Wer ist Tim Walz? Kaum jemand kennt US-Vizepräsidentschaftskandidat Walz, auch in der LGBTI*-Community nicht – ein Nachteil für die Wahl?
Wer ist Tim Walz? Der bisherige Gouverneur von Minnesota wurde jetzt zum neuen Vizepräsidentschaftskandidaten der Demokraten ernannt und soll Kamala Harris zum Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im November verhelfen – in Amerika ist der Politiker dabei für die allermeisten Bürger ein Unbekannter, auch in der LGBTI*-Community. Kann das funktionieren?
Ein Unbekannter als Vizepräsident?
Fast neun von zehn befragten US-Bürgern können mit Walz nichts anfangen, so die jüngste Umfrage von ABC News in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos. In der LGBTI*-Community herrscht daher zumindest teilweise Ernüchterung, der heimliche Favorit der schwul-lesbischen Szene war der schwule Verkehrsminister Pete Buttigieg gewesen. Walz hingegen ist auch unter Homosexuellen wenig bekannt, obwohl er bereits viel für Schwule und Lesben getan hat.
Lob von LGBTI*-Organisationen
Die amerikanischen LGBTI*-Organisation zeigten sich trotzdem erfreut von der Personalie, der Verband GLAAD erklärte: „Die Entscheidung von Vizepräsident Harris für den Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, unterstreicht sein langjähriges Engagement für die Gleichberechtigung, den Wohlstand und die Sicherheit aller Amerikaner, auch und gerade für LGBTQ-Personen.“
Und die Human Rights Campaign schrieb auf X: „Walz ist ein lebenslanger Verfechter der Rechte von LGBTI*. Vizepräsidentin Harris und Gouverneur Walz werden für Gleichheit und Gerechtigkeit für ALLE kämpfen. Vizepräsidentin Harris und Gouverneur Walz haben sich immer wieder für die LGBTI*-Community eingesetzt. Jetzt sind wir an der Reihe, uns für sie einzusetzen. Lasst uns die gute Stimmung bis November aufrechterhalten.“
Lob zur Wahl von Walz kommt wenig überraschend auch von Ex-US-Präsident Barack Obama sowie Präsident Joe Biden, sie sind sich einig darüber, man habe eine „großartige Wahl“ getroffen, Walz sei eine „starke Stimme für die arbeitenden Menschen und Amerikas große Mittelklasse.“
Jahrzehntelanges Engagement für LGBTI*
Walz verfügt über fast zwei Jahrzehnte Regierungserfahrung, darunter 12 Jahre als Mitglied des US-Repräsentantenhauses, seit 2018 ist er Gouverneur von Minnesota. Zuvor war er Lehrer an einer öffentlichen Schule und diente 24 Jahre lang beim Militär. Ihm wird ein volkstümlicher Charme nachgesagt.
Walz gilt ähnlich wie Harris als langjähriger Unterstützer der Gay-Community. Bereits 1999 beriet er als Sozialkundelehrer die Gay-Straight-Alliance an seiner Schule. Im Jahr 2006 führte er seine erste Kampagne für das Repräsentantenhaus, bereits hier setzte er sich für die gleichgeschlechtliche Ehe und den Respect for Marriage Act ein. 2009 forderte er im Repräsentantenhaus die Aufhebung von „Don't Ask, Don't Tell“, das Verbot für schwule und lesbische Mitglieder des Militärs. Im selben Jahr trug er auch zur Verabschiedung des Matthew Shepard and James Byrd Jr. Hate Crimes Prevention Acts bei, ein Bundesgesetz, das eine bessere Finanzierung und Strafverfolgung von Hassverbrechen gegen LGBTI*-Menschen festlegt.
Einsatz für Trans-Menschen
Walz ist auch gegen das Verbot von Trans-Athleten in Schulsportmannschaften und unterschrieb 2023 ein Gesetz, dass in seinem Bundesstaat Trans-Personen Schutz gewährt, die eine geschlechtsangleichende Behandlung suchen. Ebenso 2023 unterzeichnete er mehrere weitere Gesetze für LGBTI*-Menschen, zum Beispiel gegen das sogenannte „Anti-LGBTI*-Panikgesetz“, mit dem homophobe Täter immer wieder versuchten, Gewalt gegen Homosexuelle zu rechtfertigen. Außerdem legte er fest, dass es in Minnesota in Bibliotheken nicht erlaubt ist, Bücher zu entfernen, nur weil sie LGBTI*-Themen behandeln. Darüber hinaus erließ er ein Gesetz zum Verbot von Konversionstherapien im US-Bundesstaat.
Republikaner sprechen von Linksradikalismus
Kritik kommt vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump: „Das ist das linksradikalste Duo in der amerikanischen Geschichte. So etwas hat es noch nie gegeben und wird es auch nie wieder geben“, so der 78-Jährige auf seiner Online-Plattform Truth Social. Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance war Harris direkt Radikalismus vor und der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, Erfinder des „Don´t Say Gay“-Gesetzes, erklärte, Walz sei der „am weitesten links stehende Kandidat“ für den Posten des Vizepräsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten.