Gewaltwelle in Berlin Auch 2024 sind die Angriffe auf LGBTIQ+ weiter angestiegen, insbesondere gegen Schwule und Bisexuelle
Erneut hat die Zahl der Angriffe auf die Community in Berlin weiter zugenommen – das geht aus den jüngsten Daten der Anti-Gewalt-Beratungsstelle Maneo hervor. Binnen eines Jahres sind 2024 die Fälle um rund acht Prozent angestiegen, der allergrößte Teil der Opfer sind dabei abermals schwule und bisexuelle Männer.
Höhepunkt bei Beratungsfällen
Auch die Beratungsgespräche selbst haben weiter zugenommen, von rund 1.600 Fällen im Jahr 2023 auf über 1.960 Gespräche im letzten Jahr, rund 1.880 davon mit schwulen und bisexuellen Männern. Insgesamt wurden 928 Personen beraten. „Über 900 Personen wurden von uns beraten und unterstützt. Das ist ein neuer Höhepunkt in unserer Projektgeschichte. Die Zahl sollte eigentlich nicht wundern, denn sie spiegelt das wider, was LSBTIQ+ in unserer Stadt erleben. Die Zahlen geben aber auch nur einen Einblick in das noch viel höher einzuschätzende Dunkelfeld“, so Maneo-Leiter Bastian Finke.
Nach Angaben der Europäischen Grundwerteagentur werden in Deutschland 90 Prozent aller Angriffe auf LGBTIQ+ nicht angezeigt. Maneo hielt fest, dass 39 Prozent jener Fälle, die der Organisation zugetragen worden sind, nicht polizeilich erfasst worden sind. Insgesamt verzeichnete der Berliner Verein 738 Fälle mit LGBTIQ+-Bezug, die meisten davon ereigneten sich in der Öffentlichkeit in den Bezirken Schöneberg, Neukölln und Kreuzberg
Stressiger Alltag für LGBTIQ+
Finke betont dabei weiter: „Es sollte längst in Gesellschaft und Politik angekommen sein, dass die Alltagserfahrungen für LSBTIQ+ belastend und mit Stress verbunden sind. Mit Stress ist auch der Druck gemeint, der mit der Sorge und Befürchtung einhergeht, erneut Anfeindungen oder Übergriffen ausgesetzt zu sein. Denn bekannt ist, dass mit der Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit auch das Risiko zunimmt, beleidigt, bedroht oder körperlich angegriffen zu werden.“
Maneo hat 2024 bei den Beratungen einen Schwerpunkt auf Übergriffe gegen Schwule und Bisexuelle gesetzt und betont dazu weiter: „Die Gefahren, die beim Online-Dating lauern, sind vielfältig. Von betrügerischen Profilen bis hin zu aggressiven Übergriffen – es ist wichtig, sich dieser Gefahren bewusst zu sein und proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.“ Der Großteil der Opfer (42%) war zwischen 28 und 49 Jahre alt. Die drei meisten übermittelten Angriffsarten waren 2024 Körperverletzungen, Beleidigungen und Bedrohungen. Dabei hielt Maneo auch fest, dass die Übergriffe auf Szeneeinrichtungen in Berlin binnen eines Jahres um 67 Prozent zugenommen haben.