Direkt zum Inhalt
Jugend unter Druck

Jugend unter Druck Hamburger Studie belegt Belastungen bei mentaler Gesundheit

ms - 05.12.2025 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Eine neue Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat im Rahmen der achten Befragungsrunde der COPSY-Studie (Child Outcomes in PSYchology) aufgezeigt, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland psychisch weiterhin besonders stark belastet sind – stärker, als vor der Corona-Pandemie. Zu ähnlichen Erfahrungswerten kamen in den letzten zwei Jahren auch queere Jugendberatungs-Organisationen wie der Coming Out Day Verein. 

Jeder Fünfte hat Probleme

Rund 22 Prozent der Gen-Z in Deutschland definieren sich als LGBTIQ+. Mentale Probleme haben sich dabei in den letzten Jahren immer weiter verschärft, mitunter befeuert durch die Erfahrungen von Isolation während der Pandemie. Das große Problem: Die Auffälligkeiten unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind auch danach nicht wieder auf die Werte vor der Krise zurückgegangen. 

Untersucht wurde in der Studie die seelische Gesundheit von Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sieben und 23 Jahren. Zukunftsängste sind dabei ein zentrales Problem – das trifft in besonderer Weise angesichts einer erstarkten Anti-LGBTIQ+-Politik in Teilen Europas auch auf queere Jugendliche zutrifft. „Neu ist, dass sich die junge Generation neben ihren Ängsten vor Kriegen und Terrorismus auch Sorgen um die Spaltung der Gesellschaft und Zuwanderung macht“, so die Studienautoren. Inzwischen über die Hälfte der Jugendlichen sieht in der gesellschaftlichen Spaltung (56%) sowie im Bereich Zuwanderung (51%) Probleme. Insgesamt jeder fünfte Befragte (22%) berichtet von einer eingeschränkten Lebensqualität und psychischen Belastungen. 

Hohes Risiko für psychische Probleme

„Diese globalen Sorgen und gesellschaftlichen Diskussionen führen bei vielen jungen Menschen zu mehr Ängsten und Belastungen. Kinder und Jugendliche, die unter krisenbezogenen Zukunftsängsten leiden, haben ein 3,4 mal höheres Risiko für psychische Auffälligkeiten, Ängste, depressive Symptome und Einsamkeit. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass sie über soziale Medien häufig mit ungefilterten oder belastenden Inhalten konfrontiert werden, was diese Entwicklungen weiter verstärken. Kinder und Jugendliche brauchen eine gute Medienkompetenz, um Inhalte einzuordnen und ihre Nutzung regulieren zu können“, so Studienautorin Dr. Anne Kaman, Stellvertretende Leiterin der Forschungssektion Child Public Health am UKE. 

Positive Entwicklungen 

Es gibt aber auch positive Erkenntnisse: Einige Jugendliche verfügen über gute Taktiken,  um die momentanen Krisen zu meistern: „Nicht jedes Kind mit psychischen Belastungen muss auch behandelt werden – viele junge Menschen entwickeln starke Bewältigungsstrategien und verfügen über persönliche Ressourcen. Diese Stärken müssen wir gezielt fördern, idealerweise schon in der Schule, um ihre mentale Gesundheit nachhaltig zu stärken“, fasst Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie, die aktuellen Studienergebnisse zusammen. 

Ebenso positiv: Das Gefühl von Einsamkeit ist mit derzeit 18 Prozent immer noch höher als vor der Pandemie (14%), sank aber im Vergleich zu den Daten während der Corona-Zeit deutlich ab – damals fühlten sich 39 Prozent der Jugendlichen einsam. Wichtig sei dabei auch, die Selbstwirksamkeit zu stärken – jene Jugendlichen lebten in stabileren Verhältnissen und zeigten eine robustere psychische Gesundheit. Für queere junge Menschen ist daher die Möglichkeit, zu sich selbst zu stehen, wie sie wirklich sind, von zentraler Bedeutung.  

 

Hier gibt es Hilfe

Bei psychischen oder anderweiten emotionalen Problemen sowie auch bei Depressionen oder beispielsweise Angststörungen, versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. 

Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger, E-Mail und Videochat unter www.coming-out-day.de sowie www.comingoutundso.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Ausweise in Kolumbien

Anerkennung von queeren Personen

Für die queere Community ist es ein historischer Schritt: Kolumbien erkennt ab sofort trans* und nicht-binäre Menschen in Ausweisdokumenten an.
Queerfeindlicher Vandalismus

Maneo betont Sachbeschädigung

Das Berliner Anti-Gewaltprojekt Maneo weist auf den jüngsten Fall von LGBTIQ+-feindlicher Sachbeschädigung hin und setzt dem Hass Liebe entgegen.
Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.