Kampf gegen Stigmatisierung WHO unterstützt Einsatz gegen Stigmatisierung, gerade zuletzt auch beim Thema Affenpocken
Eine neu formierte Organisation in Spanien hat sich zum Ziel gesetzt, gebündelt gegen Stigmatisierung von schwulen und bisexuellen Männern im Land vorzugehen – Unterstützung erfährt die Initiative STOP von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Ziel sei es dabei, in allen Bereichen Stigmatisierung in der Gesellschaft gegenüber MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) abzubauen, ganz gleich ob es dabei um gleichgeschlechtlichen Sex, Leben mit HIV, einer Affenpocken-Infektion oder auch um eine Tätigkeit als Sexarbeiter geht.
Stigmatisierung bei HIV, Mpox und Sexarbeitern
Für den STOP-Verein mit Sitz in Barcelona engagieren sich in der medialen Öffentlichkeit auch zwei schwule Männer, Gerard Funes Martin und Sergio Cuho, die sich seit einigen Jahren bereits für die Rechte der LGBTI*-Community im Land einsetzen. Beide haben zuletzt mehrfach Stigmatisierung, Hass und Anfeindungen erlebt – der eine, weil er Sexarbeiter ist, der andere, weil er HIV-positiv ist.
Beide hatten sich zudem im letzten Jahr mit Affenpocken infiziert und erlebten erneut deswegen Häme und Ausgrenzung, auch und gerade bei Ärzten und medizinischem Personal. Martin kam aufgrund eines schwerwiegenderen Verlaufes der Virusinfektion ins Krankenhaus, der erste Kommentar der Krankenschwester war dabei: „Zu viel gefeiert, nicht wahr?“
Bereits einen Tag zuvor hatte Martin ähnliche Übergriffe auf seine Person erlebt, als er sich gegen Mpox hatte impfen lassen – während er in einer Schlange von Leuten wartete, filmten TV-Journalisten die wartenden Homosexuellen – eine Erlaubnis dafür hatten sie zuvor nicht eingeholt.
Diskussionen mit und nicht über Homosexuelle
Es sind Erlebnisse wie diese, die Martin und seinen Freund dazu veranlassten, aktiv zu werden. „Mein Ziel ist es, die Wahrnehmung zu verändern und die Stigmatisierung zu bekämpfen. Damit man nicht mehr über uns spricht, ohne uns in diese Diskussionen einzubeziehen.“ Und gerade mit Blick auf die Arbeit als Sexworker sagt Martin weiter: „Viele sehen uns nicht als Menschen, die ein normales Leben führen. Wir sind mehr als nur der Job, den wir machen. Wir haben ein eigenes Leben, Freunde, Hoffnungen und Werte.“
Verurteilung erzeugt Angst
Die Organisation versucht dabei mit zahlreichen Aktionen, Selbsthilfegruppen und auch gezielt politischer Arbeit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Erstmals zeigte sich auch Martins Freund Cuho deswegen in der medialen Öffentlichkeit: „Ich bin nicht immer offen mit meinem HIV-Status umgegangen. Als ich die Diagnose erhielt, hatte ich Angst, darüber zu sprechen. Aber die Dinge haben sich geändert. Ich und andere wollen den Menschen, die sich in dieser Situation befinden, ein Gesicht geben. Letzten Sommer gab es eine Menge Stigmatisierung für Menschen mit Mpox. Es war so wie zuvor, wenn bei einem HIV diagnostiziert worden ist. Viele Menschen mit Mpox verschwiegen ihre Krankheit oder ließen sich erst gar nicht testen. Verurteilung erzeugt Angst!“ Diese Diskriminierung sei dabei auch im spanischen Gesundheitssektor noch weit verbreitet, so die beiden Männer.
Diskriminierung schadet der Gesundheit
Die Organisation wurde bereits vor einigen Jahren gegründet, formierte sich allerdings jüngst neu und konzentriert sich seitdem vor allem auf den Kampf gegen Stigmatisierung von MSM. Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. STOP-Präsident Jean Sebastian Meyer Guignard erklärte dazu: „Es geht nicht nur darum, die Stigmatisierung von AIDS zu stoppen. Wir wollen auch Homophobie, Diskriminierung und andere Situationen bekämpfen, die die Gesundheit der Menschen gefährden.“
Keine Stigmatisierung als Schlüssel im Kampf gegen Mpox
Die WHO unterstützt die Organisation und verweist in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass gerade die Fälle von Mpox in Europa wieder ansteigen. So fordert die WHO eine erhöhte Wachsamkeit und niedrigere Hürden für Tests und Impfungen, besonders für die Hauptrisikogruppe MSM.
„Wir haben seit dem letzten Sommer einen langen Weg zurückgelegt. Aber wenn wir eine Chance haben wollen, Mpox in Europa auszurotten, muss mehr getan werden, um alle unterversorgten Gruppen wie Sexarbeiter, Transmenschen, Migranten und Obdachlose zu erreichen, die möglicherweise keinen Zugang zum offiziellen Gesundheitssystem haben. Dazu ist es notwendig, der Stigmatisierung und Diskriminierung ein für alle Mal entgegenzutreten und diese zu bekämpfen“, so Dr. Richard Pebody, Leiter des Teams für hochgefährliche Krankheitserreger beim WHO-Regionalbüro für Europa.