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Rücktritt des britischen Erzbischofes
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Rücktritt des Erzbischofs Englands Kirchenoberhaupt vertuschte offenbar Missbrauch von 130 Jungen

ms - 13.11.2024 - 09:30 Uhr

Seit Monaten ist die Kirche von England einer Zerrreißprobe ausgesetzt, Hintergrund ist die Forderung der britischen Regierung, künftig auch Homosexuelle gleichberechtigt in die Glaubensgemeinschaft einzubinden. Im Zentrum dieser Debatte stand seit langem der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby (68), das geistliche Oberhaupt der weltweiten anglikanischen Kirchengemeinschaft, die in mehr als 160 Ländern vertreten ist und rund 85 Millionen Mitglieder hat. Welby hatte immer wieder versucht, mit halbseidenen Kompromissen sowohl die Reformer wie auch die homophoben Hardliner zu besänftigen. Nun trat Welby aufgrund von Missbrauchsskandalen in der Kirche zurück.

Schweigen des Erzbischofs

Dem Oberhaupt der Kirche wird vorgeworfen, den Missbrauch von vermutlich hunderten Jungen und jungen Männern vertuscht zu haben. Der Untersuchungsbericht „Makin Report“ hatte dabei detailliert aufgezeigt, dass die Kirche nicht nur die Fälle von schwerem Missbrauch  aus den 1970er und 1980er Jahren allesamt vertuscht hatte, sondern auch demnach alle Täter ungestraft davonkommen hatte lassen – niemand wurde zur Rechenschaft für seine Misshandlungen gezogen. 

Der Missbrauch soll sich dabei im Rahmen von Sommerlagern der Kirche abgespielt haben, dabei ist es demnach gezielt und geplant in mehreren Jahren zum Missbrauch von rund 130 Jungen gekommen. Der Untersuchungsbericht deckt weiter auf, dass Welby bereits 2013 von den Fällen wusste – und schwieg. Weder meldete er die Taten der Polizei, noch hatten die Vorfälle in den Sommerlagern ein Nachspiel für den Hauptverantwortlichen, einen prominenten Anwalt und Prediger namens John Smyth – 2018 verstarb dieser im Alter von 75 Jahren in Südafrika. 

Rücktritt erst nach immensen Druck

Bereits 2017 hatte erstmals der Sender Channel 4 in einer Dokumentation über den Fall berichtet, Welby allerdings hatte damals noch beteuert, nichts davon gewusst zu haben. Dem widerspricht nun fundiert mit Beweisen unterlegt das Gutachten der neusten Untersuchung. Der Druck auf Welby wurde daraufhin offenbar zu groß, auch aus den eigenen Reihen; zuletzt hatten drei Mitglieder der englischen Generalsynode eine Petition veröffentlicht, in der sein Rücktritt gefordert wurde – binnen kurzer Zeit hatten über 1.600 Geistliche die Forderung unterzeichnet.   

Welby erklärte daraufhin jetzt in einem Schreiben an König Charles: „Es ist völlig klar, dass ich die persönliche und institutionelle Verantwortung für die lange und erneut traumatisierende Zeit zwischen 2013 und 2024 übernehmen muss. Ich hoffe, diese Entscheidung macht deutlich, wie ernst die Kirche von England die Notwendigkeit einer Veränderung und unser tiefes Engagement für eine sicherere Kirche nimmt. Ich trete von meinem Amt zurück, in tiefer Trauer mit allen Opfern und Überlebenden von Missbrauch.“

Wie unter einem neuen Erzbischof die Debatte um Homosexuelle in der Kirche weitergeht, ist indes völlig offen. Welby selbst war zuletzt in der breiten Öffentlichkeit bei der Krönung von König Charles und Königin Camilla in Westminster Abbey in Erscheinung getreten. 

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