Ehrung einer Kultfigur Lilo Wanders für ihr Lebenswerk mit Jürgen-von-Manger-Ehrenpreis bedacht
Drag-Queen Lilo Wanders (68) gehört zu den bekanntesten Kunstfiguren Deutschlands. Neben ihrem Show-Programm verfasste sie Bücher, moderierte TV-Sendungen und spielte in so einigen Fernseh- und Kinofilmen mit. Mit der Vox-Format „Wa(h)re Liebe“, das von 1994 bis 2005 lief, wurde sie auch international bekannt. Für ihr Lebenswerk wurde Wanders jetzt mit dem Jürgen-von-Manger-Ehrenpreis ausgezeichnet.
Tegtmeiers Erben
Seit 1997 wird der „bundesweite Wettbewerb für Bühnenoriginale“ mit dem Titel „Tegtmeiers Erben“ von der Stadt Herne veranstaltet. Er findet alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit dem Satirepreis „Stichwort“. Benannt ist der Wettbewerb nach der bekannten Figur Adolf Tegtmeier des 1994 verstorbenen Schauspielers Jürgen von Manger. Am 6. März 2023 wäre dieser 100 Jahre alt geworden. Ziel des Wettbewerbs ist es, eine Person mit einer Originalität und Bühnenpräsenz zu finden, die der des verstorbenen Kabarettisten gleicht. Daneben wird in unregelmäßigen Abständen der Preis für ein Lebenswerk verliehen.
Die Preisverleihung 2023 fand am vergangenen Samstag im Kulturzentrum Herne statt. Hier wurde Lilo Wanders als insgesamt achte Preisträgerin des Jürgen-von-Manger-Ehrenpreises bedacht. Überreicht wurde die 6,5 Kilo schwere aus Bronze gegossene Tegtmeier-Münze von Politikberater und Autor Erik Flügge. Mit ihm zusammen hatte Wanders 2021 die „Come Out! Stiftung“ zugunsten queerer Jugendlicher gegründet. Die Künstlerin schloss ihre Dankesrede mit einem Zitat des 2020 verstorbenen Komikers Karl Dall: „Entweder eine Mörder-Gage oder ein gutes Abendessen. Ich entscheide mich jetzt für das Zweite.“
Diversitätspreis für COME OUT! Stiftung
Schon im September wurde Wanders mit einem Preis geehrt, und zwar für ihre Stiftung. Bei der vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ in die Wege geleiteten Wirtschaftsnacht Rheinland wurde ihr der Sonderpreis für Diversität zuteil (SCHWULISSIMO berichtete). Die Stiftung unterstützt queere Jugendprojekte, um jungen LGBTI*-Personen so zu zeigen, dass sie nicht alleine stehen. Wie Wanders in einem Interview mit SCHWULISSIMO erklärte, bieten solche Projekte betroffenen Jugendlichen eine ideale Plattform, um Gleichaltrige mit ähnlichen Sorgen und Erfahrungen kennenzulernen. In der oftmals lockeren Atmosphäre solcher Veranstaltung entstünden daraus fast automatisch Freundschaften.
Förderung von LGBTI*-Projekten
Glücklicherweise gibt es heute viele Menschen, die queere Schutzräume aufbauen und sich für die LGBTI*-Community engagieren wollen. Leider treffen sie trotz kommunaler Förderungen queerer Jugendarbeit vielfach auf große Hürden. Denn um sich überhaupt für eine solche Förderung zu qualifizieren, muss der oftmals selbst noch jugendliche Vorstand solcher Projekte in manchen Fällen zehn bis fünfzehn Prozent der Projektkosten selbst tragen. Doch da solche Initiativen selten von großen Organisationen getragen werden oder Sponsoring-Verträge bekommen, ist das denkbar schwer. Genau da will Wanders ansetzen: „Uns ist wichtig, dass junge Menschen andere junge, queere Menschen unterstützen können, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wo das Geld herkommt.“