Direkt zum Inhalt
Schwul, nicht queer

Schwul, nicht queer Die Idee der Gleichberechtigung verkommt zur Ideologie, warnt CDU-Mann Spahn

ms - 15.11.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Der ehemalige Bundesgesundheitsminister und heutige Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) hat sich nun mit deutlichen Worten gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz ausgesprochen, das heute in erster Lesung im Bundestag debattiert wird. Er kündigte an, dass die Union mit massivem Widerstand gegen das Gesetzesvorhaben vorgehen werde.

Selbstbestimmungsgesetz sei „völlig gaga“

Im Interview mit dem Sendeformat „Schuler! Fragen, was ist“ erklärte Spahn: „Wenn man sich hinsetzt mit Fachleuten und für diese Menschen etwas tun will, wäre ich fachlich immer sofort dabei. Hier wird aber eine ideologische, linke Politik gemacht, die sogar noch die eigenen Ziele des Frauenschutzes und der Gleichberechtigung von Frauen infrage stellt. Das ist völlig gaga.“

Explizit warnte Spahn dann im weiteren Gesprächsverlauf mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler auch vor den möglichen Folgen des Selbstbestimmungsgesetzes: „Ich bin sehr sicher, wenn das mal beschlossen ist und es die ersten Fälle gibt, wo das Thema Frauenschutz infrage steht, dann wird die öffentliche Aufmerksamkeit sehr groß sein, und alle werden denken: Was ist denn da eigentlich passiert? Wenn wir das thematisieren, dann heißt es immer, wir würden einen Kulturkampf führen. Nein, wir machen Kulturverteidigung. Und dann kommen einige und sagen: Wenn du sagst, es gibt zwei biologische Geschlechter, dann bist du schon rechtsradikal. Die sind es, die den Kulturkampf anfangen, und ich bin nicht bereit, da einfach zu schweigen und zuzugucken, nur weil jemand uns Kulturkampf vorwirft.“

„Ich bin nicht queer, ich bin schwul“

Des Weiteren geht der 43-jährige schwule CDU-Politiker auch ausdrücklich auf Distanz zur sogenannten Identitätspolitik und sagt: „Ich bin nicht queer, ich bin schwul. Ich bin ja nicht morgens wach geworden und habe mir gesagt: Ich will jetzt schwul sein. Ich bin es einfach. Und deswegen kann ich mit diesem ´Ich-definiere-mich-jetzt-mal-als-dies-oder-jenes‘ wenig anfangen.“

Spahn hält für sich auch fest, dass sich der frühere schwul-lesbische Kampf für Gleichberechtigung inzwischen stark verändert habe: „Wenn ich mir überlege, wie es für jemanden wie mich vor zwanzig Jahren in Deutschland war und wie es heute ist, was bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau passiert ist. Es ist viel erreicht worden. Und aus dieser Superidee der Gleichberechtigung wird jetzt eine Ideologie, wo wieder nach Ethnie, Religion, sexueller Identität eine Rangfolge entsteht und bei der man dann vor allem unter ´alter weißer Mann‘ zusammengefasst wird.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Ausweise in Kolumbien

Anerkennung von queeren Personen

Für die queere Community ist es ein historischer Schritt: Kolumbien erkennt ab sofort trans* und nicht-binäre Menschen in Ausweisdokumenten an.
Queerfeindlicher Vandalismus

Maneo betont Sachbeschädigung

Das Berliner Anti-Gewaltprojekt Maneo weist auf den jüngsten Fall von LGBTIQ+-feindlicher Sachbeschädigung hin und setzt dem Hass Liebe entgegen.
Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.