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Pride in Kiew
Rubrik

Pride in Kiew Massiver Polizeischutz aus Angst vor Anschlägen

ms - 17.06.2024 - 10:00 Uhr

Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges demonstrierten am vergangenen Wochenende wieder hunderte Menschen bei der Gay-Pride-Parade in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Laut der Nachrichtenagentur AFP waren rund 500 Menschen erschienen. Bis zuletzt war unklar gewesen, ob die Pride aus Sicherheitsgründen überhaupt stattfindet

Angriffe von rechten Gruppen

Um einem möglichen Anschlag zu entgehen, waren Ort und Zeit der Pride daher erst kurzfristig am Sonntagmorgen bekannt gegeben worden, die Kundgebung selbst fand unter massivem Polizeischutz statt. Der Pride-Marsch erstreckte sich so auch nur auf einer Strecke von weniger als einhundert Metern, kurz darauf wurden die rund 500 Teilnehmer in die U-Bahn weitergeleitet. 

Die massiven Sicherheitsvorkehrungen waren auch deswegen nötig, weil parallel zur Pride mehrere hundert, teilweise vermummte Anhänger von rechtsextremen Gruppen durch das Zentrum von Kiew zogen und bis zuletzt immer wieder versuchten, den CSD zu verhindern. Lautstark skandierten sie, dass es keine Rechte für Homosexuelle geben dürfe. Der Polizei gelang es allerdings, beide Gruppen ausreichend auf Abstand zu halten. 

„Wir müssen uns zeigen“

Zu den Kernforderungen des CSDs gehört die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Ukraine, die Präsident Wolodymyr Selenskyj auch bereits grundsätzlich befürwortete, allerdings auch bekräftigte, währen des Krieges die dafür nötige Verfassungsänderung nicht durchführen zu können. Ein weiteres Thema bei der Pride war die Einführung von rechtlichen Strafen für die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. 

„Trotz der Angriffe müssen wir uns zeigen. Wir sind ein Land, eine Nation, wir geben nicht auf. Wenn uns unsere Rechte genommen werden, kämpfen wir für sie“, erklärte die 27-jährige Pride-Teilnehmerin Dina Iwanowa gegenüber AFP. Dabei schrecke besonders der Blick nach Russland ab, wo LGBTI*-Rechte durch das Anti-Homosexuellen-Gesetz und der Extremismus-Einstufung der gesamten LGBTI*-Bewegung komplett unterbunden werden, so Iwanowa weiter.

Das Organisationsteam des Pride erklärte dazu: „Zum ersten Mal seit dem totalen Krieg fand der KyivPride-Marsch in der Hauptstadt statt. Trotz der Drohungen, des Drucks, aller Gefahren und sogar eines Regengusses sind wir auf die Straße gegangen, um unsere Rechte einzufordern! Hunderte von unglaublichen, klugen, mutigen, schönen Menschen waren dabei! Wir lieben euch und danken euch! Die Verteidiger der Ukraine brauchen unsere Unterstützung.“

Schwule Soldaten ändern das Bild der Community

An der Pride-Parade nahmen auch mehrere schwule Soldaten teil, die durch ihren Einsatz für die Heimat das Bild der Gay-Community in der Ukraine insgesamt seit Kriegsbeginn nachweislich in der Gesellschaft verbessert haben, wie die Organisatoren von Kyiv Pride betonen. Einer davon ist der 28-jährige Petro, der von seiner Einheit beurlaubt wurde, um an der Demonstration teilnehmen zu können: „Für viele meiner Kameraden war ich die erste LGBT-Person, die sie je gesehen haben. Es war, als hätten sie ein Alien getroffen. Es gab viele Fragen, aber nachdem wir viel geredet hatten, war alles sehr entspannt.“

Gerade die Einführung einer gleichgeschlechtlichen Ehe ist für schwule Soldaten besonders wichtig – derzeit werden die Partner zu Hause nicht informiert, wenn ein schwuler Soldat verletzt oder getötet wird, weil die zwei Männer vor dem Gesetz nicht verbunden sind. 

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