Reform der Gläubigen Kirchliche Trauungen auch für Schwule und Lesben im britischen Königreich
Die Kirche von England ist das Mutterschiff der Anglikanischen Gemeinschaft mit rund 80 Millionen Gläubigen weltweit, vertreten in zahlreichen Ländern des britischen Kolonialreichs und dem Commonwealth, beispielsweise auch in Australien, Kanada oder Neuseeland.
Seit Monaten kämpft die Kirche um ihre Existenz, denn die britische Regierung fordert die Gleichstellung von Homosexuellen, anderenfalls könnte die Kirchengemeinschaft ihre Sonderrechte verlieren und müsste dann sowieso aufgrund des Anti-Diskriminierungsgesetzes Schwule und Lesben gleichsetzen. Vor allem Kirchenvertreter aus Afrika wehren sich vehement dagegen und drohen aktuell mit Spaltung.
Kirchliche Trauungen bald in Wales?
Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, der Streit geht sowohl intern wie auch medial weiter. Hoffnung hingegen kommt von immer mehr kleineren Kirchengemeinden, die dem großen Mutterschiff zeigen, dass Reformen durchaus möglich sind. Die Kirche in Wales segnet bereits gleichgeschlechtliche Paare – nun werden Forderungen laut, dass bald auch die kirchliche Ehe zwischen Homosexuellen möglich sein soll. Rädelsführer ist der schwule Pater Lee Taylor, der mit seinem Lebenspartner Fabiano da Silva Duarte im Jahr 2021 als erstes gleichgeschlechtliches Paar die Segnung durch die Kirche in Wales erhielt.
Weigerung der Kirche ist "primitiv und lächerlich"
Gegenüber ITV Wales erklärte Taylor in dieser Woche: „Die Kirche steht vor einer existenziellen Krise, wenn sie sich nicht mit der Frage der Bejahung, Segnung und Heiligung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der Kirche befasst, denn außerhalb der Kirche wirkt das sehr primitiv. Es sieht lächerlich aus. Die Menschen können nicht verstehen, warum eine Kirche, die ein Evangelium der Liebe und der Vergebung, des Friedens, der Einheit und der Gleichheit verkündet, Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgrenzt.“
Immer mehr Mitglieder der Kirche hofften so inzwischen, dass das bisher bestehende Verbot von kirchlichen homosexuellen Ehen bald der Geschichte angehört. An die Zweifler gerichtet, die Angst davor hätten, dann nicht mehr den Lehren der Bibel zu entsprechen, sagt Taylor zudem: „Es geht nur um die Liebe, und das ist alles.“
Unterstützung bekommt die Bewegung innerhalb der Kirche auch von Bischöfin von Llandaff, Mary Stallard: „Ich hoffe, dass die Kirche mehr Willkommensgrüße ausspricht als Sorgen oder Ängste. Ich hoffe wirklich, dass dieser Wandel kommen wird, und ich bin zuversichtlich, dass die Kirche flexibel ist, sich anpassen und wirklich einladend sein kann.“
Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben
Noch weiter fortgeschritten zeigt sich nun auch die methodistische Kirche in Douglas – sie könnte die erste sein, die auf der Isle of Man gleichgeschlechtliche Trauungen anbietet. Der Rat der Trinity Methodist Church hat jetzt einstimmig beschlossen, das Recht zu beantragen, diese Eheschließungen durchführen zu dürfen. Pfarrerin Dr. Janet Corlett sagte, man wolle Schwulen und Lesben klar signalisieren, dass sie willkommen sind – das Vorhaben stoße dabei auch innerhalb der Bevölkerung auf eine „überwältigende Unterstützung“.
Es könnte der finale Schritt zur Gleichstellung von Homosexuellen in der Kirche sein. Im Jahr 1993 erkannte die Methodistische Kirche die Teilnahme und den Dienst von Homosexuellen in der Kirche an, 2019 dann wurde vorgeschlagen, die Ehe als „eine ausschließliche Beziehung mit lebenslanger Absicht zwischen zwei Menschen“ neu zu definieren. Die Entscheidung, gleichgeschlechtliche Ehen grundsätzlich zuzulassen, folgte dann im Jahr 2021, sodass jede Methodistenkirche, deren Gemeinde dies wünscht, nach einem entsprechenden Antrag mit den Zeremonien beginnen könnte. Diesen Schritt geht nun als Vorreitet die Trinity Methodist Church.
Die methodistische Beauftragte für Gleichstellung, Vielfalt und Integration, Pam Gold, erklärte dazu, dass dies ein großer Schritt nach vorne sei, um die Kirche inklusiver zu machen, insbesondere für die LGBTI*-Community, die sich in der Vergangenheit viel zu oft ausgeschlossen gefühlt habe. Diese Erkenntnis muss jetzt nur noch bis nach London vordringen – oder bestenfalls auch nach Rom.