Neue Verbote in den USA US-Repräsentantenhaus verabschiedet Gesetz gegen queere Jugendliche
Das US-Repräsentantenhaus hat gestern mit 216 zu 211 Stimmen einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die geschlechtsspezifische Bereitstellung medizinischer Versorgung für alle trans* Jugendlichen wie beispielsweise mit Pubertätsblockern oder Hormonen landesweit verbieten soll. Der Entwurf sieht bei Zuwiderhandlung hohe Geldstrafen sowie Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren auf Bundesebene vor.
„Verheerende Auswirklungen“
Die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) mit Schwerpunkt LGBTIQ+ erklärte dazu in einer ersten Stellungnahme: „Sollte das Gesetz letztlich in Kraft treten, hätte es unmittelbare und verheerende Auswirkungen auf das Leben von transgeschlechtlichen Jugendlichen und ihren Familien im ganzen Land. Diese medizinischen und psychologischen Behandlungen, allgemein als geschlechtsangleichende medizinische Versorgung bezeichnet, werden von der American Medical Association, der American Psychological Association sowie der American Academy of Pediatrics unterstützt.“ Die ACLU weißt zudem auf das Paradox hin, dass einerseits damit die Versorgung von trans* Menschen unter 18 Jahren kriminalisiert werden würde, während andererseits nicht einvernehmliche chirurgische Eingriffe an intergeschlechtlichen Jugendlichen und Säuglingen gebilligt werde.
Ideologie statt Behandlung?
Mike Zamore, nationaler Direktor für Politik- und Regierungsangelegenheiten bei der ACLU, betonte dazu weiter: „Politikerinnen und Politiker sollten Eltern niemals daran hindern, das zu tun, was für ihre transgeschlechtlichen Kinder am besten ist. Diese Familien verbringen oft Jahre damit, sorgfältig zu überlegen, wie sie ihre Kinder am besten unterstützen können – nur um dann von unzureichend vorbereiteten Politikern behindert zu werden, die versuchen, die Gesundheitsversorgung zu kriminalisieren, die sie selbst, ihre Kinder und deren Ärztinnen und Ärzte für notwendig halten, damit ihre Kinder sich gut entwickeln können. Dieses Gesetz schafft zudem einen äußerst gefährlichen Präzedenzfall, der weit über die konkret betroffene Versorgung hinausgeht: Es kriminalisiert medizinische Behandlung auf ideologischer Grundlage und stellt Politiker aus Washington zwischen Familien und ihre Ärztinnen und Ärzte. Wir verurteilen die Verabschiedung dieser Maßnahme aufs Schärfste und fordern die Mitglieder des Senats auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass sie jemals Gesetz wird.“
Befürworter betonen Kindeswohl
Befürworter des geplanten Verbots argumentieren indes, dass Minderjährige noch nicht die nötige Reife hätten, um irreversible medizinische Entscheidungen über ihren Körper zu treffen. Eingebracht worden war das Gesetzesvorhaben von der republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene. Diese so wie weitere Unterstützer verweisen überdies darauf, dass sich die Geschlechtsidentität in der Jugend noch verändern könne und dass medizinische Eingriffe wie Pubertätsblocker oder Hormonbehandlungen langfristige gesundheitliche Folgen haben könnten, die noch nicht ausreichend erforscht seien. Zudem vertreten sie die Ansicht, dass der Staat eine Schutzpflicht gegenüber Kindern habe und medizinische Behandlungen erst im Erwachsenenalter erlaubt sein sollten. Einige betonen außerdem, dass psychologische Begleitung Vorrang vor medizinischen Maßnahmen haben müsse.
Queere Verbände entgegnen derweil weiter, dass Behandlungen individuell, sorgfältig geprüft und unter Einbeziehung von Eltern, Ärztinnen und Ärzten sowie psychologischer Fachbegleitung erfolgen. Die Maßnahmen seien notwendig, um schwere psychische Belastungen, Depressionen und Suizidgedanken zu reduzieren. Zudem argumentieren sie, dass ein staatliches Verbot in die Entscheidungsfreiheit von Familien eingreife und Ärztinnen und Ärzte daran hindere, nach ihrem fachlichen Urteil zu handeln.