Neuer Lebensabschnitt Nach seiner Tour zum Soloalbum „Polari“ will sich Olly Alexander viel Zeit für seinen Freund und das Theater nehmen
2025 könnte ein entscheidendes Jahr für den schwulen britischen Sänger Olly Alexander (35) werden – nach dem Debakel beim ESC im letzten Jahr feierte der Frontmann von „Years & Years“ seit dem Frühjahr mit seinem Solo-Debütalbum „Polari“ Erfolge und tourt noch bis September durch Europa. Im BBC-Interview betonte der Brite jetzt allerdings, dass der Weg zum Glück nicht immer einfach war, insbesondere aufgrund seiner Homosexualität – und dass ab Herbst ein neuer Lebensabschnitt für ihn beginnt.
Einen Gang zurückschalten
Natürlich kennt sein Leben auch aktuell noch immer einige Auf und Abs – so verlängerte sein Plattenlabel den Vertrag mit Alexander nach „Polari“ nicht mehr. „Es ist okay und ehrlich gesagt auch besser so. Ich hatte zehn Jahre lang einen ziemlich miesen Deal. Es ist Zeit, dass ich etwas Neues mache. Aber ich werde auch in Zukunft weiterhin Musik machen. Die Art und Weise, wie ich in der Musik die letzten zehn Jahre gearbeitet habe, Alben herausgebracht, Werbung gemacht und auf Tournee gewesen war, war von einer gewissen Intensität geprägt. Ich möchte in Bezug auf diese Intensität definitiv einen Gang zurückschalten“, so Alexander. Dafür hat er jetzt eine neue Bühnenrolle im West End ergattert.
Kultrolle am Theater
Es ist seine erste Schauspielrolle seit der Mini-Serie „It´s a Sin“ über die Aids-Krise. „Ich habe mir kürzlich überlegt, dass ich gerne wieder schauspielern würde. Nachdem mein Plattenvertrag ausgelaufen ist, habe ich etwas mehr Freiraum, um ein paar verschiedene Dinge auszuprobieren, ohne das Gefühl zu haben, ich müsste meinem Plattenlabel ein neues Album liefern“, so der 35-Jährige gegenüber der BBC. Ab September spielt er daher nun in der Produktion „The Importance of Being Earnest“ (Ernst sein ist alles) von Schriftsteller Oscar Wilde am berühmten National Theater in London mit. Er tritt damit die Nachfolge von Doctor Who-Star Ncuti Gatwa.
„Was gibt es da nicht zu lieben? Es ist ein so brillantes Stück, Oscar Wildes berühmteste Komödie. Ich habe die Nationalproduktion gesehen und fand sie fantastisch. Dann ergab sich die Gelegenheit, und ich habe sie sofort ergriffen“, freut sich Alexander. Über das Kulttheaterstück, das erstmals 1895 uraufgeführt wurde, sagt der Popstar weiter: „Kurz gesagt, es ist eine Komödie über zwei ziemlich lächerliche junge Männer und ihr Doppelleben. Sie tun dies, um ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen aus dem Weg zu gehen, und beide erfinden Decknamen namens Ernest, während sie versuchen, diese beiden jungen Frauen zu umwerben und zu heiraten. Aber in Wirklichkeit ist es eine Komödie, die die Erwartungen der Gesellschaft aufs Korn nimmt, sich über Klassenzugehörigkeit lustig macht und darüber, was die Gesellschaft von uns erwartet und welche Rollen wir spielen sollen. Das Geniale an dem Stück ist, dass es vor 100 Jahren spielt, in einer Zeit, die sich so anders anfühlt als die heutige, aber die Themen sind so zeitlos.“
Problemfall Homosexualität?
Alexander trat zuletzt 2013 im West End auf, bevor er als Musiker und Filmschauspieler Karriere machte. Der Weg von damals bis heute war dabei nicht immer leicht, insbesondere aufgrund seiner Homosexualität, wie er betont. Ein Berater erklärte ihm damals, er dürfe sich keineswegs outen, sonst habe er keine Chance auf Erfolg. „Das war damals ein schrecklicher Ratschlag, das würde man so heute nicht mehr machen. Zum Glück wusste ich damals schon, dass es nie wirklich eine Option für mich sein würde, darüber zu schweigen. Trotzdem fühlte sich dieses Erlebnis wie eine Weggabelung an.“ Bei seiner Mutter outete er sich mit 20 Jahren, nachdem er zwei Jahre zuvor nach London gezogen war. „Ich habe mit meiner Mutter telefoniert und ihr gesagt, dass ich schwul bin, und sie meinte nur: ‚Ja, das macht Sinn, das ist cool.‘"
Kuscheliges Zuhause mit Freund
Inzwischen hat er keine Probleme mehr mit seinem Schwulsein und ist zudem nach Jahren der Trennung seit diesem Jahr wieder mit seinem früheren Freund zusammen. Auch deswegen freut er sich jetzt nach dem Tourende im September auf seine neue Arbeit am Theater: „Ich habe in den vergangenen Jahren viel Zeit damit verbracht, herumzureisen und auf Tour zu sein, was so viel Spaß macht und großartig ist. Aber ich schätze es jetzt auch sehr, an einem Ort zu bleiben. Ein Zuhause in London mit meinem Partner und meinen Katzen zu haben und jeden Abend einfach ins Theater zu gehen – das klingt wirklich nach dem wundervollsten Leben.“ Wenn er wieder mit Musik anfange, dann nur noch zu seinen Bedingungen: „Wenn ich wieder damit anfange, dann, weil ich denke, dass es Spaß macht und etwas ist, das ich tun möchte, und ich denke nicht zu viel darüber nach, wie es funktionieren wird.“