Direkt zum Inhalt
Self-ID in Finnland
Rubrik

Self-ID in Finnland Juristischer Geschlechtswechsel ab 18 Jahren möglich

ms - 03.02.2023 - 08:31 Uhr

Das finnische Parlament hat diese Woche ein neues Selbstbestimmungsgesetz beschlossen, das es ab Januar 2024 erwachsenen Menschen erlauben wird, einmal im Jahr eine juristische Geschlechtsänderung vornehmen zu lassen. Anders als in Schottland oder auch Deutschland derzeit geplant, legten die Parlamentarier schlussendlich nach heftigen Debatten Wert darauf, dass nur volljährige Personen die Personenstandsänderung durchführen lassen können.

Sterilisationspflicht fällt weg

Auch in Finnland hatte es im Vorfeld Streit über das neue Gesetzesvorhaben gegeben – bisher hatte in dem Land ein Gesetz gegriffen, das von Trans-Personen verlangte, einen Nachweis über ihre Unfruchtbarkeit beziehungsweise über eine erfolgte Sterilisation erbringen zu müssen, bevor sie eine rechtliche Geschlechtsänderung vornehmen lassen konnten. Das deutsche Bundesverfassungsgericht hatte einen ähnlichen Sterilisationszwang im Transsexuellengesetz bereits 2011 gekippt und als Verstoß gegen das deutsche Grundgesetz eingestuft.

Langer Kampf von LGBTI*-Aktivisten

In Finnland wird es Trans-Personen nach einer einmonatigen Übergangsfrist damit jetzt künftig erlaubt sein, ihr Geschlecht durch eine einfache Selbsterklärung zu ändern. Bisher anderweitig notwendige medizinische oder psychiatrische Untersuchungen entfallen. Das neue Gesetz wurde vom finnischen Parlament mit 113 zu 69 Stimmen verabschiedet.

Matti Pihlajamaa von Amnesty International Finnland, zuständig für LGBTI*-Rechte, erklärte dazu: „Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes hat Finnland einen wichtigen Schritt getan, um die Rechte von trans Menschen zu schützen und ihr Leben und ihr Recht auf Selbstbestimmung zu verbessern. Die Abstimmung ist das Ergebnis von mehr als zehn Jahren Kampagnenarbeit zivilgesellschaftlicher Gruppen und ein Beweis für das Engagement von Aktivisten, die lange und hart gekämpft haben – oft im Angesicht giftiger Rhetorik – um diesen Tag zu erleben."

Parlament uneins bis zum Schluss

Mit dem neuen Gesetz löste die aktuelle finnische Mitte-Links-Regierung aus Sozialdemokraten, Grünen und Linken kurz vor den anstehenden Parlamentsneuwahlen im April dieses Jahres ihr früheres Wahlversprechen ein. Bis zuletzt hatte es Streit um Detailaspekte des Gesetzes gegeben, schlussendlich hatte man sich beispielsweise bei der Frage des Alters darauf verständigen können, nur erwachsenen Personen einen juristischen Geschlechtswechsel möglich zu machen. Trotzdem traten selbst bei der Abstimmung einige finnische Parteien nicht mit einer einheitlichen Haltung auf, 17 Abgeordnete blieben der finalen Abstimmung ganz fern.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Abschied von Sven Lehmann

Ende des ersten Queer-Beauftragten

Der erste Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, verabschiedet sich von der Community und will Mut machen für die Zukunft.
Wahl im Bundestag

Merz ist neuer Bundeskanzler

Nach Eklat im Bundestag gewinnt Friedrich Merz im zweiten Anlauf die Wahl zum neuen Bundeskanzler. Was erhofft sich die LGBTIQ+-Community?
Scharfe Kritik in Heidelberg

Vandalismus gegen Gedenktafel

Queere Vereine und die Linke verurteilten jetzt mit scharfen Worten den Vandalismus bei der Magnus Hirschfeld Gedenkplakette in Heidelberg.
Appell an neue Bundesregierung

Amnesty drängt auf Menschenrechte

Die neue Regierung müsse sich weltweit stärker für Minderheiten wie LGBTIQ+ einsetzen, fordert jetzt Amnesty International.
Änderungen bei Ryanair

LSVD+ begrüßt Einigung

Einigung nach Klage: Ryanair führt die geschlechtsneutrale Bezeichung Mx bei Ticketbuchungen online ein. Geklagt hatte eine nicht-binäre Person.
Gerichtsurteil nach Olympia

Verurteilung nach Hasskommentaren

Die homophoben Attacken online im Umfeld von Oylmpia 2024 in Paris haben jetzt ein Nachspiel: Sieben Personen wurden nun verurteilt.
AfD-Verbotsverfahren

LSVD+ drängt auf Prüfung

Der LSVD+ betonte jetzt die Gefahr der AfD für die LGBTIQ+-Community und unterstützt die Idee eines Parteienverbots.
Gerichtsfall Mike Jeffries

Prozessaufschub in New York

Platzt der Prozess um sexuellen Missbrauch von Models gegen Ex-Abercrombie-Chef Mike Jeffries? Dieser sei laut Gericht nicht verhandlungsfähig.
Gewaltwelle in Berlin

Maneo berichtet erneute Zunahme

Neue Meldung vom Anti-Gewaltprojekt Maneo in Berlin: Auch 2024 haben die Angriffe erneut zugenommen, insbesondere gegen schwule und bisexuelle Männer.