LGBTI*-Verein Stonewall in der Kritik „Wir teilen die Besorgnis über die Haltung der Organisation zur Meinungsfreiheit.“
Wie der britische Telegraph exklusiv berichtet, hat das Bildungsministerium Großbritanniens beschlossen, die Finanzierung von Programmen der LGBTI*-Organisation Stonewall einzustellen und auch von weiteren Spenden künftig abzusehen. Damit reiht sich das Ministerium in die Riege einiger anderer Vereine, Firmen und Ministerien ein, die unlängst ebenso ihre Gelder zurückgezogen haben. Die Begründung lautet dabei zumeist, dass die LGBTI*-Organisation sich immer mehr radikalisiere und nicht mehr für die Meinungsvielfalt innerhalb wie außerhalb der LGBTI*-Community eintrete.
Stonewall ist die bekannteste und größte LGBTI*-Organisation im Vereinigten Königreich. Der Verein, benannt nach den Stonewall-Unruhen in New York, wurde 1989 gegründet. Im Laufe der Jahre arbeitete Stonewall mit rund 300 der größten britischen Arbeitgeber zusammen, darunter IBM oder die Royal Navy. Im Jahr 2005 stieß Stonewall die Kampagne “Bildung für alle“ an, mit der homophobe Übergriffe an britischen Schulen zurückgedrängt werden sollten – über 70 andere Organisationen hatten sich an der Aktion beteiligt.
In den letzten Monaten haben neben den Fernsehanstalten BBC und Channel 4 auch mehrere britische Ministerien ihre Zusammenarbeit eingestellt, darunter das Justiz-, Arbeits-, Wirtschafts- sowie das Gesundheitsministerium. Hintergrund ist stets die “radikale Lobbyarbeit“, die die Organisation inzwischen mit Blick auf die trans-Community umsetzen würde. Die Kritik lautet dabei, dass Stonewall Firmen und Organisationen dazu nötigen würde, ohne kritische Einwände alle politischen Ansichten zur trans-Community teilen zu müssen. Einer dieser strittigen Punkte ist das Programm "Diversity Champions", das offiziell darauf abzielt, die Diskriminierung innerhalb von Unternehmen zu beenden. Dabei wird auch ein Ranking von queer-freundlichen Firmen offiziell vorgestellt – Kritiker wie beispielsweise auch Außenministerin Liz Truss erklärten, dass Stonewall Unternehmen massiv unter Druck setze, jede Forderung von queerer Seite ungefragt abzusegnen, anderenfalls würden sie im Ranking herabgestuft, was wiederum wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen auf eine Firma haben könnte. Stonewall selbst besteht darauf, dass die Teilnahme an ihren Programmen die Unparteilichkeit einer Organisation nicht beeinträchtigten würde.
Immer wieder wird dabei zudem die Kritik laut, dass auch das “Preis-Leistungs-Verhältnis“ nicht mehr stimme – vor der Absage einzelner Ministerien hatten diese in den vergangenen fünf Jahren rund 350.000 Euro an Stonewall bezahlt. Einige Skeptiker innerhalb der Regierung argumentierten inzwischen, dass die Ministerien so durch ihre Teilnahme praktisch dafür bezahlen, Lobbyarbeit unkritisch zu betreiben. Zuletzt zieht so nun das Bildungsministerium einen Schlussstrich. Gegenüber einem der leitenden Politik-Redakteure beim britischen Telegraph, Christopher Hope, erklärte ein Sprecher des Ministeriums: "Wir sind der Meinung, dass die Organisation für die von ihr erbrachten Dienstleistungen kein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, und wir teilen die Bedenken der Regierung hinsichtlich der Haltung der Wohltätigkeitsorganisation zur Meinungsfreiheit. Die Entscheidung ändert aber nichts an unserem absoluten Engagement, alle unsere LGBTI*-Mitarbeiter zu unterstützen, und wir werden weiterhin sicherstellen, dass wir ein integratives Umfeld für alle schaffen.“
Von Seiten der britischen Regierung um Premierminister Boris Johnson war zu hören, dass man längere Zeit Bedenken bezüglich dieses Schrittes gehabt habe – dies könnte falsch in der LGBTI*-Community aufgenommen werden. Schlussendlich überwiegten aber anscheinend trotzdem die Hinweise über eine Radikalisierung der LGBTI*-Organisation Stonewall.