Selbstbestimmungsgesetz Geschlechtswechsel unter Auflagen ab 16 Jahren in Schweden erlaubt
Das schwedische Parlament hat ein neues Gesetz verabschiedet, das das Alter, in dem Menschen ihr rechtliches Geschlecht ändern können, von 18 auf 16 Jahre herabsetzt und das Verfahren erleichtert. Das Gesetz wurde mit 234 Ja- und 94 Nein-Stimmen verabschiedet. Im Juli 2025 soll das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft treten.
Streit im Parlament
Obwohl Schweden 1972 das erste Land weltweit war, das die Geschlechtsumwandlung legalisierte, hat das neue Gesetz jetzt nach Angaben der BBC trotzdem noch einmal eine heftige Debatte ausgelöst. Befürworter sprechen davon, dass das neue Verfahren einen „wichtigen Unterschied“ für Betroffene machen wird, Kritiker indes plädieren dazu, dass mehr Forschung in dem Bereich nötig wäre, bevor ein solcher Schritt gegangen werden dürfe.
Strengere Richtlinien bei Jugendlichen
Bisher bedurfte es ähnlich wie noch beim Transsexuellengesetz in Deutschland, welches zum November dieses Jahres außer Kraft tritt, auch in Schweden einer ärztlichen Diagnose der Geschlechtsdysphorie, um das gesetzlich anerkannte Geschlecht ändern zu dürfen. Mit dem neuen Gesetz reicht für Erwachsene eine kürzere Konsultation eines Arztes oder Psychologen aus, damit die Genehmigung der nationalen Gesundheitsbehörde erteilt wird. Minderjährige benötigen zudem zwingend die Zustimmung ihrer Eltern, eines Arztes und des Nationalen Gesundheits- und Wohlfahrtsamtes.
Das neue Selbstbestimmungsgesetz grenzt sich dabei auch deutlich von möglichen medizinischen Behandlungen von Jugendlichen ab, von Pubertätsblockern über Hormontherapie bis hin zu Geschlechtsoperationen. Diese Verfahren sind auch weiterhin nur Menschen ab 18 Jahren erlaubt und das auch nur nach längerer Fachprüfung. Bereits im Januar 2023 hatte Schweden hier die Richtlinien zum Schutz von Minderjährigen noch einmal verschärft.
Sechsstündige Debatte
Zu dem jetzt beschlossenen Gesetz erklärte Johan Hultberg von der regierenden Moderaten Partei während der rund sechsstündigen Debatte zum Thema im Parlament: „Es ist nicht vernünftig, dass für die Änderung des rechtlichen Geschlechts dieselben Anforderungen gelten sollen wie für eine irreversible geschlechtsbestätigende Operation.“
Sowohl die Christdemokraten, die der Regierungskoalition angehören, als auch die rechtspopulistischen Schwedendemokraten lehnten das Gesetz ab und forderten eingehende Forschungen. Der Vorsitzende der Schwedendemokraten, Jimmie Akesson, sagte, er halte es für „bedauerlich, dass ein Vorschlag, der offensichtlich keine Unterstützung in der Bevölkerung findet, so beiläufig angenommen wird.“
Eine Umfrage des schwedischen Fernsehsenders TV4 hatte nach Angaben von Reuters zuvor ergeben, dass 59 Prozent der Schweden den Vorschlag für „schlecht oder sehr schlecht“ hielten, während nur 22 Prozent ihn für gut befanden. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson verteidigte den Vorschlag indes als „ausgewogen und verantwortungsvoll.“