Direkt zum Inhalt
Welle der Gewalt in Frankreich
Rubrik

Welle der Gewalt in Frankreich Tausende Fälle von Hasskriminalität gegen schwule Männer

ms - 21.05.2024 - 11:00 Uhr

Die neusten Zahlen des Innenministeriums in Frankreich belegen nun die bisherigen Annahmen im Land: Auch im Jahr 2023 kam es erneut zu einem Anstieg von Gewalt und Straftaten gegenüber LGBTI*-Menschen. Binnen eines Jahres wurden 13 Prozent mehr Fälle registriert. 

Zigtausende Fälle von Gewalt

Konkret wurden 4.560 Straftaten gegen Homosexuelle und queere Menschen in Deutschlands Nachbarland verzeichnet, darunter allein 2.870 mal schwere Verbrechen. Fast 1.700 mal kam es zu Beleidigungen und  Beschimpfungen. Ähnlich wie auch in Deutschland geht die Europäische Grundrechteagentur davon aus, dass rund 90 Prozent der Angriffe auch in Frankreich im Dunkeln bleiben, da es nie zu einer Anzeige kommt. Hochgerechnet wären dies also rund 45.000 Fällen von Hasskriminalität gegenüber LGBTI* im Jahr 2023. 

Nach Angaben der französischen Polizei sei zudem besonders bedenklich, dass es vor allem bei den schweren Verbrechen, zumeist also massiven körperlichen Attacken und Bedrohungen, zu einer starken Zunahme gekommen ist – hier allein wurden 19 Prozent mehr Fälle als noch 2022 verzeichnet. Ähnlich wie in Deutschland steigen die Fallzahlen auch in Frankreich dabei seit 2016 kontinuierlich weiter an.

Forderung nach starker Regierung

Anfang Mai forderten daher bereits rund fünfzig LGBTI*-Verbände in Frankreich, dass die Regierung endlich entschiedener und strikter auf die Welle von Hasskriminalität reagieren müsse. In einem offenen Brief an den schwulen Staatssekretär Gabriel Attal schrieben die Verbände: „Während andere Länder mit konstanter Geschwindigkeit voranschreiten oder sich sogar doppelt anstrengen, bleibt Frankreich stecken und weigert sich, bei einigen wichtigen Themen voranzukommen.“ 

Man beobachte dabei mit großer Sorge den „weltweiten Rückgang der Menschenrechte und einen Anstieg des Faschismus und seiner LGBTI*-Phobie.“ Die Ängste sind derzeit groß, dass es auch beim Pariser Pride-Marsch Ende Juni zu heftigen Auseinandersetzungen kommen könnte. 

Angst vor Eskalation in Paris

Paris kann dabei als Epizentrum der LGBTI*-feindlichen Angriffe gewertet werden, allein in der Hauptstadt finden 28 Prozent der Delikte im öffentlichen Raum statt. Generell wird der Großteil der Hasskriminalität in französischen Städten verzeichnet. Die meisten Opfer sind dabei schwule Männer (70 Prozent aller Opfer), die Hälfte aller Opfer ist zudem unter 30 Jahre alt. Ähnlich sieht es bei den Tätern aus, 82 Prozent sind männlich und unter 30 Jahre alt mit einem besonderen Schwerpunkt bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 19 Jahren. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Mahnung zur Migrationspolitik

Rechte von LGBTIQ+-Flüchtlingen

Amnesty International mahnt an, dass bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen die Migrationspolitik überdacht werden muss, auch bei LGBTIQ+.
Grundgesetzänderung

Linke queer kritisiert Kai Wegner

Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hofft auf eine Grundgesetzänderung für LGBTIQ+.
Chemsex-Notlage in London

Ärzte-Alarm: Jeden Tag ein Notfall

Die Chemsex-Lage in London ist außer Kontrolle, jeden Tag kommt es zu lebensgefährlichen Notfällen, warnen jetzt Gesundheitsexperten.
Tiefe Risse in der US-Politik

Das Schweigen der US-Demokraten

Tiefe Risse in den USA: Queere US-Verbände zeigen sich empört über zu wenig Einsatz für LGBTIQ+ seitens der Demokraten und verlieren das Vertrauen.
Aufruf zu Protesten

Zusammenhalt in Ungarn

Ungarns Präsident Victor Orbán will den Budapest Pride unterbinden – dagegen regt sich jetzt international Widerstand.
Peggy Parnass ist tot

Ikone der Schwulenbewegung

Peggy Parnass ist tot. Die Ikone der Schwulenbewegung starb im Alter von 97 Jahren in Hamburg.
Diskriminierung in den USA

Studie enthüllt dramatische Lage

Ablehnung, Mobbing, Hass: Diskriminierung ist inzwischen für jeden dritten LGBTIQ+-Amerikaner Alltag, so neuste Studiendaten.
Eurovision Song Contest

Song-Überarbeitung und Absage

Die Fan-Kritik zeigte Wirkung: Das ESC-Team hat den deutschen Beitrag „Baller“ von Abor & Tynna überarbeitet. An anderer Stelle gab es eine Absage.
Todesfall Roman Mercury

Todesursache sorgt für Bestürzung

Bestürzung im Todesfall Roman Mercury: Fans gehen davon aus, dass der 45-jährige Adult-Darsteller an „gebrochenem Herzen“ gestorben ist.