Prozess nach Dating-Masche Die jungen Angeklagten rechtfertigten ihre Raubüberfälle mit der Aussage, Schwule seien pädophil
In Nordrhein-Westfalen müssen sich derzeit vier junge Männer vor Gericht verantworten, weil sie mittels der Dating-App-Masche in Mönchengladbach Jagd auf Homosexuelle gemacht haben sollen. Nach dem bekannten Muster sollen die Angeklagten drei schwule Männer online kontaktiert und anschließend ausgeraubt haben.
Die Tatvorwürfe im Detail lauten auf gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, besonders schwerer Raub, besonders schwere räuberische Erpressung, räuberischer Angriff und erpresserischer Menschenraub. Bei einer Verurteilung drohen den vier Männern wahrscheinlich Haftstrafen, für den Haupttäter fordert die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Die Verteidigung zielt auf eine Bewährungsstrafe ab.
Schilderungen der Opfer
In dieser Woche nun sagten vor Gericht am dritten Verhandlungstag zwei Opfer aus. Ein 29-jähriger Mann schilderte so, wie er sich mit dem mutmaßlichen Haupttäter getroffen habe, bis zwei weitere Männer in sein Auto eingestiegen seien. Zuvor sei es zu „sexuellen Tätigkeiten“ gekommen. Die Angeklagten hatten den jungen Schwulen daraufhin offenbar gezwungen, zu sich nach Hause zu fahren, dort wollten sie zusätzlich zum Auto den Fahrzeugbrief erbeuten. Als zufällig ein Polizeiwagen vorbeikam, konnte der 29-Jährige die Beamten auf sich aufmerksam machen.
Im zweiten Fall berichtete ein 55-Jähriger, wie die Männer ebenso zu ihm ins Auto gestiegen und ihn anschließend mit einem Messer am Hals bedroht hätten. Sie erpressten so demnach die PIN-Nummer der Bankkarte und hoben Bargeld am Sparkassenautomaten ab. Danach sollen die vier Angeklagten den Mann weiter malträtiert haben – sie zwangen ihn demnach, auf einen Feldweg zu fahren und dort niederzuknien. Immer wieder hätten die Männer dann gegen seinen Kopf getreten, zwischendurch sperrten sie ihn auch in den Kofferraum seines Autos, so das Opfer weiter. Insgesamt zweieinhalb Stunden habe die Tortur gedauert. Beide Homosexuellen erklärten, bis heute unter dem Angriff zu leiden. Das dritte Opfer der mutmaßlichen Täter sagte bisher nicht aus – er soll in seiner Wohnung überfallen und ausgeraubt worden sein.
Jagd auf vermeintlich Pädophile
Die vier Angeklagten selbst rechtfertigten ihre Taten vor Gericht damit, man habe den Männern nur eine Lektion erteilen wollen, denn Nutzer der Planet-Romeo-App seien an Minderjährigen interessiert. Ihr Handeln sei gerechtfertigt, weil es sich bei den Usern um Pädophile handeln würde. Der vorsitzende Richter widersprach indes den vier Männern und stellte klar, dass Minderjährige auf der Plattform gar nicht präsent sind und dass dies so oder so das Vorgehen der Männer nicht rechtfertige. Ein Urteil im Prozess wird kommende Woche erwartet.
In diesem Jahr ist es verstärkt zu Überfällen auf Homosexuelle mit der Dating-Masche gekommen, zuletzt machten zwei Überfalle dieser Art in Lüneburg Schlagzeilen, eines der Opfer war ein JU-Politiker. Der junge Mann überlebte die Tat aller Voraussicht nach nur, weil ein Passant schlussendlich eingriff.