Dunkle Wolken über der Kirche Debatte über Segnungen von Schwulen und Lesben entzweit deutsche Bistümer
Dunkle schwarze Wolken ziehen derzeit über die römisch-katholische Kirche in Deutschland hinweg – der Streit innerhalb der Glaubensgemeinschaft nimmt an Dramatik seit Wochen zu, seitdem im April dieses Jahres die deutschen Kirchen dazu aufgerufen worden sind, Segnungen von Schwulen und Lesben anzubieten.
Aufforderung für homosexuelle Segnungen
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) erarbeitete zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Frühjahr eine Handreichung für alle Seelsorger mit dem Titel „Segen gibt der Liebe Kraft“. Darin werden die Geistlichen dazu aufgefordert, homosexuelle Paaren eine Segensfeier zu ermöglichen, da ihnen die kirchlich-sakramentale Ehe weiterhin nicht offensteht. „Die Thematik von Segnungen für Paare beschäftigt die katholische Kirche in Deutschland seit geraumer Zeit. Nicht kirchlich verheiratete Paare, geschiedene und wiederverheiratete Paare sowie Paare in der ganzen Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten sind selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft. Nicht wenige dieser Paare wünschen sich einen Segen für ihre Beziehung. Eine solche Bitte ist Ausdruck der Dankbarkeit für ihre Liebe und Ausdruck des Wunsches, diese Liebe aus dem Glauben zu gestalten“, betonte schriftlich die Bischofskonferenz. Kurz vor Weihnachten 2023 hatte auch der verstorbene Papst Franziskus Segnungen von Schwulen und Lesben unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
Bistümer sind tief gespalten
Bisher wenden knapp die Hälfte der 27 deutschen Bistümer zumindest teilweise die neuen Vorgaben an, so die Recherche des Internetportals katholisch.de. Offiziell übernommen haben die Leitlinien insgesamt elf Diözesen, darunter Limburg, Osnabrück und Trier. Unterstützt werden die Segnungen auch unter anderem in Essen, Rottenburg-Stuttgart, Dresden-Meißen, Würzburg und Hildesheim.
Explizit dagegen stehen fünf Bistümer, die eine Segnung von Homosexuellen kategorisch bis heute verweigern, allen voran Köln mit dem homophoben Kardinal Rainer Maria Woelki an der Spitze sowie Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg. Die angebotenen Segnungsfeiern in Deutschland gingen dabei in mehreren Punkten über die Entscheidung des verstorbenen Papstes hinaus, so die allgemeine Kritik. Zudem fehle es an klareren Abgrenzungen zu Eheschließungen. Darüber hinaus würden mancherorts den Segnungen eine liturgische Form verliehen, das aber verweigert zum Beispiel das Erzbistum Köln scharf – Segnungen von Homosexuellen dürften höchstens „spontan und kurz“ vonstattengehen.
Spaltung der Kirche aufgrund Homosexueller?
Die Regelungen gingen in Deutschland zu weit und würden so die „Wahrheit der Kirche“ entstellen – dadurch würde die Erklärung von Franziskus ins Gegenteil verkehrt, so die Kritiker weiter. Kardinal Gerhard Ludwig Müller sprach sogar von einem „frommen Betrug“. Ähnlich wie der historische Ablasshandel würden die Gläubigen durch solche Segnungen von Homosexuellen „in die Irre“ geführt und die Christenheit insgesamt gespalten werden.
Die Einführung von Segensriten für gleichgeschlechtliche Paare sei ein „fauler Kompromiss mit dem atheistischen Menschenbild“ und widerspreche der Bibel. Dabei ging Müller auch mit der Erklärung des verstorbenen Papstes, Fiducia supplicans, hart ins Gericht und bezeichnete es als „in sich konfusen Text“, der innerhalb der römisch-katholischen Kirche auf massiven Widerstand stoßen würde. In der Tat lehnen vor allem viele Bischöfe aus afrikanischen Ländern homosexuelle Segnungen bis heute strikt ab, diese seien kulturell nicht vermittelbar und würden nur „Verwirrung stiften“, so die Argumentation.