Direkt zum Inhalt
Schwules Paar überfahren

Schwules Paar überfahren Gerichtsprozess sorgt für Schlagzeilen in England

ms - 05.12.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Ein Angriff am Weihnachtstag im letzten Jahr im Londoner West End sorgt derzeit für Schlagzeilen in England: Ein schwules Paar, das von der Mitternachtsmesse nach Hause ging, wurde dabei Opfer eines mutmaßlich homophoben Vorfalls, bei dem ein weiterer Mann ums Leben kam. Aktuell läuft der Prozess gegen den Tatverdächtigen. 

„Ich flehte ihn an, aufzuhören“

Anthony Gilheaney (30) steht derzeit am Old Bailey vor Gericht, die Anklage lautet auf versuchten Mord in vier Fällen, schwere Körperverletzung und wissentliche Verletzung  Er wird beschuldigt, in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember 2024 fünf Fußgänger mit seinem Mercedes-Benz überfahren zu haben. Dabei starb der 25-jährige Aidan Chapman, vier weitere Personen wurden schwer verletzt. Zudem soll Gilheaney versucht haben, die beiden schwulen Männer Marcelo Basbus-Garcia und seinen Partner Miguel Waihrich absichtlich mit dem Auto zu treffen – beide wurden laut Anklage zweimal erfasst.

Waihrich schilderte vor der Jury, dass er Gilheaney beim zweiten Angriff direkt in die Augen gesehen habe, während Basbus-Garcia bewusstlos und „blutüberströmt“ am Boden lag. „Ich erinnere mich genau – an seine Augen, die Position seiner Hände am Lenkrad, sein Gesicht und dass ich ihn anflehte aufzuhören, und er hörte nicht auf“, so Waihrich.

Schwuler Mann rettet seinen Partner

Das Paar war nach der Mitternachtsmesse auf dem Heimweg nach Bloomsbury, als sie auf Gilheaney trafen. Der Angeklagte stand halbnackt in der Straßenmitte und schrie. Das Paar wartete, bis er wieder in sein Auto stieg. Danach setzte das Fahrzeug „mit sehr hoher Geschwindigkeit“ zurück, was Panik unter den Passanten auslöste. Basbus-Garcia wurde getroffen und zu Boden geschleudert. „Das Auto kam auf mich zu – aber man kann sagen, dass Gilheaney auf jeden in dieser Straße losging“, berichtete Basbus-Garcia. „Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich Todesangst hatte.“

Waihrich kniete sich neben seinen Partner und versuchte, ihn zu schützen. „Das Auto stoppte nicht und beschleunigte auf uns zu, also beschloss ich, Marcels Kopf mit meinem Körper als Schutzschild zu decken,“ erzählte er weiter. Dabei erlitt Waihrich selbst schwere Verletzungen an Ellenbogen und Knie.

Homophobie als Motiv

Staatsanwalt Crispin Aylett KC bezeichnete den Angriff auf das Paar als homophob motiviert. Weitere Zeugen bestätigten die Gefährlichkeit des Vorfalls: Ayyat Mahmood berichtete, dass Gilheaney rückwärts auf ihn und seine Familie zugefahren sei, einschließlich seiner dreijährigen Nichte im Kinderwagen. „Er streckte sich aus dem Fenster und versuchte, ihr auf den Kopf zu schlagen. Er war so aggressiv, es war ihm egal, dass sie ein kleines Kind war,“ berichtete Mahmood weiter. Gilheaney soll zudem Chapman und seinen Kumpel Tyrone Itorho beim Überqueren der Shaftesbury Avenue mit seinem Auto erfasst haben. Chapman erlitt schwere Gehirnverletzungen und starb am Silvesterabend im Krankenhaus. Der Prozess gegen Gilheaney läuft weiter. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.
Neue Ausweise in Kolumbien

Anerkennung von queeren Personen

Für die queere Community ist es ein historischer Schritt: Kolumbien erkennt ab sofort trans* und nicht-binäre Menschen in Ausweisdokumenten an.