Meilenstein in Nepal LGBTI*-Community erhofft sich Signalwirkung für mehr Rechte von LGBTI*-Menschen
Die asiatische LGBTI*-Community feiert den Sieg über einen juristischen Rechtsstreit in Nepal als Meilenstein – erstmals wurde eine rechtliche Homo-Ehe offiziell anerkannt. Dem ging ein längerer juristischer Rechtsstreit voraus.
15 Jahre Kampf um die Homo-Ehe
Im Zentrum stehen dabei Surendra Pandey (27) und Maya Gurung (38) – der Mann und die Trans-Frau, die in Nepal rechtlich als Mann gilt, kämpfen seit Jahren entgegen allen Widrigkeiten für eine gleichberechtigte Ehe. Bereits im Jahr 2008 hatte der Oberste Gerichtshof Nepals die Regierung angewiesen, die aktuellen Gesetze zu ändern, um gleichgeschlechtliche Ehen zu ermöglichen. Bis heute weigerten sich die verschiedenen Regierungen seit 2007 allerdings allesamt, das Urteil tatsächlich auch umzusetzen.
Sture Verweigerungshaltung
Pandey und Gurung heirateten bereits 2017 in einer hinduistischen Hochzeitszeremonie. Nachdem der Oberste Gerichtshof schlussendlich auch die städtischen Behörden dazu angewiesen hatte, ein „Interimsregister“ als Zwischenlösung für gleichgeschlechtliche Ehen einzurichten, reichten Pandey und Gurung in Kathmandu ihren Antrag auf die rechtliche Anerkennung der Ehe ein.
Was folgte, waren erneut Abweisungen – sowohl das Bezirksgericht in Kathmandu wie auch weitere, hochrangigere Gerichte verweigerten die Registrierung der Ehe und bezogen sich dabei auf das Bundesgesetz, dass dank der Wartehaltung der Regierung nach wie vor eine Registrierung nur für heterosexuelle Paare vorsieht. Zudem stützten sie sich auf eine Definition des nepalesischen Zivilgesetzbuches, das die Ehe als Verbindung nur zwischen Mann und Frau festschreibt.
Der Druck wurde zu stark
Der Druck seitens der Öffentlichkeit und des Obersten Gerichtshofes muss inzwischen allerdings so groß geworden sein, dass schlussendlich das nepalesische Innenministerium einlenkte und jetzt offiziell erklärte, dass alle lokalen Verwaltungsstellen gleichgeschlechtliche Ehen registrieren dürfen.
Pandeys und Gurungs Ehe ist damit trotz Mann und Trans-Frau rein rechtlich gesehen die erste rechtlich anerkannte, gleichgeschlechtliche Ehe dieser Art in einem südasiatischen Land. Das Paar bekam die Heiratsurkunde von der ländlichen Gemeinde Dordi im westnepalesischen Bezirk Lamjung verliehen. Ein Meilenstein, so die LGBTI*-Community vor Ort – in den kommenden Tagen sind mehrere Feierlichkeiten und Veranstaltungen geplant.
„Wir haben die rechtliche Anerkennung erlangt, ein monumentaler Sieg nicht nur für uns, sondern für die gesamte LGBTI*-Gemeinschaft. Wir haben Recht bekommen. Jetzt sind wir gemeinsam vollständig“, so Pandey gegenüber der Deutschen Welle. Gurung ergänzte, sie sei dankbar für die zahlreiche Unterstützung seitens der örtlichen Behörden und Gemeinden.
Der Sieg sei dabei mehr als ein rein symbolischer Akt, betont Pandey: „Diese Registrierung hat uns viele Möglichkeiten eröffnet, darunter die Führung eines gemeinsamen Bankkontos, der Besitz von Immobilien und die Adoption von Kindern in der Zukunft.“
Signalwirkung für ganz Asien?
Und ein ehemaliger schwuler Regierungsbeamter erklärte gegenüber der DW: „Die nepalesische Gesellschaft ist in dieser Hinsicht sehr liberal und positiv geworden. Diese historische Errungenschaft sollte dazu beitragen, den Weg für die Anerkennung und den Schutz der Rechte sexueller Minderheiten in ganz Nepal zu ebnen und möglicherweise auch die Nachbarländer dazu zu bewegen, ihre Haltung zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu überdenken.“
Nicht alle im Land feierten die Entscheidung allerdings als Fortschritt. Kamal Thapa, Vorsitzender der konservativen Rastriya Prajatantra Party und ehemaliger stellvertretender Premierminister Nepals, erklärte, dass die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften die „Heiligkeit der Ehe und die Familienwerte“ in der mehrheitlich hinduistischen nepalesischen Gesellschaft brechen würde: „Ich unterstütze das Recht des Einzelnen, zu lieben und mit seinen Liebsten zusammen zu sein. Wenn es jedoch um gleichgeschlechtliche Ehen geht, widerspricht dies unserem grundlegenden Konzept der Institution der Ehe, die traditionell eine heilige Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau verkörpert“, so Thapa gegenüber DW.