Direkt zum Inhalt
King Charles III.

King Charles III. Der britische Gay-Aktivist Peter Tatchell warnt vor dem neuen König!

ms - 10.05.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Einer der bekanntesten Gay-Aktivisten Großbritanniens, Peter Tatchell, hat jetzt mit eindringlichen Worten vor dem frisch gekrönten König Charles III. gewarnt – das britische Oberhaupt sei kein Freund der LGBTI*-Community. Gerade durch sein „Schweigen“ würde der neue König des Vereinigten Königreiches allen Peinigern von Homosexuellen und queeren Menschen in die Hände spielen.

Demonstrationen unerwünscht?

Tatchell zeigte sich bereits kurz nach der Krönung erbost: Obwohl die angemeldeten Demonstrationen gegen die rund 115 Millionen Euro teure Krönung friedlich abliefen, soll die als homophob verschriene Metropolitan Police in London „grobschlächtig“ gegenüber den Protestierenden gehandelt haben, insgesamt war es am vergangenen Samstag zu 64 Festnahmen in der Hauptstadt gekommen. Tatchell, der sich seit über fünfzig Jahren für LGBTI*-Rechte einsetzt, kritisierte, dass die Stadtverwaltung „ihr Versprechen gebrochen hat, dass friedliche Proteste gegen die Monarchie erlaubt sind.“

Charles, kein Freund der Community?

Nun erklärte Tatchell weiter im Gespräch mit britischen LGBTI*-Medien: „Es gibt sehr wenig Aussicht darauf, dass der neue König die LGBTI*-Gemeinschaft umarmen und unterstützen wird. Er war noch nie unser Freund oder Verbündeter. Im Gegenteil, er verkehrt mit religiösen Führern, die sich unseren Menschenrechten widersetzen. Er ist ein Traditionalist mit ausgesprochen konservativen Ansichten zu den meisten Themen. In seinen Augen ist die Gleichstellung von LGBTI* ´zu kontrovers´, um sie zu behandeln.“

Soweit es ihn betrifft, existieren wir nicht!

Tatchell ist dabei auch das Schweigen der britischen Krone insgesamt ein Dorn im Auge, die sich bis heute aus allen politischen Belangen des Landes offiziell raushält: „Wie seine Mutter, die Königin, hat auch König Charles die Existenz von LGBTI*-Menschen nie öffentlich anerkannt. Soweit es ihn betrifft, existieren wir nicht! Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass er jemals die Worte lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender ausgesprochen hat. Er ist auch Schirmherr vieler Wohltätigkeitsorganisationen und besucht viele von ihnen persönlich - aber keine ist LGBT+! Obwohl der König öffentlich die Menschenrechte von Christen und Tibetern verteidigt hat, hat er sich nie für die Menschenrechte von LGBT+ eingesetzt. Durch sein Schweigen duldet er unsere Peiniger.“

Gay-Ikone und Aktivist Tatchell poltert kampfeslustig gegen King Charles III.

Er sitzt auf seinen Händen und schaut weg

Zudem ärgert Tatchell auch die Nähe des Königs zur Kirche, auch wenn diese gerade um ihre eigene Existenzberechtigung kämpft: „Er ist das Oberhaupt der homophoben Kirche von England und hat versprochen, sie zu verteidigen, obwohl die Kirche die Gleichstellung der Ehe ablehnt und LGBT+-Kleriker verfolgt. Charles ist seit sieben Jahrzehnten das zukünftige Oberhaupt des Commonwealth, hat sich aber nie gegen die 32 Commonwealth-Länder ausgesprochen, die LGBTs kriminalisieren und verfolgen. Er sitzt auf seinen Händen und schaut weg. Er hat nie ein Wort des Mitgefühls für die Opfer von homophober Diskriminierung und Gewalt in Großbritannien oder im Commonwealth geäußert.“

Tatchell erinnert dabei auch an den Fakt, dass die königliche Familie ihren homosexuellen Mitarbeitern viele Jahre lang verboten hatte, ihre gleichgeschlechtlichen Partner zum jährlichen Weihnachtsball mitzubringen. Das änderte sich erst in den 1990er Jahren nach massiven Protesten seitens der Politik und LGBTI*-Verbänden, darunter war auch Tatchell selbst.  

Besserung in Sicht?

England-Experten hoffen derzeit allerdings, dass sich mit der Krönung von König Charles in vielen Bereichen die britische Monarchie ändere und verbessere. Es sei jetzt der perfekte Zeitpunkt, um sich auch mit dem kolonialen Erbe auseinanderzusetzen, das größtenteils gegen Homosexuelle ausgerichtet ist. Bis heute gelten in vielen Ländern wie Uganda, Kenia, Indien, Nigeria, Jamaika, den Bahamas, Sierra Leone und Barbados noch homophobe Gesetze, die aus der britischen Kolonialzeit stammen.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.