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Selbstbestimmungsgesetz

"Wir verlieren dadurch an Akzeptanz" Die vermutlich erste trans* Frau im Deutschen Bundestag Valerie Wilms übt Kritik

ms - 17.04.2025 - 11:30 Uhr
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Die ehemalige Grünen-Politikerin und wahrscheinlich erste trans* Frau im Deutschen Bundestag, Valerie Wilms (71), übte jetzt Kritik an den Grünen und am Selbstbestimmungsgesetz.

Kritik am SBGG 

Gegenüber der Deutschen Presse Agentur empörte sie sich darüber, dass mit dem Selbstbestimmungsgesetz von 2024 ein „Geschlechter-Hopping“ betrieben werden könne: „Jedes Jahr ein neues Geschlecht, ohne mich vollständig anzupassen. Das ist der normalen Gesellschaft nicht mehr verständlich zu machen. Solche Menschen wie ich verlieren dadurch an Akzeptanz.“ Ferner betonte die 71-Jährige, bei ihrem eigenen Personenstandswechsel Mitte der 1990er Jahre hätten ihr die damals zwingend notwendigen zwei Gutachten nach dem ehemaligen Transsexuellengesetz geholfen, sich über ihren Wunsch klar zu werden.

Austritt bei den Grünen 

Wilms war von 2009 bis 2017 Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90 / Die Grünen. Während ihrer aktiven Zeit als Politikerin hatte sich Wilms nicht als trans* Person zu erkennen gegeben, das Outing erfolgte jetzt im Rahmen ihrer Biografie. „Entscheidend war und ist dabei für mich, so wenig wie möglich in dieser neuen Frauenrolle aufzufallen und die alte Männerrolle vollständig hinter mir zu lassen“, so ihr Statement. Zudem betonte sie bezüglich ihres Schweigens: „Ich wäre immer nur auf das Thema Transsexualität zurückgeworfen worden und wäre nie mit den für mich wichtigen Themen im Parlament identifiziert worden.“ Im Jahr 2023 trat Wilms bei den Grünen aus, die Partei sei zu einem „Treiber für eine woke Kulturrevolution“ geworden. 

Ihre Einschätzung zum Selbstbestimmungsgesetz wird von den meisten queeren Vereinen indes nicht geteilt, Zustimmung erfährt Wilms von mehreren schwul-lesbischen Verbänden sowie auch von einigen Frauenorganisationen. Die Union und die SPD haben unlängst in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass Selbstbestimmungsgesetz bis 2026 evaluieren und überarbeiten zu wollen. 

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