Mehr Streit um Regenbogenfahne Georgette Dee kritisiert Julia Klöckner, während die CSU in Bayern mit neuen Forderungen Schlagzeilen macht
Die Debatte um die Beflaggung des Bundestags mit der Regenbogenfahne zum CSD in Berlin nimmt kein Ende – nun hat sich Entertainerin Georgette Dee (66) eingeschaltet und richtet sich mit scharfen Worten an Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). In Bayern indes polarisiert die CSU die queere Community mit einer ganz neuen Forderung.
Armutszeugnis für Bundesregierung
„Deutschlands größte lebende Diseuse“ (Zeit Magazin) erklärte via Instagram, dass es ein fatales Signal sei, die Regenbogenflagge nicht zu hissen. „Was fällt Ihnen eigentlich ein??? Die Straftaten gegen die Queer-Community haben im Vergleich zum Vorjahr um 50% Prozent zugenommen, wem würde denn da ein Zacken aus der Krone fallen im hohen Hause, dieses kleine Zeichen der Solidarität für einen einzigen Tag überm Parlament wehen zu lassen, um zu sagen: Wir sind ein modernes, demokratisches, solidarisches Volk, zu uns gehören die Minderheiten genauso wie die Mehrheiten!“
Des Weiteren hinterfragt Dee auch das christliche Selbstverständnis der Partei und von Frau Klöckner und betonte dazu, dass es bei „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ um Liebe geht. „Was für ein Armutszeugnis, das Hissen der Regenbogenflagge zu streichen, mit so lapidaren und lächerlichen Begründungen, was für ein fürchterlicher, spießbürgerlicher Kleingeist weht da durch das Parlaments Präsidialamt?“, fragt die Sängerin weiter. Klöckner hatte die Absage mit dem Neutralitätsgebot der Bundesregierung begründet.
Persönlich beleidigt fühlt sich Dee auch von Bundeskanzler Friedrich Merz und seinem Zirkuszelt-Vergleich. Sie empfinde das als eine „ausgemachte, gedankenlose Frechheit, die mich persönlich beleidigt und eine Ohrfeige in das Gesicht von mehreren Millionen Mitbürgern ist!“ Für die Künstlerin stellt das Verhalten eine „Gutsherrenart“ dar und sie betont, dass genau deswegen die Altparteien „nach und nach komplett ihre Bedeutung verlieren“. Dee war 2023 im Bundestag zur ersten Gedenkstunde für LGBTIQ+-Opfer des Nationalsozialismus aufgetreten.
Gestern Abend meldete sich zudem eine weitere Persönlichkeit aus der Community zu Wort. Der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, erklärte zur Zirkuszelt-Aussage im ZDF-Magazin Frontal: „Menschen fühlen sich diskreditiert, wenn sie auf die Straße gehen für gleiche Rechte, dann hat das mit Zirkus nichts zu tun. Wir sehen, dass sich Entwicklungen auch wieder zurückdrehen lassen. Das versuchen einige. Und da hat Merz eine große Verantwortung. Die soll er wahrnehmen und nicht so dumme Sprüche machen!"
Beflaggung mit christlichen Symbolen?
Gerade das Thema christliches Selbstverständnis beschäftigt in diesen Tagen auch die CSU – im Stadtrat von München forderte die Partei jetzt zusammen mit den Freien Wählern als Reaktion auf die Regenbogenflaggen an Bussen und Bahnen der städtischen Verkehrsbetriebe der MVG auch an Pfingsten, Ostern, Weihnachten und anderen christlichen Feiertagen eine Beflaggung, dann mit christlichen Fahnen
„Während des Oktoberfestes werden die Münchner Nahverkehrsfahrzeuge schon seit vielen Jahren geschmückt, aus Anlass der sogenannten Pride Weeks seit kurzem. Es wäre schön, den großen christlichen Kirchen aus Anlass dieser Feiertage Respekt zu erweisen“, begründen die zwei Parteien ihr Ansinnen. Und CSU-Stadtrat Alexander Reissl betonte überdies gegenüber der Abendzeitung: „Vielleicht gibt es auch andere Bevölkerungsgruppen, die sich über eine Beflaggung freuen würden.“ Die MVG erklärte inzwischen, man wolle den Antrag prüfen.