Der unvermeidliche Abschied Was spricht gegen ein „happy end“?
Die einen haben schon einmal darüber nachgedacht und den Gedanken dann schnell wieder verworfen. Andere haben noch nie darüber nachgedacht. Und einige Ausnahmen beschäftigen sich regelmäßig und gewissenhaft mit dieser Frage. Wie es wohl wäre, wenn jetzt Schluss wäre mit dem Leben?
Polizisten oder Feuerwehrmänner zum Beispiel, haben sich vielleicht schon des Öfteren einmal mit dem eigenen Tod beschäftigt. Aber sollten wir nicht alle darüber nachdenken, ab einem gewissen Alter Maßnahmen zu treffen, beziehungsweise wenigstens einmal mit den Angehörigen über Wünsche und Vorstellungen zu reden? Wir reden hier nicht von Menschen ab 60 Jahren, sondern vielmehr von einem Alter, in dem man schon einiges gesehen und erlebt hat, um zu wissen, wie man sich eine Beisetzung vorstellt. Also vielleicht Mitte 20 oder Anfang 30? Nehmen wir nicht alle täglich am Straßenverkehr teil? Egal, ob als Fußgänger, Rad-, Auto- oder Bahnfahrer. Ein gewisses Risiko ins „Gras zu beißen“ hat doch jeder von uns. Und überhaupt, warum setzten wir uns so wenig mit dem Thema Sterben auseinander? Warum ist es scheinbar noch immer so ein großes Tabu in unserer Gesellschaft?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch Dieter Holhorst. Er ist der Kopf hinter der Bestattungs-Messe „happy end“, die am 11. November im Forum Ohlsdorf in Hamburg stattfindet. Dieter Holhorst muss viel Kritik einstecken, was den Namen seiner Messe betrifft. „Wieso soll unser unvermeidlicher Abschied von der Erde nicht „glücklich“ verlaufen? Was spricht gegen ein „happy end“? Sollte es nicht unser Ziel sein, das Lebensende in ein „happy end“ münden zu lassen – für Sterbende und Hinterbliebene?“, fragt sich der Initiator.
In Deutschland besteht eine Bestattungspflicht. Es gibt viele verschiedene Bestattungsarten und im benachbarten Ausland noch einige mehr, also sollten wir uns klar werden, wie wir sterben und bestattet werden wollen, damit unsere Hinterbliebenen nicht mit dieser Entscheidung konfrontiert werden. Sie werden in ihrer Trauer schon mit genügend Dingen konfrontiert, umso besser, wenn eventuelle Wünsche schon vorher besprochen oder niedergeschrieben wurden.
Bei der Messe „happy end“ handelt es sich um eine reine Publikumsmesse, mit dem Ziel, sich rechtzeitig und ungezwungen Gedanken über das kommende Lebensende zu machen. Deshalb wird es auch eine große Bandbreite an Ausstellern zu den unterschiedlichsten Bereichen geben. Von Bestattern und Trauerrednern, über Särge und Urnen bis hin zu Steinmetzen und alternativen Bestattungsarten, wie Asche zu Diamanten, wird alles auf der Messe vertreten sein.
Das Bestattungsrecht ist in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer. Es handelt sich hier um meist ähnliche Gesetze, ausschließlich in Bremen und Nordrhein-Westfalen gibt es Abweichungen. In Bremen wurde 2015 der Friedhofszwang unter Auflagen abgeschafft und in NRW ist das Ausbringen der Asche außerhalb des Friedhofs möglich. In Nachbarländern, wie den Niederlanden oder der Schweiz, ist der Friedhofszwang für die Asche schon lange aufgehoben. Die Bestattungspflicht besteht in Deutschland, aus christlicher Tradition als Erdbestattung, schon seit dem Mittelalter. Zeit mal etwas zu verändern, meint Dieter Holhorst: „Nichts ist auf ewig in Stein gemeißelt und es scheint mir an der Zeit, das Bestattungswesen insgesamt zu liberalisieren und einen großen Schritt ins Zeitalter der Digitalisierung zu gehen“.
Natürlich ist es sinnvoll, finanziell etwas für die eigene Beerdigung vorzusorgen, ob nun in Form einer Versicherung oder Ähnlichem. Je nach Bestattungsform, kann so eine Beisetzung sehr teuer für die Angehörigen werden. Die günstigste Form beginnt wohl bei 2.000 Euro und ist eine anonyme Beisetzung. Nach oben gibt es finanziell so gut wie keine Grenze. Bei der anonymen Bestattung findet im Vorfeld eine Einäscherung des Verstorbenen statt. Es kann auf Wunsch eine Trauerfeier abgehalten werden, doch die Angehörigen erfahren den genauen Ort der Grabstätte nicht. Das bedeutet, es fehlt ihnen ein konkreter Ort zum Trauern.
Bei der Erdbestattung unterscheidet man zwischen Wahl- und Reihengrab. Beim Wahlgrab kann man sich aussuchen, wo und wie groß die Grabstätte sein soll. Bei einem Reihengrab wird der Platz der Grabstätte nach der Reihe vergeben. Auch die Größe ist nicht frei wählbar. Die Liegezeit beträgt zwischen 15 und 30 Jahren und kann nicht verlängert werden. Die Kosten variieren bei einer Erdbestattung zwischen 4.000 und 10.000 Euro.
Wenn der Verstorbene eingeäschert werden soll, hat man danach die Wahl zwischen Urnengrab, Kolumbarium und Urnenstele. Ein Kolumbarium ist eine Wand auf dem Friedhof oder in einer Kirche. Die Urnen werden in kleine Fächer in der Wand gestellt, die mit einer beschrifteten Tafel verschlossen werden. Urnenstelen sind Säulen, die dekorativ gestaltet auf Friedhöfen stehen und die Urnen beherbergen. Auch hier gibt es beschriftete Tafeln. Eine Urnenbeisetzung kann zwischen 4.000 und 13.000 Euro kosten.
In einigen Ländern dürfen die Angehörigen die Urne mit der Asche des Verstorbenen mit nach Hause nehmen. Das ist in Deutschland aufgrund des Friedhofzwangs nicht möglich.
Eine Baumbestattung kostet zwischen 2.000 und 7.000 Euro. Die Asche des Verstorbenen wird im Wurzelbereich eines Baumes bestattet. Das ist in sogenannten Friedwäldern möglich, aber auch auf einigen Friedhöfen kann mittlerweile eine Baumbestattung stattfinden. Eine Seebestattung war früher nur für Menschen mit maritimem Beruf erlaubt. Heute möchten immer mehr Menschen im Meer bestattet werden. Die Asche wird hier in eine Wasserurne gefüllt und dann auf einem Schiff in Nord- oder Ostsee beigesetzt. Hierbei belaufen sich die Kosten auf 2.000 bis 7.000 Euro.
Bei der Diamantbestattung wird aus der Asche des Verstorbenen in einem mehrmonatigen Verfahren ein Diamant gepresst und in ein Schmuckstück eingesetzt. Durch die in Deutschland geltende Friedhofspflicht muss der Verstorbene auf einem Friedhof beigesetzt werden. Es wird deshalb nur ein Teil der Asche verarbeitet. Je nach Größe des Steins belaufen sich die Kosten auf 5.000 bis 13.000 Euro.
In den Vereinigten Staaten und in Russland ist die Kryonik eine gängige Methode. Menschen, die ihren Körper nach dem Ableben konservieren lassen möchten, hoffen darauf, dass irgendwann in der Zukunft die Krankheit, an der sie gestorben sind, geheilt werden kann und sie dann nach ihrer Heilung weiterleben können. Bei der Leichenkonservierung wird der Körper also nicht im klassischen Sinne bestattet, sondern konserviert. Das Blut wird aus dem Körper entfernt und durch Kühlflüssigkeit ersetzt. Danach wird der Leichnam auf -200 Grad Celsius runtergekühlt und aufbewahrt. Dieses Verfahren kostet bis zu 100.000 US-Dollar.
In Deutschland traut man sich kaum, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, dabei gehört er nun mal dazu. Nichts ist so sicher, wie die Tatsache, dass wir alle irgendwann nicht mehr auf dieser Erde weilen. In anderen Ländern und Kulturen gehören Tod und Bestattung zum Alltag, vor allem in hinduistischen Kulturen. In einigen Ländern, wie Indonesien wird sogar ein Fest zelebriert.
Aufgrund der vielen verschiedenen Bestattungsformen, der Kosten und der Trauer, sollte man sich früh genug mit dem eigenen Tod auseinander setzten, denn bei den Angehörigen liegen nach dem Tod eines geliebten Menschen doch so schon die Nerven blank. Nehmen wir ihnen diese schwierigen Entscheidungen ab und hören wir auf, den eigenen Tod zu tabuisieren. Dann wird es vielleicht auch für alle ein „happy end“.