Kulturkampf der Ampel? Eine Absage an die Homo-Ehe sei nicht automatisch schwulenfeindlich, so CDU-Mann Spahn.
Der schwule ehemalige Gesundheitsminister und heutige CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn kritisiert jetzt im Interview mit der Zeitung Welt den aktuellen Kurs der Ampel-Koalition und spricht von einem „Kulturkampf“, der die Lebensentwürfe von vielen Millionen Deutschen infrage stellen würde. Mit Blick auf Gesetzesvorhaben wie das Selbstbestimmungsgesetz sagt Spahn: „Selbst die Ansicht, ein Mann hat einen Penis und eine Frau nicht, gilt inzwischen in Teilen der Ampel-Koalition als problematisch.“
"Aktiver Kulturkampf" seitens der Ampel-Koalition
Generell hält Spahn zur Lage des Landes für sich fest: „Die Stimmung im Land ist leider tatsächlich schlecht. Viel schlechter, als das hier im politischen Berlin wahrgenommen wird.“ Dabei gebe es sowohl kommunikative wie handwerkliche Fehler, insbesondere würde die derzeitige Regierungskoalition sowie eine „großstädtisch geprägte Elite“ sozusagen belehrend „Millionen Menschen“ vermitteln, dass sie falsch leben würden.
Nach Angaben des CDU-Bundestagsabgeordneten würde die Ampel-Regierung den Kulturkampf aktiv immer weiter voran betreiben, als Beispiele nannte er neben dem Selbstbestimmungsgesetz auch ein neues „Staatsbürgerschaftsrecht in Zeiten von Rekordmigration“. Die CDU würde den Kulturkampf nicht beginnen, dürfe aber als „bürgerliche Opposition“ dazu nicht schweigen, weil die Regierung „den gesellschaftlichen Frieden“ gefährden würde.
Mehr Verständnis für Konservative eingefordert
Spahn, der selbst mit seinem Ehemann Daniel Funke verheiratet ist, forderte zudem mehr Verständnis für Menschen in Deutschland, die mit der gleichgeschlechtlichen Ehe nichts anfangen können. Laut der Ipsos-Studie von diesem Jahr sanken die Zustimmungswerte in der deutschen Bevölkerung binnen von zwei Jahren um sechs Prozentpunkte auf derzeit 62 Prozent.
„Wer ein Problem mit der Ehe für alle hat, ist noch lange nicht radikal oder schwulenfeindlich. So jemand sieht die Dinge offensichtlich ziemlich anders als ich, aber das allein sollte ihn in einer pluralen Gesellschaft nicht außerhalb des Sagbaren stellen.“ Es sei gefährlich für eine offene Gesellschaft, wenn rund die Hälfte der Deutschen sich inzwischen nicht mehr trauen würden, selbst im Freundeskreis frei zu sagen, was sie denken, so Spahn.