Leserumfrage Sammelleidenschaften
Es gab gar keinen so richtigen Anfang des Sammelns. Ich meine, mich zu erinnern, mit 5-6 Jahren war ich auf einer Betriebsfeier meines Vaters dabei, bei der es eine Tombola gab und er ein Truck Racing gewonnen hat. Mit meinem Bruder ging es zum Nürburgring und da wurde uns alles gezeigt. Dabei gab es Ausweise, die an einem Band hingen. Ich war so begeistert, dass ich das Band als Erinnerung bis heute habe. So fing es an. Auf jeder Veranstaltung, ob Straßenfest oder Tag der offenen Tür, die wir mit unseren Eltern besucht haben, kam ein Band dazu. Rückblickend sind all diese Bänder emotionale Erinnerungen an die Kindheit und an meinen Vater, der heute nicht mehr lebt.
Während der Schulzeit ebbte diese Sammellust ab, aber ich hatte immer zwei Einkaufstüten mit diesen Bändern. Ich habe viel ausgemistet in den Jahren, aber die Schlüsselbänder habe ich immer behalten.
Als ich zu meiner Ausbildung zum Krankenpfleger meine erste eigene Wohnung bezog, entdeckte ich die Tüten wieder und nutze sie zur Dekoration meiner Wohnung. Auch bei meiner Arbeit in verschiedenen Krankenhäusern nutzte man farbige Schlüsselbänder zur Markierung der Schlüssel. So wuchs meine Sammlung unbewusst weiter.
Nach meinem Outing engagierte ich mich ehrenamtlich in der Szene, war als Fotograf unterwegs und meine Sammlung wuchs weiter. Am Ende hatte ich mehr als 150 verschiedene Bänder beieinander.
Erneut Bedeutung erlangten diese Bänder durch meine Augenerkrankung. Ich bekam auf beiden Augen eine Netzhautablösung und meine Sehkraft verschlechterte sich enorm. Ich habe Schwierigkeiten Farben zu sehen. Aber Rot sehe ich sehr gut. So habe ich alle wichtigen Sachen in Rot oder habe Schlüsselbänder angebracht, die rot sind und finde so meine wichtigen Sachen schnell wieder.
Andreas sammelt Schlüsselbänder
Ich bin ein Filmfreak seit meiner Kindheit und bin in meiner Jugend unheimlich gern ins Kino gegangen. Ich bin in den 60er Jahren geboren und wir hatten damals noch keine Videotechnik oder Streaming-Dienste. Wenn ich etwas Neues sehen wollte, musste ich ins Kino gehen. Z.B. Starwars: 1977 kam der erste Teil heraus – der heute zum dritten Teil wurde. Das war damals ein magisches Erlebnis, das man der heutigen Generation gar nicht mehr beschreiben kann. In jedem Kino in dem dieser Film lief, waren die letzten drei Stuhlreihen gesperrt und es stand gigantische Tontechnik und Boxen darauf, damit man - was heute jedes Heimkino kann - mit dem räumlichen Sound den Film erleben konnte.
Dann kamen die VHS-Kassetten heraus. Da ich noch nicht viel verdiente, habe ich mir die ersten Filme kopiert. Darauf folgte die DVD und da konnte man dann über den Computer die ganzen Filme herunterladen.
In der Hauptzeit hatte über dreitausend Filme in meiner Sammlung. Dazu gab es eine App „MyMovies“ hieß, mit der man eine Filmsammlung katalogisieren konnte. Automatisch wurden die Akteure, Regisseure und die Geschichte vom Film eingefügt, so dass ein gutes Archiv entstand und man alles schnell finden konnte. Meine Schwerpunkte reichen von Sci-Fi über Aktion, bis Komödien und Krimis. Nur Horrorfilme gefallen mir nicht.
Da sich alles immer weiterentwickelt habe ich heute nur noch die Blu-Rays und die 3D-Filme in der Wohnung. Der Rest wird im Keller gelagert.
Früher habe ich fast täglich einen Film geschaut, die Blockbuster natürlich öfter, oft auch gemeinsam im Freundeskreis habe ich zu Filmnächten eingeladen u.a. zu neun Stunden „Herr der Ringe“. Heute sammle ich nur noch die Blockbuster.
Hermann sammelt Filme
Ich sammele Schmuckanhänger und alles was glitzert und funkelt. Entweder ich finde das, bekomme es von anderen oder kaufe mir Teile - ein Einkauf im Baumarkt lohnt sich immer - und fertige aus dem Material z.B. dann Ketten an. Die Kette, die ich heute trage, war vor einigen Tagen noch ein Ohrring von meiner Mutter. Ich wusste, dass sie den nicht mehr trägt, habe sie gefragt, ob ich den bearbeiten darf und sie gab mir ihr Okay dazu. Da ist nichts gelötet, sondern alles nur durch Ringe und Ösen mechanisch verbunden.
Ich mache das größtenteils für mich selbst. Wenn eine Person allerdings Spaß an meiner Arbeit hat, bin ich auch bereit, mich von einem Teil zu trennen. Sei es nun zum Verschenken oder zum Verkauf.
Mittlerweile habe ich über einhundert Teile angefertigt und habe zu Hause eine Schublade voll mit diesen schönen Teilen. Ich sehe mich aber wohl eher als Bastler und nicht als Künstler, obwohl ich oft auf meine Ketten angesprochen werde und auch Komplimente dafür bekomme. Ich zeige meine Arbeiten, in dem ich sie selbst trage. Heute habe ich nur eine Kette um, meist trage ich mehrere. Das können bis zu zehn Ketten sein, je nachdem wohin ich gehe.
Angefangen hat es mit einem Gürtel meiner Mutter, der aus den 90er Jahren stammte. Ich konnte ihn ihr abluchsen und für mich etwas Neues daraus arbeiten. Darüber, ob ich das später mal professionell machen möchte, um auch Geld damit zu verdienen, muss ich nachdenken. Ich habe ja einen festen Job; das Sammeln ist eher mein Hobby. Ich liebe es, aus Altem etwas Neues zu schaffen. Ich bin da sehr ideenreich und kreativ.
Jeffrey sammelt Schmuckanhänger
Aktuell sammle ich hauptsächlich Brettspiele. Ich spiele leidenschaftlich gern und versuche immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Früher gab es nicht diese Bandbreite von Spielen, man kannte allenfalls noch „Mensch, ärgere dich nicht!“, „Halma“ und „MONOPOLI“. Bei letzterem war ich immer die Bank und dachte mir, da muss es doch mehr geben. So kam ich zur Spielemesse in Essen - da entdeckte ich, dass es tausende von Brettspielen gibt. Zu Hause umfasst meine Sammlung derzeit ca. 400 Spiele, besessen habe ich schon über 1900 Spiele. Aus Platzmangel habe ich meinen Besitz an Spielen reduziert. Dabei kommt mir zu Gute, das es Spielebörsen gibt, ich auch Spiele verschenke und an Samstagen in einem Geschäft für Brettspiele arbeite. Hier haben wir eine Abteilung, in der man geprüfte und gebrauchte Spiele preiswerter erwerben kann.
Es gibt ja viele Spiele, die von der Idee vergleichbar sind und man behält dann nur das für einen persönlich Beste. Durch mein Hobby seit über 25 Jahren und meine Tätigkeit im Spieleladen, kenne ich fast jedes Spiel und kann so andere Brettspieler gut beraten, je nach ihrem Level und Spielevorlieben. Es gibt ja reine Glücksspiele, Taktikspiele, Geschicklichkeits- und Rollenspiele und vieles andere mehr. Da hat sich in den letzten Jahrzehnten eine richtige Spielekultur entwickeln. Ich bin in drei Spielerkreisen, in denen wir regelmäßig spielen und auch gemeinsame Wochenenden verbringen. Und im Geschäft gehört es zu den Aufgaben der Mitarbeiter neue Spiele zu testen, um in der Beratung immer up-to-date zu sein. Viele Spiele haben eine tolle Aufmachung, aber die Idee ist nicht so anspruchsvoll. Man sollte man sich also nicht nur vom Äußeren leiten lassen, sondern lieber eine fachkundige Beratung nutzen oder sich auf YOUTUBE kundig machen.
Michael sammelt Spiele
Ich sammle seit Ewigkeiten in erster Linie Schallplatten, aber auch CDs und DVDs. Inzwischen habe ich eine Sammlung von zirka 15.000 Schallplatten, 10.000 CDs und ungezählte DVDs. Letzteres meistens schwule Filme, viele in Originalfassung, also mit Untertiteln. Meine allererste Platte war „My Boy Lollipop“ gesungen von Maggie Mae, die mit dem Song 1975 einen großen Erfolg hatte; mein letzter Einkauf war ein Album von David Bowie. Aber ich liebe auch Sampler wie die „Bravo-Hits" oder „Clubsound-Players“, weil da meist immer eine gute Mischung drauf ist und das nie langweilig wird. Ich habe teilweise alle Singles aus den Top 100 aus einem Jahr zusammen. Zum Anhören meiner Sammlung habe ich sogar noch einen Schelllackplattenspieler, sowie Plattenspieler mit 78er- und 45er Umdrehungen. Wenn manche Leute das hören, können sie das kaum nachvollziehen. Besonders die Jugendlichen besitzen ja kaum noch Schallplatten oder DVDs – ganz zu schweigen von Plattenspielern. Weil die sich ihre Hits aus dem Internet downloaden oder Filme, die sie sich ansehen, streamen. Da bin ich eher oldschool: ich kann mit dem Internet nicht umgehen. Auch die Superstars der heutigen Generation wie Taylor Swift oder Miley Cyrus machen sicherlich gute Lieder, ich kann sie kaum auseinanderhalten. Spezielle Lieblingssänger habe ich nicht – doch halt: Madonna steht natürlich für mich immer ganz vorne. Aber ich höre eigentlich alles gerne: Schlager, Rock, Pop und auch Operetten.
Was mit meiner Sammlung passiert, wenn es mich mal nicht mehr gibt, interessiert mich momentan nicht. Da sollen sich von mir aus meine Patenkinder mit rumschlagen - egal, ob alles auf dem Müll landet – na ja, vielleicht denke ich noch mal drüber nach. Aber mit 62 fühle ich mich noch zu jung, um mir darüber Gedanken zu machen.
Peter sammelt Schallplatten und CDs
Ich sammle Postkarten, sogenannte Spruch- oder Werbekarten eigentlich schon immer seit diese in Cafés, Bars, Diskos oder Theatern zur kostenlosen Mitnahme angeboten werden. Das begann in den neunziger Jahren und seitdem ich in Köln bin, seit 2001 ist es mir erst besonders aufgefallen. Die erste Karte, erinnere ich mich war eine Fußballkarte, bei der Mädels gesucht wurden. „Wir tun nichts, wir wollen nur Spielen“ stand da drauf, das fand ich witzig. So fand ich Kontakt zu kölschen Mädchen und mein Interesse für das Fußballspielen wurde geweckt.
Natürlich nehme ich nicht alle Karten. Sie müssen eine schöne Aussage haben z.B. „Love is Love“, einen witzigen Spruch, der einen zum Schmunzeln bringt. „Ich bin eine Frau, soll ich das buchstabieren: Göttin.“, Pommes sind frittierte Sonnenstrahlen.“ oder „Ich bin gespannt was heute Abend im Kühlschrank kommt.“ oder die dritte Kategorie von Karten, deren Aussage ans Herz geht: „Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft.“. Es gibt auch einige Karten mit Autogramm, z.B. Ina Müller, die uns zur Hochzeit gratuliert hat, natürlich von Fußballfrauen und von Jonathan Zelter, dessen Musik wir für unseren Hochzeitstanz ausgewählt hatten.
Sichtbar in einem dafür gekauften Duschvorhang sind 120 Karten, die durch neue Karten ausgetauscht werden. Und es gibt eine Schublade, so dass ungefähr 400 Karten aufbewahrt werden. Es werden nicht mehr, da ich auch immer aussortiere. Und natürlich sind auch Karten dabei, die mit der Postversendet wurden und die auf der Rückseite beschriftet sind, aber es sind nie Fotopostkarten von Urlauben oder Reisen. Ich und meine Frau mögen es, dass die Karten präsent sind und Besucher oder wir selbst entdecken immer Sprüche, die wir lange nicht gelesen haben und amüsieren uns erneut.
Silke sammelt Karten