Kein homophober Mord? War der Mord an dem Mode-Designer eine Beziehungstat?
Die Polizei in Kenia hat jetzt weitere Details zum Mord an dem LGBTI*-Aktivisten und jungen Mode-Designer Edwin Chiloba (25) bekanntgegeben. Die Indizien und bisherigen Ermittlungen deuten darauf hin, dass es sich nicht wie zunächst angenommen um ein homophobes Hassverbrechen, sondern um eine Beziehungstat gehandelt haben könnte. LGBTI*-Aktivisten blicken indes skeptisch auf die Aussagen der örtlichen Polizei, die als homophob eingestuft wird – die Befürchtung steht im Raum, dass ein Hassverbrechen verschleiert werden könnte.
Schwuler Freund gesteht Mord
Die Polizei hat zwischenzeitlich vier Männer festgenommen, einer davon soll die Tat inzwischen gestanden haben. Dabei handelt es sich um den Fotografen Jackton Odhiambo, dem Freund des Mode-Designers. Die Polizei konnte zudem das Auto sicherstellen, mit dem Odhiambo zusammen mit drei inzwischen ebenso verhafteten Freunden die Leiche des jungen Mannes in eine Metallbox gepfercht und anschließend am Straßenrand abgestellt haben soll. Der mutmaßliche Täter gab an, in einer Beziehung mit Chiloba gelebt zu haben – Freunde des Opfers sprechen online von einer toxischen Beziehung zwischen den beiden Männern.
Chiloba geknebelt und erstickt
Ebenso wurden weitere Informationen zur Todesursache veröffentlicht: Nach Angaben des untersuchenden Pathologen Johansen Oduor starb Chiloba an den Folgen einer durch Ersticken verursachten Asphyxie. Der 25-Jährige war anscheinend geknebelt und anschließend ein Socken in den Mund gestopft worden, zudem sollen ihm Fetzen einer Jeans um Mund und Nase gebunden worden sein. Der Leichnam des jungen Mannes weist dabei eindeutig Spuren von Sauerstoffmangel auf.
Lückenlose Aufklärung gefordert
LGBTI*-Aktivisten sowie diverse Menschenrechtsorganisationen wie beispielsweise Human Rights Watch fordern eine lückenlose Aufklärung des Verbrechens. Die Polizei hat bereits weitere Untersuchungen angekündigt. Die grausame Tat schockiert weit über die Grenzen Kenias hinaus, weil Chiloba als Aktivist einer der wenigen kraftvollen Stimmen aus Afrika war, der sich lautstark für LGBTI*-Menschen einsetzte. Immer wieder hatte er auch kritisiert, dass Homosexualität in vielen Ländern Afrikas noch immer unter Strafe steht, auch in seiner Heimat Kenia, wo gleichgeschlechtlicher Sex mit bis zu 21 Jahren Haft geahndet werden kann.
Mehrfach war Chiloba auch verbal und physisch von homophoben Afrikanern angegriffen worden, weswegen ein Hassverbrechen schlüssig erschien, nachdem letzte Woche seine Leiche in einem Metallkoffer am Straßenrand nahe der Stadt Eldoret aufgefunden worden war. Dass nun vermutlich sein eigener schwuler Freund den Mord begangen haben könnte, schockiert die Community vor Ort beinahe noch mehr.