Weidel und die Ehe für Alle Weidel betont Leitbild der Familie und spricht sich indirekt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus
Die Kanzlerkandidatin der AfD, Alice Weidel, hat gestern zum zweiten Mal hintereinander keine konkreten Antworten auf direkte Fragen geben können – bereits bei RTL am vergangenen Sonntag ließ sie Fragen zur angedachten Grenzsicherung ihrer Partei sowie zu der Finanzierung ihrer Wirtschaftspolitik weitestgehend unbeantwortet, in der ARD-„Wahlarena“ gestern Abend dann sprach sie sich indirekt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus.
Lebenspartnerschaft oder Ehe?
Bereits im Januar hatte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Stephan Brandner, erklärt, man wolle in einer nächsten Legislaturperiode erneut einen Antrag zur Abschaffung der Ehe für Alle einbringen, denn diese sei grundgesetzwidrig. Weidel erklärte gestern nun, sie sei davon überzeugt, dass „Lebenspartnerschaften von Homosexuellen – Frau und Frau, Mann und Mann – gleichgestellt sein sollten, ohne das Institut der Ehe zu berühren.“
Auf die Rückfrage, ob diese Einstellung sowie ihre eigene Homosexualität und ihre Partnerschaft mit einer Frau nicht dem Wahlprogramm der AfD zuwiderlaufen, die als Leitbild Mutter, Vater, Kind betont, sagte Weidel weiter: „Ich kann als Frau, die mit einer Frau zusammen ist, als Politikerin genau dieses Leitbild vertreten, weil ich glaube, dass die Familien in Deutschland unter die Räder gekommen sind (…) Ich glaube, dass die Familie die Keimzelle unserer Gesellschaft ist.“ Sie wolle aber nicht, so Weidel weiter, dass sich der Staat in Partnerschaftsmodelle einmische.
In einer dritten Rückfrage wollte eine Frau wissen, ob sie der Meinung ist, dass auch der rechtsextreme AfD-Politiker Björn Höcke aus Thüringen ihre Einstellung teile - Weidel antwortete kurz: „Ich nehme die Frage gerne mit – ich glaube schon. Wir haben uns da ausgesprochen. Die Partei kennt mich sehr gut.“
„Sie sollten Angst haben“
Ein Gast hakte hier noch einmal nach, worauf Weidel betonte, sie lebe in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und diese müsse rechtlich mit der Ehe gleichgestellt werden. Dabei ging es auch um grundsätzliche Fragen, die sie mit ihrer Frau zu Hause immer wieder besprechen würde: „Was ist, wenn mir was passiert? Wenn ich bei einem Anschlag versterbe?“ Warum die AfD dies nicht in ihrem Wahlprogramm thematisiere oder auch nur einmal von gleichgeschlechtlichen Paaren schreibt, ließ die Kanzlerkandidatin unbeantwortet.
Ein junger Mann aus dem Grünen-Vorstand in Hameln brachte es als erster Fragesteller zu dem Thema gleich zu Beginn auf dem Punkt, als er zu Weidel sagte: „Wenn ich mir ihr Wahlprogramm anschaue, dann habe ich Angst um meine Zukunft. Ich bin homosexuell, und ich habe Angst. Übrigens sollten auch Sie Angst haben, denn Mitglieder ihrer Partei, die wollen die Homosexuellen vielleicht mal wieder ins Gefängnis oder ins KZ stecken. Wie können Sie eigentlich Mitglied dieser Partei sein als homosexuelle Person? Das ist ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem, was sie haben. Sie vertreten alles, wofür die AfD nicht steht.“