Wunden lecken in den USA Queere Verbände und Demokraten versuchen, der LGBTI*-Community neue Hoffnung zu geben
Wunden lecken nach der US-Wahl in der vergangenen Woche: Während die Demokraten in den USA ihre gestärkte Verbundenheit mit der LGBTI*-Community zu Beginn dieser Woche gesondert hervorheben, versuchen sich queere Lobbyverbände als Mutmacher und geben Tipps, wie verzweifelte homosexuelle und queere Menschen nun bestmöglich mit der Situation umgehen könnten.
Schlachtplan für die nächsten Jahre
Es ist die erste Woche nach der gewonnenen Trump-Wahl und noch scheinen sowohl politisch linke Kräfte wie auch die LGBTI*-Ansprechpartner der Demokraten als auch die queeren Verbände eine gute Herangehensweise zu suchen, mit dem, aus ihrer Sicht schlechten Wahlausgang bestmöglich umzugehen. Bereits letzte Woche versuchte der LGBTI*-Verein GLAAD, der US-Community Mut zu machen. Ähnliches hat nun ebenso die queere juristische Bürgerrechtsorganisation ACLU vor.
So erklärte der Verband: „Nach einer verheerenden Wahl sind viele von uns ratlos, was wir tun können. Obwohl es der Demokratischen Partei nicht gelungen sein mag, die Nation gegen Trump zu verteidigen, haben wir bereits einen Schlachtplan für die kommenden Jahre. Wir sind bereit, in der Minute, in der Trump den Amtseid ablegt, aktiv zu werden! Wir sind uns über das Chaos und die Zerstörung im Klaren, die eine zweite Trump-Regierung in unserem Land anrichten wird. Wir haben lange genug die Hände gen Himmel gestreckt, das Problem analysiert und ängstlich nach vorne geblickt!“
Brandmauer der Freiheit
Konkret befürchtet die ACLU ähnlich wie andere queere Vereine vor allem ein Angriff auf Trans-Menschen im Land sowie eine Minderung der reproduktiven Freiheiten. Bereits während der ersten Regierungszeit von Trump zeigte sich das Netzwerk von Anwälten dabei äußerst kampfbereit und hatte binnen von vier Jahren über 430 Klagen gegen die damalige Regierung eingebracht. Mehr denn je wolle man nun ab Januar 2025 „die Gerichte nutzen, um zu bekräftigen, dass LGBTI*-Personen durch Bundesgesetze vor Diskriminierung geschützt sind. Wir werden dafür kämpfen, die Politik der Trump-Administration, die Diskriminierung in der gesamten Regierung zulässt, für ungültig erklären zu lassen.“
Das Kernziel sei es dabei, eine „Brandmauer für die Freiheit zu errichten und Gesetze zu erlassen, die die Menschen vor staatlichem Missbrauch schützen“, so ACLU. Abschließend betont die Organisation: „Wir haben 105 Jahre und 19 Präsidenten erlebt. Trump muss an uns allen vorbeikommen.“
Mehrheit der LGBTI*-Amerikaner hat Angst
Seit der Wiederwahl Donald Trumps explodieren dabei die digitalen und telefonischen Hilfeanfragen bei Beratungseinrichtungen für LGBTI*-Jugendliche. Laut einer aktuellen Blitz-Umfrage haben 62 Prozent der LGBTI*-Wähler Angst, was jetzt im Land geschieht. Mehrere queere Verbände berichten von großer Verzweiflung innerhalb der US-Community, weswegen einige Vereine zusammen mit schwul-lesbischen US-Medien in dieser Woche neue Leitlinien herausgegeben haben, wie Betroffene besser mit ihrer Wut und ihrer Verzweiflung umgehen können.
Die Kernaussage dabei: „Es muss immer erst schlimmer werden, bevor es richtig gut wird – das kennen wir bereits!“ Um mit der Situation besser umgehen zu können, solle man so unter anderem mehr auf seine geistige und körperliche Gesundheit achten und aktiv etwas dafür tun, schöne Dinge wie Freunde, Familie oder auch nur Hobby mehr wertzuschätzen sowie auch mehr Zeit in der LGBTI*-Community zu verbringen. Schritt für Schritt solle man dabei versuchen, neue Hoffnung aufzubauen, die Nutzung der Sozialen Medien stark einzuschränken und sich auf positive Aspekte zu fokussieren.
Aufarbeitung bei den Demokraten
Die LGBTI*-Ansprechpartner innerhalb der demokratischen Partei indes sind an diesem Punkt noch nicht gänzlich angekommen – ein hoffnungsvoller Blick nach vorne fällt mitunter schwer. Sehr wohl versuchen die Demokraten aber, positive Aspekte herauszuarbeiten. Dabei betonte ein LGBTI*-Sprecher der Partei: „Inmitten der dunklen Tage, die vor uns liegen, halten die führenden Demokraten an ihrem Engagement für die Gleichberechtigung fest. Der Kampf für LGBTI*-Rechte, insbesondere für Trans-Rechte, ist noch lange nicht vorbei.“
Noch ein wenig ratlos scheint die Partei bei der Frage zu sein, warum sich so viele Menschen von ihr abgewandt haben – nach einer ersten Umfrage der Human Rights Campaign spielten Trans-Themen dabei wieder allen Erwartungen keine große Rolle. Zudem gelang es den Demokraten sogar, die LGBTI*-Community deutlich stärker an sie zu binden: Beim letzten Wahlkampf hatten noch 28 Prozent für Trump gewählt, jetzt waren es gerade einmal noch 12 Prozent, während sich 86 Prozent der homosexuellen und queeren Wähler für Kamala Harris ausgesprochen hatten.
Die lesbische demokratische Abgeordnete aus Vermont, Becca Balint, erklärte: „Queere Menschen, Trans-Menschen, People of Color wachen heute auf und fühlen sich bedroht. Wir müssen lautstark erklären, dass wir für sie da sein werden. Der Kampf für Gleichberechtigung ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“