Direkt zum Inhalt
Selbstbestimmungsgesetz
Rubrik

Selbstbestimmungsgesetz Geschlechtswechsel unter Auflagen ab 16 Jahren in Schweden erlaubt

ms - 18.04.2024 - 11:10 Uhr

Das schwedische Parlament hat ein neues Gesetz verabschiedet, das das Alter, in dem Menschen ihr rechtliches Geschlecht ändern können, von 18 auf 16 Jahre herabsetzt und das Verfahren erleichtert. Das Gesetz wurde mit 234 Ja- und 94 Nein-Stimmen verabschiedet. Im Juli 2025 soll das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft treten. 

Streit im Parlament

Obwohl Schweden 1972 das erste Land weltweit war, das die Geschlechtsumwandlung legalisierte, hat das neue Gesetz jetzt nach Angaben der BBC trotzdem noch einmal eine heftige Debatte ausgelöst. Befürworter sprechen davon, dass das neue Verfahren einen „wichtigen Unterschied“ für Betroffene machen wird, Kritiker indes plädieren dazu, dass mehr Forschung in dem Bereich nötig wäre, bevor ein solcher Schritt gegangen werden dürfe.  

Strengere Richtlinien bei Jugendlichen

Bisher bedurfte es ähnlich wie noch beim Transsexuellengesetz in Deutschland, welches zum November dieses Jahres außer Kraft tritt, auch in Schweden einer ärztlichen Diagnose der Geschlechtsdysphorie, um das gesetzlich anerkannte Geschlecht ändern zu dürfen. Mit dem neuen Gesetz reicht für Erwachsene eine kürzere Konsultation eines Arztes oder Psychologen aus, damit die Genehmigung der nationalen Gesundheitsbehörde erteilt wird. Minderjährige benötigen zudem zwingend die Zustimmung ihrer Eltern, eines Arztes und des Nationalen Gesundheits- und Wohlfahrtsamtes.

Das neue Selbstbestimmungsgesetz grenzt sich dabei auch deutlich von möglichen medizinischen Behandlungen von Jugendlichen ab, von Pubertätsblockern über Hormontherapie bis hin zu Geschlechtsoperationen. Diese Verfahren sind auch weiterhin nur Menschen ab 18 Jahren erlaubt und das auch nur nach längerer Fachprüfung. Bereits im Januar 2023 hatte Schweden hier die Richtlinien zum Schutz von Minderjährigen noch einmal verschärft

Sechsstündige Debatte 

Zu dem jetzt beschlossenen Gesetz erklärte Johan Hultberg von der regierenden Moderaten Partei während der rund sechsstündigen Debatte zum Thema im Parlament: „Es ist nicht vernünftig, dass für die Änderung des rechtlichen Geschlechts dieselben Anforderungen gelten sollen wie für eine irreversible geschlechtsbestätigende Operation.“

Sowohl die Christdemokraten, die der Regierungskoalition angehören, als auch die rechtspopulistischen Schwedendemokraten lehnten das Gesetz ab und forderten eingehende Forschungen. Der Vorsitzende der Schwedendemokraten, Jimmie Akesson, sagte, er halte es für „bedauerlich, dass ein Vorschlag, der offensichtlich keine Unterstützung in der Bevölkerung findet, so beiläufig angenommen wird.“ 

Eine Umfrage des schwedischen Fernsehsenders TV4 hatte nach Angaben von Reuters zuvor ergeben, dass 59 Prozent der Schweden den Vorschlag für „schlecht oder sehr schlecht“ hielten, während nur 22 Prozent ihn für gut befanden. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson verteidigte den Vorschlag indes als „ausgewogen und verantwortungsvoll.“ 

Auch Interessant

Umfrage von Romeo

AfD führt unter Befragten

Eine neue Umfrage der Dating-App Romeo sorgt für Diskussionen: Knapp 28% der User votierten für die AfD, besonders stark die jungen Generation.
Proteste gegen Milei

LGBTIQ+ und Frauen sagen Nein!

Proteste in Argentinien: Massive landesweite Demonstrationen kritisieren Präsident Javier Milei nach seinen homophoben und frauenfeindlichen Aussagen.
Digitale Datenbank des Grauens

Russland erstellt Schwulenlisten

Datenbank des Grauens: Die russische Regierung baut ein elektronisches Register zur kompletten Überwachung von Homosexuellen und queeren Menschen auf.
Haftbefehle gegen die Taliban

Bahnbrechende Maßnahme für LGBTIQ+

Der Internationale Strafgerichtshof geht erstmals gegen den LGBTIQ+-Hass in Afghanistan vor und hat Haftbefehle gegen die Taliban erlassen.
Protest gegen Village People

Queer-Verein fordert Konzertabsage

Ärger in Köln: Ein queerer Verein fordert die Konzertabsage der Village People bei einem Musikfestival, weil die Band für Donald Trump auftrat.
Auslaufmodell Ehe?

Sinkende Fallzahlen bei neuen Ehen

Auslaufmodell Ehe? Immer weniger Menschen sagen Ja zu einander, auch unter Homosexuellen und besonders wenige in der queer-affinen Gen-Z.
Panik auf den Philippinen

Hetze gegen Sexualkundeunterricht

Panikwelle auf den Philippinen: Die katholische Kirche verbreitet Fake News und Angst über den geplanten, wichtigen Sexualkundeunterricht an Schulen.
Ende des Pride-Monats

Harte Linie in den USA

Der Trump-Kurs geht weiter: Die neue Regierung hat jetzt alle besonderen Gedenkmonate verboten, darunter auch den Pride-Monat Juni.
Festnahme in den USA

Sexualstraftäter in der Community

Ein besonderer Fall sorgt derzeit in den USA für Schlagzeilen: Ein verurteilter Sexualstraftäter arbeitete jahrelang mit Decknamen für LGBTIQ+-Medien.