Wahl in den Niederlanden Bekommt das Land einen offen schwulen Premierminister?
Die linksliberale Partei D66 ist bereits jetzt der große Gewinner der vorgezogenen Parlamentswahlen in den Niederlanden – in den letzten Tagen holte die Partei rund um Spitzenkandidat Rob Jetten (38) massiv auf und liegt aktuell gleichauf mit der Partei PVV von Geert Wilders (62), bei liegen aktuell bei 16,7 Prozent. Bisher sind 98,6 Prozent der Stimmen ausgezählt, ein endgültiges Wahlergebnis wird heute erwartet.
Wilders verfehlt eigene Ziele
Fest steht bereits jetzt: Wilders Koalitionsbruch in der Regierung und damit die erzwungenen Neuwahlen war für ihn nicht erfolgreich, der Islamkritiker gestand bereits ein, dass seine Partei hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. „Der Wähler hat gesprochen. Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft“, so Wilders auf X. Eine erneute Regierungsbeteiligung seiner Partei dürfte damit höchstwahrscheinlich ausgeschlossen sein.
Bei der letzten Wahl 2023 hatte Wilders sowohl Zuspruch wie auch Ablehnung seitens der LGBTIQ+-Community erfahren. Damals hatte seine Partei erklärt, Homosexuelle in den Niederlanden seien in puncto Gewalterfahrungen Opfer der Masseneinwanderung. Wilders selbst hatte betont, dass er stolz auf die Errungenschaften der Niederlande für Schwule und Lesben sei. Kritiker warfen dem rechtskonservativen Politiker mit seiner strikten Migrationspolitik Menschenverachtung vor. Die niederländischen LGBTIQ+-Organisation COC Netherlands hatte erklärt, Wilders sei kein „zuverlässiger Verbündeter“, auch, weil er mehr Rechte für trans* Personen ablehnte.
Neue Hoffnung mit Jetten
Der Linksliberale Jetten könnte nun der neue Hoffnungsträger der Community werden, gerade auch, weil sich in den Niederlanden die Stimmungslage zuletzt stark verändert hat – inzwischen lehnt eine Mehrheit der jungen Niederländer Homosexuelle und queere Menschen wieder ab. Jetten ist selbst schwul und seit dem letzten Jahr mit dem argentinischen Hockey-Nationalspieler Nicolás Keenan verlobt – dieser ist der erste offen schwule Profi im niederländischen Hockey-Sport.
Jetten werden aktuell große Chancen eingeräumt, nach der gestrigen Wahl eine Koalition bilden zu können, nach dem vorläufigen Ergebnis hätte eine Mitte-Rechts-Koalition von vier Parteien die beste Chance auf eine stabile Mehrheit. Gelingt es ihm, wäre er der jüngste und erste offen schwule Premierminister in der Geschichte der Niederlande. Eine Zusammenarbeit mit Wilders haben indes die großen Parteien bereits ausgeschlossen und der Spitzenkandidat des rot-grünen Bündnisses, Franz Timmermans (64), trat bereits gestern Abend zurück, nachdem die Partei über drei Prozent bei den Wählerstimmen verloren hatte. Jettens Partei D66 hat derweil nach aktuellem Stand mehr als zehn Prozentpunkte seit der letzten Wahl 2023 hinzugewonnen. Noch am Wahlabend erklärte Jetten: "Millionen Niederländer haben heute ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie haben sich von der Politik der Negativität und des Hasses verabschiedet!"