Homo-Ehe in Polen Bevölkerung stellt sich gegen Veto des Präsidenten
Während in Polen Präsident Karol Nawrocki im Oktober ein Gesetzesvorhaben für eine wachsweiche Eingetragene Partnerschaft final boykottiert hat und damit die Pläne für eine rechtliches Bündnis zwischen homosexuellen Paaren vermutlich für die nächsten Jahre begraben hat, wächst im Land selbst die Unterstützung für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften immer mehr an, so die jüngste Umfrage in der Bevölkerung.
Mehrheit ist für homosexuelles Bündnis
Besonders auffällig ist dabei der schnelle Meinungsumschwung hin zu einer offeneren, homosexuellenfreundlicheren Haltung – noch 2011, als das polnische Meinungsforschungsinstitut CBOS die Frage zum ersten Mal stellte, war die Zustimmung zur Einführung eines Partnerschaftsgesetzes in Polen äußerst gering. Damals unterstützten nur etwa 25 Prozent der Bevölkerung das Anliegen. In den letzten Jahren jedoch hat sich die öffentliche Meinung gewandelt und die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen einen bemerkenswerten Anstieg: Während im vergangenen Jahr 52 Prozent für die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften stimmten, sind es jetzt bereits 62,1 Prozent – ein Anstieg von 10 Prozent innerhalb eines Jahres.
Spaltung in der Gesellschaft
Die Umfrage zeigt allerdings auch, dass die Unterstützung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Polen weiterhin gespalten ist. Politisch ist die Zustimmung zur Partnerschaftsfrage in Polen vor allem unter linken und Mitte-Wählern stark ausgeprägt. Fast 90 Prozent der Wählerinnen und Wähler aus dem linken politischen Spektrum unterstützen das Anliegen. Auch bei Anhängern der Mittepartei ist die Zustimmung mit 83 Prozent sehr hoch. Rechts der Mitte sprechen sich Menschen indes nur noch zu 38,4 Prozent dafür aus.
Wie auch in anderen Ländern zeigt sich in Polen, dass vor allem junge Menschen die Einführung eines Partnerschaftsgesetzes unterstützen. Unter den 18- bis 25-Jährigen befürworten 78,6 Prozent die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Doch auch bei den über 65-Jährigen ist die Unterstützung mit 49,7 Prozent inzwischen bemerkenswert hoch, was darauf hindeutet, dass das Thema nicht nur von der jüngeren Generation getragen wird. Allerdings sind nach wie vor 47,7 Prozent dieser Altersgruppe gegen eine gesetzliche Anerkennung.
Wenig Hoffnung auf Umsetzung
Bisher scheiterte nach dem Regierungswechsel 2023 eine politische Umsetzung regelmäßig an der Opposition der konservativen Abgeordneten und am Widerstand des Präsidenten Andrzej Duda sowie seines Nachfolgers Karol Nawrocki, die beide ihr Vetorecht geltend gemacht haben. Dabei war der im Oktober 2025 vorgestellte Gesetzentwurf sowieso nur ein Kompromiss mit wenigen wirklichen Verbesserungen für Schwule und Lesben. Nach wie vor hätte es keine vollständige Anerkennung von Lebenspartnerschaften gegeben, auch kein Recht auf Adoption. Stattdessen hätten Paare hauptsächlich von steuerlichen Vorteilen profitiert, wie der Möglichkeit, gemeinsame Steuererklärungen einzureichen, sowie von einer Gleichstellung bei Erbschafts- und Schenkungssteuern.