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Entlassung mit Folgen
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Entlassung mit Folgen Musikleiter nach 35 Jahren gefeuert, weil er schwul ist – eine Kleinstadt in Michigan nimmt das nicht hin!

ms - 12.11.2024 - 15:00 Uhr

Empörung und Wut im US-Bundesstaat Michigan: Der langjährige Musikdirektor der katholischen Kirche St. Francis in Traverse City wurde nach 35 Jahren kurz vor seinem bevorstehenden Ruhestand kurzfristig gefeuert – Kündigungsgrund: Homosexualität. Doch die Kirchenoberen haben nicht mit dem massiven Widerspruch seitens der Gemeindemitglieder gerechnet. 

Rauswurf nach 35 Jahren

Fred Szczepanski wird von den Bürgern von Traverse City liebevoll nur „Mr. Fred“ genannt, Jahrzehnte lang war der Mann eine feste Instanz in der örtlichen Kirche. Mitte Oktober dieses Jahres dann informierte ihn Pfarrer Michael Lingaur darüber, dass die Kirchenleitung in einem anonymen Brief darüber informiert worden sei, dass Szczepanski vor vier Jahren 2020 seinen Partner Bill Thompson in Nevada geheiratet hatte. Szczepanski bestätigte dies daraufhin ohne Umschweife.

Hochwürden Lingaur erklärte „Mr. Fred“ daraufhin, dass er nicht nur kurzfristig entlassen sei – kurz vor seinem Ruhestand –, sondern teilte ihm auch mit, dass er während der Messe in der Kirche künftig nicht mehr die Heilige Kommunion empfangen könne. 

Scheinheiliges Vorgehen

Der Aufschrei innerhalb der Kleinstadt ist seitdem groß, zahlreiche Menschen beschwerten sich in den folgenden Tagen bis hinauf zur verantwortlichen Diözese des US-Bundesstaates, die allerdings erklärte, Bischof Jeffrey Walsh biete zwar „Orientierung und Unterstützung“ in solchen Angelegenheiten an, überlasse die finale Entscheidung aber stets den einzelnen Pfarreien.  

Die Gemeindemitglieder von St. Francis laufen nun Sturm gegen Lingaur, der erst im Juli dieses Jahres das Amt angetreten hat. Sein Vorgänger, Pfarrer Don Geyman, wurde aufgrund von „sexuellem Fehlverhalten“ in eine andere Gemeinde strafversetzt. Ohne weitere Konsequenzen im Gegensatz zu Szczepanski. Ein zutiefst scheinheiliges Vorgehen, wie viele Einwohner kritisieren. 

Gegenüber der Lokalpresse erklärten zahlreiche Bürger außerdem, es sei seit langem bekannt gewesen, dass der Musikleiter schwul ist. Woche für Woche beteiligen sich daher jetzt auch zahlreiche Gemeindemitglieder an Protesten und bilden Streikposten vor der Kirche mit Schildern, auf denen zu lesen ist: „Liebe statt Hass“ oder „Gott schließt ein, nicht aus“. 

Der Chor weigert sich, weiter zu singen 

Chorkollege Bob Holden sagte: „Er wurde gefeuert, weil er schwul ist. Er ist extrem talentiert, er spielt perfekt Klavier, er hat ein perfektes Gehör, und wegen ihm freue ich mich jede Woche darauf, in die Kirche zu gehen. Ich bin geschieden. Werde ich als nächstes rausgeschmissen?“ Und das Chormitglied Sherry Koenig ergänzt: „Es ist verabscheuungswürdig, was geschehen ist und wie es geschehen ist. Herr Fred ist freundlich, ehrenhaft und fürsorglich.“

Der Chor sorgt auch in der Kirche für Protest, alle Mitglieder tragen schwarz während den Gottesdiensten und weigern sich zu singen. „Man kann an der Reaktion des Chors erkennen, dass wir das nicht einfach so hinnehmen“, betont Chormitglied und Kantor Robert De Gabriele. Der Chor und die Gemeindemitglieder haben innerhalb weniger Tage zudem bereits rund 52.000 US-Dollar an Spenden für Szczepanski zusammengetragen, sollte dieser sich dazu entscheiden, gegen den Pfarrer Klage einzureichen.  

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