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Leserumfrage // © master1305
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Leserumfrage Für die Schönheit unters Messer ?

vvg - 25.03.2017 - 09:00 Uhr

Wenn es tatsächlich notwendig wäre, hatte ich kein Problem damit, mir Botox gegen Falten spritzen zu lassen. Aber das wäre es im Prinzip auch schon, denn bis jetzt bin ich mit meinem Körper durchaus zufrieden. Vielleicht würde ich irgendwann eine Haartransplantation machen lassen, weil mir die langsam ausfallen. Ich weiß zwar, dass jedes Haar einzeln eingepflanzt wird, dass das eine teurere Angelegenheit ist und man trotz allem keine Garantie hat, dass die eingesetzten Haare auch anwachsen. Mal sehen, vielleicht gibt es irgendwann dagegen eine Versicherung; da muss ich mich mal schlau machen. J Warum ich überhaupt etwas machen lassen würde? Vielleicht ist das narzisstisch, aber ich glaube, dass ich mich dann einfach wohler fühle. Momentan habe ich keine Probleme damit, aber wer weiß, wie ich in fünf oder zehn Jahren darüber denke. Ich versperre mich nicht dagegen und verurteile auch nicht die Leute, die etwas haben machen lassen. Ich denke, wenn man älter wird und automatisch länger im Bad braucht, ist es gerade wichtig, dass man sich auch äußerlich wohl fühlt. Eigentlich lehne ich es ab, dass die Gesellschaft so stark nach Äußerlichkeiten urteilt und man nur dann gut angesehen wird, wenn man auch gut aussieht. Selbst in der Szene, herrscht diesbezüglich ein großer Druck, es geht immer nur um das Eine und ob man jemanden abbekommt oder nicht. Schöne Menschen werden doch erst schön, wenn sie Humor haben, witzig sind und man sich mit ihnen unterhalten kann. Ich habe mich schon bei dem Berliner Schönheitschirurg Volker Rippmann erkundigt, was man tun kann, was das kostet und welche Risiken eventuell auftreten könnten. Weil ich nicht, nur um ein paar Fältchen zu verdecken, meine Gesundheit aufs Spiel setzen möchte. Allerdings schützt ein Eingriff von einem Fachmann vor weiterer Faltenbildung.

Denis aus Berlin

Denis // © vvg

Ich habe nichts dagegen, wenn jemand meint, er ist mit seinem Körper und seinem Aussehen unzufrieden und glaubt, durch eine Schönheits-OP ein positiveres Aussehen zu erreichen. Wenn jemand beispielsweise stark an Körpergewicht abgenommen und überschüssige Haut hat - denn die verschwindet nicht durch sportliche Aktivitäten - und dadurch nicht selbstbewusst ist, sollte er auch die Möglichkeit haben, in eine sogenannte Wohlfühl-Figur reinzukommen. Ich glaube, Fettabsaugung und Straffung der überschüssigen Haut sind neben Augenringen, Lidfalten und eventueller Haartransplantation die häufigsten Gründe, dass man sich auf den Weg zu einem Schönheits-Chirurgen macht. Wahrscheinlich noch die Vergrößerung/Verlängerung des Geschlechtsteils; schließlich will ja keiner einen kleinen haben. Besonders in der Szene wird nur nach XXL-Größen gesucht. Eine gute Bekannte von mir hat sich unters Messer gelegt. Mit dem Ergebnis, dass ihre krumme Nase danach gerade und ihre kleinen Brüste danach größer waren. Ich selbst würde vielleicht auch was machen lassen, um einen straffen Bauch zu bekommen. Aber dafür habe ich momentan kein Geld; da muss ich es wohl eher mal mit Sport versuchen. Leute, die in ihrer Psyche unzufrieden sind, machen eher den Schritt zum Chirurgen; was mit dem fehlenden Selbstbewusstsein zu tun hat. Ich glaube aber, niemand ist wohl zu 100% mit sich selbst zufrieden. Vielleicht hat man auch ein falsches Bild von sich, was man auf die Außenwelt projiziert, bzw. wie die anderen Menschen einen wahrnehmen. Vielleicht legen sich auch ältere Leute gerne unters Messer, um jugendlicher auszusehen. Ob das dann tatsächlich klappt, ist sicherlich die große Frage. Meistens wirkt das Gesicht maskenhaft und die Mimik geht verloren. Aber wenn das eigene Auge es schöner findet? Mir persönlich ist die Sympathie, die jemand ausstrahlt, wichtiger als ein perfektes Aussehen.

Dominik aus Aachen

Doninik // © vvg

Mir hat man das mal so erklärt: „Wenn an einem Haus etwas nicht mehr in Ordnung ist, lässt man es renovieren, damit es wieder schön aussieht. Und wenn ich mir im Spiegel nicht mehr gefalle, mache ich das dann auch so und lasse an mir etwas machen.“ Für mich persönlich käme das nicht in Frage, ich finde mein „Haus“ ganz in Ordnung; ich würde an mir nichts machen lassen. Man weiß ja auch nie ob das Äußere mit dem Inneren dann noch übereinstimmt. Z.B.: Im Dschungel-Besucher Florian Wess, sah man anfangs nur den Ken, seine eigentliche Person blieb unerkannt. Nach 14 Tagen wurde er viel menschlicher, weil er seine innere Seite zeigte, die nicht mehr mit der Figur Ken zu tun hatte. Wie er sich jetzt im alltäglichen Leben gibt, bleibt abzuwarten. Schönheit ist relativ; was Person A schön findet, muss Person B nicht gefallen. Eine erfolgreiche OP ist dann gegeben, wenn der Chirurg erkennt, dass der Patient durch die OP positiv hervorgehoben wird. Schönheit ist immer nur äußerlich, obwohl sie eigentlich im Inneren entsteht. Wenn man sich aber selbst als äußerer Mensch nicht mehr erkennt, weil die äußere Hülle zur inneren nicht mehr passt, muss man das Äußere verändern. Ich sah mal nach einem Besuch bei einem türkischen Frisör vollkommen verändert aus, so dass mich einige gar nicht mehr erkannt haben. Da war ich ein komplett anderer Mensch. Ich wusste aber, dass das lediglich nur frei Wochen andauert; eine Veränderung durch eine OP wäre nicht rückgängig. Ob das innere Selbstwertgefühl aber durch eine neue Fassade gestärkt wird, wage ich zu bezweifeln. Ein gutes Beispiel für eine gelungene OP ist: wenn ein Mensch glaubt, er sei im falschen Körper geboren, sich dann für den Weg zum Chirurgen entschließt, um das innere mit dem äußeren in einen stimmigen Zustand zu bringen. Und das nennt man ja nicht umsonst eine „Angleichung“!

Jürgen Pfeifer, die Königin vom Frankfurter Switchboard

Jürgen // © vvg

Schon während meines Studiums begannen mir die Haare am Hinterkopf auszufallen, mit 27 hatte ich eine kreisrunde, fast kahle Stelle. Als die Möglichkeit bestand zusammen mit einem sehr guten Freund eine Haartransplantation durchführen zu lassen, haben wir nicht lange gefackelt. Es war ein seit langem gehegtes Vorhaben. Eine Friseurin kannte einen Kunden, der uns über seine Erfahrungen in der Türkei, von sehr guten hygienischen Zuständen, sowie der Betreuung vor Ort erzählte. Auch Vor- und Nachherbilder haben wir gesehen. Über ihn bekamen wir einen Ansprechpartner in Istanbul. Bei den Kosten gab es ein Pauschalangebot für Flug, Hotel und OP für 2500€. In Deutschland muss man mindestens mit dem Doppeltem rechnen. Bei mir wurde die FUE-Methode angewendet, bei der Haarwurzeln (Grafts) einzeln aus dem Hinterkopf entnommen werden. Nach einem standardisiertem Bluttest und der Messung des Blutdrucks erklärte ein Arzt, den genauen Ablauf. Es wurde eine Linie gezeichnet, wo die Haare transplantiert werden sollten und meine Haare auf 1 mm gekürzt. Nach mehreren Betäubungsspritzen wurden aus dem Hinterkopf Haare entnommen. Danach wurde eine Kochsalzlösung gespritzt, damit sich die Kopfhaut von der Schädeldecke löst. Mit einer Art Hohlbohrer wurden die Grafts entnommen. Bei mir waren das 3000. Das dauerte ca. 4 Stunden. Im zweiten Schritt wurden die Grafts einzeln per Hand implantiert. Nach der OP wurde ein Stirnband übergezogen, damit die Kochsalzlösung nicht zu schnell abfloss. Für das nächste Jahr gilt, den Kopf alle zwei Tage mit dem Shampoo zu waschen, täglich morgens und abends mit einem Serum einzusprühen und dieses in die Kopfhaut einzumassieren. Zudem nehme ich jeden Tag ein Milligramm Finasterid ein. Ob ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, lässt sich jetzt nach 3 Monaten noch nicht sagen. Die ersten Haare wachsen im Regelfall erst nach 4 Monaten, das tatsächliche Ergebnis ist nach 12 Monaten zu sehen. Es bedarf also auch Durchhaltevermögen.

Sven aus Schwäbisch Hall

Sven // © vvg

Torsten: Grundsätzlich "Jein". Jeder ist individuell und jeder sollte seine Individualität achten. Für mich persönlich käme das gar nicht in Frage. Ich kann es allerdings nachvollziehen, wenn jemand nach einem Unfall, durch Verunstaltung, verunglückten Operationen, eine sogenannte Schönheits-OP zur Korrektur machen lässt. Das habe ich auch schon einmal nötig gehabt. Wenn sich durch eine OP seelische Probleme vermeiden lassen, würde ich auch noch zustimmen. Wenn es jedoch z.B. um das Fettabsaugen geht, da gibt es andere Möglichkeiten, wie z.B. Sport, um die Problemzonen zu beseitigen. Apropos Schönheit, das ist ja auch Definitionssache. Meist geht es dabei doch darum, das Alter zu kaschieren und jünger zu wirken. Das ist ein gesellschaftliches Problem, welches durch Medien, Mode- und Kosmetiklabels geprägt wird. Leider ändert sich bei schönoperierten Menschen oftmals auch der Charakter zum negativen.

Mark: Ich sehe das anders, wenn Leute eine Operation für sich als notwendig erachten, sollen sie es machen lassen. Wozu gibt es denn solche OP's? Es kostet ja auch nicht gerade wenig und wenn Leute dafür das nötige Kleingeld haben, sollen sie es machen. Allerdings sehe ich das Problem, das einige Menschen davon süchtig werden und nicht mehr wissen, wann es zu viel ist. Wir kennen einige Leute, die es haben machen lassen und bei denen sieht das einfach nicht mehr gut aus. 

Wenn wir das nötige Kleingeld hätten, würden wir vielleicht bei Mark im Augenbereich etwas machen lassen, (das hat er ja geerbt), aber ansonsten sind wir so miteinander glücklich, wie wir einander sehen und mit dem Älterwerden haben wir auch keine Probleme. Wenn das Aussehen, das einzige ist, worüber man sich noch definiert, dann hat man ein richtig großes Problem.

Torsten aus Köln & Marc aus Neuwied

Torsten & Marc // © vvg

Ich bin absoluter Verfechter für das Ausführen einer Schönheits-OP. Würde ich selbst was machen lassen? Ja, unbedingt, aber nur in einem Bereich, wo man nicht sofort sieht, dass etwas gemacht wurde. Es ist ein Unterschied, lästige Haut wegzuschneiden oder ein veränderter Mensch sein zu wollen. Ich befürworte es dort, wo man alle möglichen Mittel einsetzt, die einen jünger und frischer und erscheinen lassen; auch wenn das subjektiv ist. Dort, wo jemand versucht sich zu verändern, sollte er eher zum Psychologen als zum Chirurgen gehen. Es ist doch kein Makel, wenn man nicht als schön bezeichnet wird; in Wirklichkeit ist doch eh' alles Selbstbetrug. Letztendlich kommt es auf die Persönlichkeit an. Wenn man in den Spiegel schaut und denkt, so ein „Truthahnhals“ muss nicht unbedingt sein, ist das doch in Ordnung. Ich hätte eigentlich keinen Grund, ich habe einen gutaussehenden und intelligenten Mann an meiner Seite. Wenn ich etwas machen ließe, dann ausschließlich für mich. Nicht um außenwirkungstechnisch anders rüberzukommen, sondern um mich morgens im Spiegel besser begrüßen zu können. Ich kenne zwei Fälle, die eine OP hinter sich haben. Einer ging furchtbar in die Hose; das war ein Fall von „Ich will anders aussehen“ – ein klassischer Fall für dem Therapeuten. Die 2. Person hat sich viel Haut wegnehmen lassen, das Ergebnis war bemerkenswert. Keiner wusste, was es war, aber alle fanden sie großartig aussehend. Wenn man so etwas erreicht, finde ich eine OP legitim. Schwule Männer lassen sich wahnsinnig gerne Bauch und Oberschenkel absaugen, anstatt ins Fitness-Studio zu gehen. Und sie botoxen lieber, anstatt zu erkennen, dass gerade Lachfalten etwas sehr sympathisches sind. Und wer daran denkt, seinen Penis vergrößern zu lassen, sollte eher mit dem Psychologen darüber reden, - oder einen Porsche kaufen.

Wolfgang DeMarco, Kulturmanager aus Duisburg

Wolfgang // © vvg

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO im März 2017 geführt.

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