Direkt zum Inhalt
Neues Schulverbot in Italien
Rubrik

Neues Schulverbot in Italien? Folgt Italien den Anti-Homosexuellen-Gesetz von Ungarn, Russland und Georgien?

ms - 14.10.2024 - 12:00 Uhr

In Russland, Ungarn und Georgien sind LGBTI*-Themen an Schulen ganz oder weitestgehend verboten – Italien scheint nun diesen Gesetzen nachzueifern und will offenbar auch die „Gender-Theorie“ an allen Bildungseinrichtungen im Land verbieten. 

Starkes Bündnis gegen Gesetzesvorhaben

Italiens Regierung und allen voran Ministerpräsidentin Georgia Meloni von der Partei Fratelli d’Italia würden damit ihren homohoben Kurs nach Angriffen auf Regenbogenfamilien weiter fortsetzen. Eingebracht wurde der Gesetzentwurf von der rechtspopulistischen Partei Lega Nord. Darin wird gefordert, die „Gender-Theorie“ an italienischen Schulen zu verbieten – allerdings so vage, dass ein Gesetz zwangsläufig willkürlichen und potenziell gefährlichen Interpretationen Tür und Tor öffnet. 

„Dieser beispiellose Zensurversuch stellt eine ernste Gefahr für die Freiheit des Unterrichts und die Schulautonomie in Italien dar und schränkt die Diskussion von Themen ein, die für die Achtung der Vielfalt entscheidend sind. Die sogenannte ´Gender-Theorie´ ist ein nicht existierendes Konzept, das von konservativen Gruppen benutzt wird, um Angst und Fehlinformationen zu verbreiten“, betont jetzt ein Bündnis von über fünfzig nationalen und internationalen Menschenrechts- und LGBTI*-Verbänden. 

Dabei stellen die Vereine weiter klar: „Es handelt sich dabei nicht um eine ´Theorie´, die in den Schulen gelehrt wird, sondern um einen erfundenen Begriff, mit dem die Aufklärung über Vielfalt und Gleichstellung der Geschlechter angegriffen werden soll. Wenn wir in der Schule über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung sprechen, verbreiten wir keine Ideologien, sondern bieten Werkzeuge für Verständnis und Respekt gegenüber LGBTI*-Menschen an.“ 

Und weiter: „Die Bereitstellung wissenschaftlich korrekter Informationen über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung in Schulen fördert nicht nur Inklusion und Respekt, sondern bietet jungen Menschen, die sich selbst erforschen, auch wichtige Unterstützung. Dies zu verhindern bedeutet, dass vielen von ihnen Informationen vorenthalten werden, die sie für ein authentisches und sicheres Leben benötigen. Diese Themen zu zensieren, hätte auch verheerende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger LGBTI*-Menschen.“

Petition fordert Ende der homophoben Pläne 

Mit einer Petition fordert das Bündnis jetzt, die Resolution zu stoppen – langsam laufe die Zeit ab. Über 12.000 Menschen haben das Vorhaben in den ersten Tagen unterzeichnet. Der Gesetzentwurf wurde indes bereits im Parlament debattiert und abgestimmt. „Wenn es verabschiedet wird, wird dieses Gesetz nicht nur Informationen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Schulen zensieren, sondern auch ein feindliches Bildungsumfeld für LGBTI*-Menschen schaffen, das sie vermehrt Diskriminierung und Mobbing aussetzen wird“, betonen die LGBTI*-Verbände geschlossen. 

„Gemeinsam senden wir eine klare Botschaft an das italienische Parlament und die Regierung: Schulen müssen Orte der Inklusion und der Freiheit bleiben, an denen sich jeder Schüler unabhängig von seiner geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung in Bildungsräumen sicher fühlen kann, die Respekt für seine Identität garantieren.“ Ob und wann das Gesetz möglicherweise final verabschiedet werden könnte, ist aktuell noch nicht bekannt.  

Auch Interessant

Schwules Beziehungsdrama

Grausamer Mordfall an der Uni

Ein anstehender Prozess sorgt in Mississippi für Entsetzen: Tötete ein christlicher US-Student seinen heimlichen Freund aus Angst vorm Coming-Out?
Grindr-Masche in Irland

Brutaler Angriff auf drei Schwule

Ein 24-jähriger Mann aus Dublin soll drei schwule Männer mittels Grindr in die Falle gelockt, mit dem Tod bedroht und brutal ausgeraubt haben.
Klage gegen Schwulenclub Q

Amoklauf kommt erneut vor Gericht

Hinterbliebene und Opfer sind heute am 2. Jahrestag des Amoklaufs im Gay-Club Q in Colorado vor Gericht gegangen. Wurde fahrlässig gehandelt?
One Tree Hill-Star verstorben

Paul Teal stirbt mit 35 Jahren

Der "One Tree Hill"-Schauspieler und Liebling vieler schwuler Fans, Paul Teal, ist im Alter von 35 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben.
Spektakulärer Prozessbeginn

EU-Menschenrechtsklage gegen Ungarn

Der größte Menschenrechtsprozess in der Geschichte der EU startet heute: Angeklagt ist das Anti-Homosexuellen-Gesetz aus Ungarn.
Druck auf den DFB

Stimmt der Verein für Saudi-Arabien?

Menschenrechte oder Fußballrubel - was ist für den DFB wichtiger? Amnesty International will die Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien verhindern.
Lebenslange Haft

Schwulenmörder kommt nicht mehr frei

Der Mörder des damals 19-jährigen schwulen US-Studenten Blaze Bernstein wurde nun verurteilt: Lebenslange Haft für seinen ehemaligen Mitstudenten.