Eklat beim Klimagipfel Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden
Eklat beim COP29-Klimagipfel in Aserbaidschan: Nach Angaben der BBC haben sich Vertreter des Vatikans mit Saudi-Arabien, Russland, dem Iran und Ägypten verbündet, um die Erneuerung eines zehn Jahre alten UN-Aktionsplans namens „Lima Work Programme on Gender“ zu verhindern. Dieser sieht vor, in puncto Klimawandel Frauen gesondert zu berücksichtigen, da sie rund 80 Prozent aller Menschen ausmachen, die aufgrund des Klimawandels aus ihrer Heimat vertrieben werden. Das „Problem“: Damit könnte auch der Schutz von homosexuellen Frauen sowie Trans-Frauen inkludiert sein.
Entsetzen über das Verhalten des Vatikans
Das will der Vatikan anscheinend keineswegs zulassen und boykottiert offenbar deswegen zusammen mit den anderen homophoben Staaten eine mögliche Einigung, wie der kolumbianische Umweltminister gegenüber der BBC bestätigte. Anscheinend wollen die Blockierer nur zustimmen, wenn in der Vereinbarung Bezüge zu homosexuellen Frauen explizit gestrichen werden.
„Das ist inakzeptabel. Die lateinamerikanischen Länder arbeiten sehr hart. Wir werden nicht zulassen, dass das Gender-Programm und die Menschenrechte fallen gelassen werden“, erklärte die kolumbianische Umweltministerin und Hauptverhandlungsführerin Susana Muhamad gegenüber der BBC.
Auch bei christlichen Hilfsorganisationen herrscht Entsetzen über die Haltung des Vatikans. Sostina Takure von ACT Alliance: „Ich war schockiert, als der Vatikan seine Fahne hob und sich gegen die Menschenrechtssprache aussprach. Mein Herz zerbrach in eine Million Stücke.“
Beschwichtigungen aus Rom
Der Vatikan selbst erklärte, man hoffe noch auf eine Einigung: „Der Heilige Stuhl hofft, dass ein Konsens erreicht wird, der die Empfindlichkeiten jedes teilnehmenden Staates respektiert und in einer für alle akzeptablen Sprache abgefasst ist“, so ein Sprecher von Papst Franziskus.
Der Fall ist insofern besonders absurd, weil seit mehr als einem Jahrzehnt von den Ländern weltweit bereits deutlich anerkannt wird, dass Frauen durch den Klimawandel unverhältnismäßig stark belastet werden. Nach Angaben von UN Women werden bis 2050 fast 240 Millionen mehr Frauen und Mädchen von klimabedingter Ernährungsunsicherheit betroffen sein – bei Männern und Jungen rechnet man mit „nur“ 131 Millionen Personen.
Auf die Frage, warum der Vatikan sich erst jetzt nach fast einem Jahrzehnt gegen den UN-Aktionsplan stemmt, erklärte ein Verhandlungsführer gegenüber der BBC: „Es ist Teil einer umfassenderen Strategie, es ist Teil eines breiteren globalen Rückschlages gegen Frauenrechte und LGBTI*-Rechte.“