Lynchversuch an Universität Erste Konsequenzen nach Mordversuch an schwulem Ugander
An der Makerere Universität, der größten Hochschule Ugandas in Kampala, versuchte Mitte Oktober dieses Jahres eine Gruppe von Studenten einen schwulen Kommilitonen im Wohnheim zu ermorden. Die Polizei musste damals mit scharfer Munition eingreifen, um die Menge auseinanderzutreiben. Nun hat der Vorfall für einen der Rädelsführer erste Konsequenzen – auch wenn die jüngsten Entwicklungen kaum angemessen zur Tat sind.
Rauswurf aus Universität
In einem durchgesickerten Schreiben des Rektors Barnabas Nawangwe wurde Murungi Brian, Bewohner der Mitchell Hall, aufgefordert, das Universitätsgelände sofort zu verlassen, während die Ermittlungen zu seiner Beteiligung an der „Zerstörung von Eigentum“ fortgesetzt werden. Murungi gehörte zu jener Gruppe von Studenten, die hinter der Gewalt standen; viele der Beteiligten sind noch nicht identifiziert. Die Schule indes konzentriert sich bisher wohl eher auf Sachbeschädigungen anstatt auf die Tatsache, dass das Opfer nur knapp blutüberströmt überlebte. In einem Brief an den Rektor verteidigten die Angreifer ihr Vorgehen inzwischen sogar. Sie erklärten, die Universität habe falsch reagiert, und sie hätten deshalb die Sache selbst in die Hand genommen.
Studenten nehmen Gesetz selbst in die Hand
„Wir schreiben als besorgte Bewohner der Mitchell Hall, um dringend Klarheit über die offizielle Position der Makerere Universität zu der wachsenden Praxis von Mann-zu-Mann-Beziehungen / Homosexualität zu erhalten. Wir möchten verstehen, ob es Aufgabe der Universität ist, dieses Laster zu fördern oder uns in diesen beispiellosen Zeiten zu unterstützen,“ hieß es in dem Schreiben. Die rund dreißig Verfasser des Briefes betonten außerdem: „Wir verurteilen entschieden alles und jeden, der sich als homosexuell identifizieren möchte. Wir glauben an Gottes Plan für Mann-Frau-Beziehungen.“ Die Studenten kritisierten zudem das Vorgehen der Polizei während der Nacht der Gewalt als unprofessionell.
Weitere Maßnahmen angekündigt
Die Universitätsleitung stellte jedoch jetzt klar, dass das Verhalten der Studenten gegen die Studentenordnung der Makerere Universität verstoßen habe. Dekanin Winifred Kabumbuli verurteilte die Angriffe dabei überdies scharf: „Jedes Mitglied der Universitätsgemeinschaft verdient es, ohne Angst vor Gewalt oder Belästigung zu leben.“ Sie kündigte disziplinarische Maßnahmen gegen die Verantwortlichen gemäß den Universitätsrichtlinien an.
Die homophoben Übergriffe stießen auch in den sozialen Medien auf breite Kritik. Die Aktivistin und Dichterin Stella Nyanzi schrieb: „Uganda gehört uns allen, unabhängig von unserer sexuellen Orientierung. Hört auf mit eurer homophoben Hexenjagd auf schwule und lesbische Menschen im Mitchell Hall und an der Makerere Universität!“ Der Menschenrechtsaktivist Hillary Taylor kommentierte: „Es ist erschütternd, dass 31 Engstirnige Zeit fanden, diesen homophoben Brief zu unterschreiben! Keine Schule, auch nicht die Makerere Universität, sollte ein Ort der Ausgrenzung für LGBTIQ+-Studenten sein. Wir werden alle unterschiedlich geboren und lieben unterschiedlich. Stoppt diese Intoleranz und den Hass jetzt.“ Und Alex Martin, ehemaliger Student der Makerere Universität, erklärte gegenüber der Presse: „Mitchell Hall war immer ein Ort, der über solchen Dingen stand. Was Erwachsene einvernehmlich tun, sollte nicht die Sorge der Menge sein. Schwul sein ist kein Verbrechen, und Universitätsstudenten sollten das verstehen.“
Der Lynchversuch ist die Konsequenz der strikten, homosexuellenfeindlichen Politik des Landes. Seit 2023 existiert im Land ein besonders restriktives Anti-Homosexuellen-Gesetz, das sexuelle Beziehungen bei Schwulen und Lesben mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe ahndet. 2024 bestätigte das Verfassungsgericht die Rechtmäßigkeit des umgangssprachlichen „Kill The Gays“-Gesetz. Die Lage für Schwule und Lesben im Land hat sich seitdem immer mehr verschlechtert.