.
Andere Glaubenseinrichtungen begrüßen das Gesetz
Ganz anders als die Katholiken reagierten andere Glaubenseinrichtungen in den USA, beispielsweise auch eine der bekanntesten konservativ ausgerichteten Konfessionen des Landes, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – die Vereinigung der Mormonen sprach sich klar für das Gesetz aus. Auch viele weitere religiöse Organisationen von den Juden bis zu den Hindus stimmten dem Gesetzestext zu, auf einer Kundgebung am gestrigen Donnerstag vor dem US-Kapitol bekräftigten sie ihre Unterstützung. Darunter waren Gruppen wie die Interfaith Alliance, das Religious Action Center of Reform Judaism, die United Church of Christ Justice and Local Church Ministries sowie auch die Organisation Hindus for Human Rights.
Tarunjit Singh Butalia, Geschäftsführer von Religions for Peace USA, erklärte: "Dies ist ein Gesetz mit gesundem Menschenverstand, das die Religionsfreiheit für alle und nicht nur für einige wenige gewährleistet. Glaubensgemeinschaften müssen daran arbeiten, die in ihrem eigenen Glauben verankerten Prinzipien der Ehe zu leben, ohne Menschen anderen Glaubens oder ohne Glauben ihre religiösen Ansichten aufzuzwingen." So viel Verständnis gegenüber Andersgläubigen oder LGBTI*-Menschen erwartet man von den katholischen Bischöfen wohl abermals vergebens.
Ein Gesetz mit großer Schutzfunktion
Das neue Gesetzesvorhaben in seiner überarbeiteten Fassung soll zeitnah im US-Senat final verabschiedet werden, eine Mehrheit von 62 Senatoren hat sich bereits dazu bekannt. Anschließend geht der Gesetzestext namens Respect for Marriage Act zur finalen zweiten Abstimmung in das Repräsentantenhaus. Geplant ist, dass noch bis Ende dieses Jahres das neue Bundesgesetz verabschiedet werden wird, bevor im Januar 2023 das neu gewählte Repräsentantenhaus unter republikanischer Mehrheit erstmals zusammentreten wird.
Präsident Joe Biden hatte in dieser Woche bereits erklärt, dass er das neue Gesetz sehr gerne und zeitnah dann unterschreiben werde. Das neue Bundesgesetz würde alle US-Bundesstaaten dazu verpflichten, gleichgeschlechtliche Ehen anzuerkennen und damit frühere homophobe Gesetzestexte obsolet machen. Initiiert war das Vorhaben von demokratischer Seite aus, nachdem mehrere konservative Richter des Obersten Gerichtshofs angedeutet hatten, den bisher gültigen landesweiten Schutz der Homo-Ehe, basierend auf einem früheren Urteil des Obersten Gerichtshofs, wieder rückgängig machen zu wollen.