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… für die Zukunft vorgesorgt
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Umfrage … für die Zukunft vorgesorgt

vvg - 26.02.2024 - 17:00 Uhr

Behrendt       

aus Osnabrück, Comedian in Köln

Ich fahre derzeit beruflich vielgleisig, habe Lehramt Biologie und Sport studiert und nach dem Bachelor aufgehört. Einmal die Woche leite ich am Gymnasium eine Theater-AG. Mein Studium habe ich über Messebau finanziert, was ich weiterhin mache. Daneben bin ich beim Radio, was eine große Leidenschaft von mir ist und letztendlich stehe ich regelmäßig zweimal die Woche auf der Bühne als Comedian.

An die Frage nach meiner Zukunft und zur Absicherung selbiger gehe ich sehr naiv ran. Da mache ich mir mit meinen 27 Lenzen keine Gedanken - noch nicht - ich habe keine Sorge vor der Zukunft. Ich arbeite zwar viel - einen kleinen Puffer habe ich - pack‘ aber nichts zur Seite. Ich habe ein Kleingewerbe und zahle nicht in eine Rentenversicherung ein. Ich bin trotz meiner vier Jobs nicht der Großverdiener, aber ich lebe sparsam und in meiner Vierer-WG ist auch die Miete noch bezahlbar.

Mein Credo ist: Ich arbeite so lange, wie ich arbeiten kann und mit der Comedy strebe ich ja etwas an, was man sehr lange machen kann. Ich plane nicht, mich mit 65 Jahren zur Ruhe zu setzen und habe viel Vertrauen, dass sich alles ergeben wird und ich sicherlich ein Glückskind bin.

Wenn ich in Zukunft – geplant - besser verdienen werde, investiere ich ganz sicher auch in finanziellen Dingen in meine Zukunft bzw. ins Alter. Derzeit ist Vorsorge noch ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann. Meine Mutter hat es mir vorgelebt: sie hat sich erst sehr spät ein Häuschen zugelegt, als es ihr finanziell möglich war. Das wäre auch eine Altersvorsorge, für die ich mich erwärmen könnte. Ich freue mich aufs Alter.

 

© vvg

Florian            

aus Köln, an Fibromyalgie erkrankt  

Ich denke natürlich an Vorsorge, weil ich im Rentenalter abgesichert sein möchte, da man sich vorrauschauend allein auf die staatliche Rente in Zukunft nicht mehr verlassen kann und ich nicht mit leeren Händen dastehen möchte. Ich habe neben der staatlichen Rente noch eine betriebliche Rentenversicherung, in die der Arbeitgeber mit einzahlt. Daneben zahle ich noch als persönliche Vermögensleistung regelmäßig in zwei Fonds ein. Über das Geld kann ich im Alter mit Zins wieder verfügen.

Wie wichtig es ist, sich abzusichern, hat mir ein persönlicher Schicksalsschlag gezeigt. Durch einen unentdeckten Blinddarmdurchbruch ist mein Immunsystem durcheinandergeraten. Ich bin dem Tod sprichwörtlich von der Schippe gesprungen. Aber nach der Not-OP traten die ersten Symptome einer Fibromyalgie auf. Es bedeutet fast ständig chronische Schmerzen in Muskeln und Sehnen. Da diese Erkrankung sehr selten ist, gibt es leider nicht viele Erkenntnisse zur Behandlung und gar keine zur Heilung. Ich lebe aber seitdem bewusster, sportlicher und gesünder als vorher, denn auch das ist eine Investition für mich in die Zukunft.

Die Erkrankung hat meine Lebenseinstellung aber noch auf andere Art und Weise verändert. Für mich stand Arbeit immer an erster Stelle und es war mir wichtig mich für das Alter abzusichern. Dabei habe ich vergessen zu LEBEN. Das mache ich seitdem anders und konzentriere mich auf das Jetzt und Heute. Ich möchte etwas erleben und mein Leben genießen, denn ich habe erlebt, wie schnell es vorbei sein könnte. Was bringt es mir, wenn ich fürs Alter vorsorge, gar nichts erlebe und vielleicht vor der Rente ins Gras beiße?  Ich versichere mich natürlich weiter für die Zukunft, aber ich habe angefangen, meine Bucketlist abzuarbeiten.

 

© vvg

Frank            

aus Hagen, Vorstand im Völklinger Kreis

Ich habe schon relativ früh über meine Altersvorsorge nachgedacht, vor allem in Richtung, wie ich mich finanziell absichere. Das war bei mir mit dem Einstieg in den Beruf, denn die Zeit vergeht so schnell. Neben den gesetzlichen Absicherungen habe ich privat vorgesorgt, um mögliche finanzielle Lücken abzusichern. Man sieht gerade heute an der Inflation, wie wichtig es ist, voraus zu denken.

Allerdings habe ich mir keine Gedanken darübergemacht, wer mich einmal im Alter versorgen wird. Jetzt, wo ich knapp über fünfzig bin, stelle ich mir die Frage, wie ich als schwuler Mann alt werde. Wer könnte mich versorgen? Wie würde es in einem Altersheim sein, bin ich dort wohl aufgehoben? Werde ich in meiner Person so angenommen?

Ich denke schon, dass es da auch einen Unterschied zwischen hetero- und homosexuellen Personen gibt. Als schwuler Mann, weiß ich eben nicht, wer mich im Alter versorgt. Familiär kommen am ehesten noch jüngere Geschwister oder Freunde in Frage, denn die meisten haben keine eigenen Kinder. Ich selbst habe zwar eine Tochter, aber am Ende möchte ich auch nicht unbedingt, dass sie mich pflegt.

Wenn ich im Alter ins Heim müsste, hätte ich schon die Angst, dass all das, was wir als Community gesellschaftlich an Respekt erkämpft haben, hier erneut in Frage gestellt würde. Das Personal in der Altersversorgung kommt oft aus osteuropäischen Ländern, wo Homosexualität nicht wie bei uns toleriert und akzeptiert wird. Im Alter möchte ich nicht meine Kraft erneut in den Kampf um die Rechte Homosexueller investieren. Wer mich im Alter pflegt, der sollte mich auf alle Fälle in meiner Persönlichkeit respektieren können.

Vielleicht gibt es in ein paar Jahren auch Altersheime für queere Personen, das würde ich sehr begrüßen.

 

© vvg

Michael          

aus Leverkusen

Ich stehe in der Mitte des Lebens und denke natürlich schon an mein Leben im Alter. Meine Eltern haben mir immer empfohlen, schon früh ans Alter zu denken, denn die Zeit vergeht schneller als man glaubt und je früher man anfängt, umso besser ist das Ergebnis am Ende. So hatte ich neben der staatlichen Rentenversicherung auch eine Riester-Rente abgeschlossen. Durch den gesundheitlich bedingten frühen Tod meiner Eltern habe ich geerbt und bekam dadurch den Vorteil, dass ich Eigentum in Form eines Hauses und einer Wohnung besitze. Dadurch habe ich jede Menge Arbeit mehr, aber ich habe Einnahmen durch die Miete und eine Sicherheit durch den materiellen Wert für das Alter. Dieser wird im Wert stabil bleiben und meine eigenen Mietkosten kann ich auch noch sparen. Ich habe meine Riester-Rente aufgelöst, denn ich bin gemeinsam mit Fachleuten zum Ergebnis gekommen, das meine finanzielle Zukunft mit den Immobilen am besten aufgehoben ist.

Wenn die Lebenshaltungskosten im Alter zu hoch werden, könnte ich mir auch vorstellen, ins Ausland zu gehen – Brasilien oder Thailand - wo man mit einer „Deutschen Rente“ besser leben könnte. Aber das sollte man gut vorbereiten, man sollte sich sprachlich verständigen können, die kulturellen Gepflogenheiten kennen und sich auch ein soziales Umfeld aufbauen, damit man nicht allein und einsam ist.

Was ich nicht verstehe, ist, wenn Leute ihr ganzes Geld ausgeben, nur im Jetzt und Heute feiern und in der Hoffnung leben, dass der Staat im Form des Sozialamtes schon im Alter für sie sorgen wird.
Wer sich bisher noch keine Gedanken darübergemacht hat, sollte schnellstens mal Rat suchen, was für sie/ihn das Beste ist, um im Alter versorgt zu sein.

 

© vvg

Özcan         

Physiotherapeut

Ich bin ausgebildeter Physiotherapeut, arbeite in Teilzeit und darüber hinaus als freier Masseur. Für meine Zukunft habe ich früh angefangen neben der staatlichen Rentenversicherung in eine Lebensversicherung einzuzahlen. Daneben versuche ich auch immer noch etwas zur Seite zu legen. Ich bin sehr eng mit meinen älteren Brüdern aufgewachsen und habe dadurch noch die Werte der älteren Generation mitbekommen.

Ich stamme aus einer großen Familie, habe unzählige Nichten und Neffen und in der Türkei kümmert sich die Familie um jedes Familienmitglied, wenn es Hilfe benötigt. Das ist aus meiner Erfahrungen in Deutschland hier nicht immer so, wenn ich z.B. höre, dass Schwule wegen ihrer Sexualität von der Familie verstoßen werden. Damit ich auf die Hilfe meiner Familie im Alter möglichst nicht angewiesen bin, habe ich auch vorgesorgt. Auch wenn ich heute erst 30 bin, mache ich mir schon Gedanken darum, was in 30-40 Jahren sein wird. Die Gesellschaft hat sich verändert, es gibt überall Probleme, Streit und Differenzen. Die Sicherheit, in der wir uns noch vor Kurzem wähnten, ist nicht mehr so da. Das betrifft das Finanzielle, aber auch das soziale Miteinander in der Familie und mit Freunden.

Ich habe mich abgesichert, aber auch das muss nicht Sicherheit bedeuten. Die Inflation kann das Ersparte wertlos machen. Gibt es in dreißig Jahren noch die staatliche Rentenversicherung? Oder sorgt der Klimawandel oder gar ein Krieg in Europa dafür, dass man täglich ums Überleben kämpft und gar nicht mehr an die Zukunft denken kann?

Ich möchte lange gesund bleiben, arbeiten und am sozialen Leben teilhaben können. Mein Alter stelle ich mir in der Türkei in einem kleinen Häuschen am Meer vor.

 

© vvg

Tim       

Vermögensberater aus Köln  

Durch meinen täglichen Kontakt mit meinen Mandanten weiß ich, dass die Vorstellungen vom Leben im Alter nicht unterschiedlicher sein können. Viele können es sich vorstellen, in den Süden auszuwandern oder den Kontinent komplett zu wechseln. Die Lebensideen werden immer vielfältiger und genau das macht meine Arbeit so spannend. Der Traum vom Eigenheim ist bei den meisten in den Hintergrund gerückt, es geht vielmehr um einen vernünftigen Kapitalaufbau, um im Alter flexibel zu sein. Ich für mich selber weiß, dass ich in meiner Rentenzeit nicht dauerhaft in Deutschland leben werde. Spannend werden die Lebensmodelle allemal, wenn es im Alter stiller und einsamer wird. Wir haben eine wachsende Zahl an Single-Haushalten. Die Frage, die aufkommt, ist, ob diese im Alter weiterhin allein bleiben wollen oder man sich gerade mit dem Blick auf die Schwierigkeiten, die im Alltag durch das Alter aufkommen, zu Generationen-WGs zusammenfinden wird - ein Modell, welches es heute schon gibt. Ich gehe davon aus, dass unsere Community hier Lösungen für sich finden wird. Erste Ansätze dafür gibt es ja schon.

Mein Leben im Alter wünsche ich mir vor allem sorgenfrei. Dass ich dafür heute schon etwas tun muss, schaffe ich durch ein einfaches Vorgehen. Jedes Jahr stelle ich immer wieder meine Kosten auf den Prüfstand und investiere frei gewordene Mittel in meine Zukunft.

Dazu kommt, dass jeder von uns die Option hat, mit der bereits abgeführten Lohnsteuer als Einnahmequelle zu spielen. Diese Kombination aus Kosten überprüfen und Steuern nutzen, schafft mir genügend Spielräume für das heutige ICH und für mein ICH im Alter. Deshalb sehe ich sehr optimistisch in meine Zukunft.

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