Direkt zum Inhalt
Eklat beim Klimagipfel
Rubrik

Eklat beim Klimagipfel Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden

ms - 22.11.2024 - 10:00 Uhr

Eklat beim COP29-Klimagipfel in Aserbaidschan: Nach Angaben der BBC haben sich Vertreter des Vatikans mit Saudi-Arabien, Russland, dem Iran und Ägypten verbündet, um die Erneuerung eines zehn Jahre alten UN-Aktionsplans namens „Lima Work Programme on Gender“ zu verhindern. Dieser sieht vor, in puncto Klimawandel Frauen gesondert zu berücksichtigen, da sie rund 80 Prozent aller Menschen ausmachen, die aufgrund des Klimawandels aus ihrer Heimat vertrieben werden. Das „Problem“: Damit könnte auch der Schutz von homosexuellen Frauen sowie Trans-Frauen inkludiert sein. 

Entsetzen über das Verhalten des Vatikans

Das will der Vatikan anscheinend keineswegs zulassen und boykottiert offenbar deswegen zusammen mit den anderen homophoben Staaten eine mögliche Einigung, wie der kolumbianische Umweltminister gegenüber der BBC bestätigte. Anscheinend wollen die Blockierer nur zustimmen, wenn in der Vereinbarung Bezüge zu homosexuellen Frauen explizit gestrichen werden. 

„Das ist inakzeptabel. Die lateinamerikanischen Länder arbeiten sehr hart. Wir werden nicht zulassen, dass das Gender-Programm und die Menschenrechte fallen gelassen werden“, erklärte die kolumbianische Umweltministerin und Hauptverhandlungsführerin Susana Muhamad gegenüber der BBC. 

Auch bei christlichen Hilfsorganisationen herrscht Entsetzen über die Haltung des Vatikans. Sostina Takure von ACT Alliance: „Ich war schockiert, als der Vatikan seine Fahne hob und sich gegen die Menschenrechtssprache aussprach. Mein Herz zerbrach in eine Million Stücke.“

Beschwichtigungen aus Rom

Der Vatikan selbst erklärte, man hoffe noch auf eine Einigung: „Der Heilige Stuhl hofft, dass ein Konsens erreicht wird, der die Empfindlichkeiten jedes teilnehmenden Staates respektiert und in einer für alle akzeptablen Sprache abgefasst ist“, so ein Sprecher von Papst Franziskus. 

Der Fall ist insofern besonders absurd, weil seit mehr als einem Jahrzehnt von den Ländern weltweit bereits deutlich anerkannt wird, dass Frauen durch den Klimawandel unverhältnismäßig stark belastet werden. Nach Angaben von UN Women werden bis 2050 fast 240 Millionen mehr Frauen und Mädchen von klimabedingter Ernährungsunsicherheit betroffen sein – bei Männern und Jungen rechnet man mit „nur“ 131 Millionen Personen. 

Auf die Frage, warum der Vatikan sich erst jetzt nach fast einem Jahrzehnt gegen den UN-Aktionsplan stemmt, erklärte ein Verhandlungsführer gegenüber der BBC: „Es ist Teil einer umfassenderen Strategie, es ist Teil eines breiteren globalen Rückschlages gegen Frauenrechte und LGBTI*-Rechte.“

 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Koalition aus Union und SPD

Neuerungen bei LGBTIQ+ beschlossen

Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. LGBTIQ+-Diskriminierung soll bekämpft, das Selbstbestimmungsgesetz überarbeitet werden!
Gefahr von der Generation 50+?

Fake News gegenüber der Community

Menschen 50+ sind anfälliger für Fake News und Verschwörungstheorien, sagt eine Pädagogin aus Baden-Württemberg. Eine Gefahr auch für die Community?
Gewaltspirale in Belarus

Angriffe auf die Community

Die Lage für LGBTIQ+-Menschen in Belarus dramatisiert sich weiter. Nun verurteilen UN und EU die Attacken auf die Community mit deutlichen Worten.
Schwerpunkt Hassverbrechen

Aktionsplan soll Besserung bringen

Österreich erlebt eine Welle von LGBTIQ+-Hassverbrechen, ein neuer Aktionsplan und die Fokussierung auf das Thema im Parlament soll Besserung bringen.
Ehrung für Billie Jean King

Stern am Hollywood Walk of Fame

Billie Jean King bekommt einen Stern am Hollywood Walk of Fame. Die Tennisspielerin war die erste Profisportlerin, die sich als homosexuell outete.
Hassverbrechen in Österreich

Neue Details zu den Misshandlungen

Das Landeskriminalamt Steiermark appelliert an weitere Opfer, sich zu melden: 17 Schwule waren von einem Mob in Österreich schwerst misshandelt worden
Neue Richtlinien bei YouTube

Änderung beim Schutz vor Hassreden

YouTube hat offenbar klammheimlich seine Richtlinien in puncto Hassreden angepasst. Werden queere Menschen künftig vor Hetze jetzt noch geschützt?
Bessere Mpox-Aufklärung

Linke queer fordert Kampagne

Die Linke queer fordert eine bundesweite Aufklärungskampagne für schwule und bisexuelle Männer, damit es nicht erneut zu einer Mpox-Pandemie kommt.
Vandalismus in Berlin

Schmierereien an Gedenktafel

Erneut wurde die Gedenktafel für die homosexuellen Opfer der Nationalsozialisten in Berlin beschmiert. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.