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IDAHOBIT 2024

IDAHOBIT 2024 Zwischen Gedenken, Aktivismus, Selbstbestimmungsgesetz im Bundesrat und Massen-Outing im Fußball

ms - 16.05.2024 - 15:00 Uhr
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Seit nunmehr 19 Jahren zelebriert die LGBTI*-Community den IDAHOBIT, den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. Zunächst als reinen Aktionstag gegen Homophobie 2005 ins Leben gerufen, wurde der Gedenktag mit den Jahren schrittweise erweitert. Die Festlegung auf den 17. Mai hängt mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen, die an diesem Tag im Jahr 1990 Homosexualität als Krankheit aus den Dokumenten gestrichen hat. 

Ein Aktionstag – wichtiger denn je!

Es ist also gerade einmal 34 Jahre her, seitdem Homosexualität nicht mehr offiziell als Krankheit gilt – eine recht überschaubare Zeitspanne. Um so wichtiger ist es, am IDAHOBIT auf grundsätzliche Menschenrechte aufmerksam zu machen, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Hass und Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen weltweit, auch in Europa wieder zunehmen. 

Erst in dieser Woche belegte die neue Studie der Europäischen Grundrechteagentur, dass jeder dritte LGBTI*-Mensch (37%) Diskriminierung in der EU erlebt, jeder zweite (54%) hat sogar hassmotivierte verbale Angriffe erlitten. Nach wie vor wird auch nur einer von zehn Vorfällen überhaupt zur Anzeige gebracht. Besonders dramatisch ist die Lage an den Schulen, innerhalb von fünf Jahren nahm die Anfeindungen um 56 Prozent zu – zwei von drei LGBTI*-Schülern (67%) werden inzwischen gemobbt, jeder dritte Schüler hat daher bereits ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. 

Zu ähnlichen Ergebnissen kam Mitte dieser Woche dann auch die ILGA Europe: Überall in Europa werden LGBTI*-Personen Ziel von Hassreden und Gewalt und ihre Menschenrechte werden aktiv untergraben, so der Verband. Die Forderung beider Organisationen: Europa müsse sich stärker für die Menschenrechte von Homosexuellen und queeren Personen einsetzen. 

Um diesem Anliegen Nachdruck zu verliehen, gibt es am IDAHOBIT zahlreiche Aktionen und Kundgebungen, auch in Deutschland wie beispielsweise in München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin, Würzburg, Offenbach oder Bremen. In Hamburg, Hannover, Leipzig und Chemnitz sollen Rainbowflashs für Sichtbarkeit sorgen, bei denen nicht nur demonstriert wird, sondern auch große Regenbogenflaggen zum Einsatz kommen. Finanzsenator Stefan Evers lässt in Berlin die Regenbogenflagge über dem Eingangsportal des Hauptgebäudes der Senatsverwaltung für Finanzen hissen.

Wie entscheidet der Bundesrat?

Der diesjährige IDAHOBIT dürfte allerdings aus zwei weiteren Gründen besonders spannend ausfallen: Zum einen entscheidet der Deutsche Bundesrat just am IDAHOBIT über die weitere Vorgehensweise beim eigentlich bereits verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz. Das Gremium fordert konkrete Nachbesserungen und sieht Missbrauchspotenzial. Final verhindern kann der Bundesrat das neue Gesetz nicht, bei einem Einspruch des Innenausschusses könnte das SBGG aber höchstwahrscheinlich nicht wie geplant im November dieses Jahres in Kraft treten. 

Gruppen-Outing im Sport – ja oder nein?

Zum anderen macht die Ankündigung des schwulen Ex-Fußballprofis Marcus Urban den diesjährigen IDAHOBIT sehr besonders: In einem Gruppen-Coming-Out sollen sich laut ihm gleich mehrere aktive Profisportler outen, um so gegen die immer noch stark vorhandene Homophobie im Fußball anzugehen. Zweimal hatte Urban diesen konkreten Plan seit November 2023 bestätigt, jetzt im Mai ruderte er aber auf seinem Facebook-Profil sowie im Interview mit dem Stern zurück und erklärte: „Aktive Profifußballer halten sich noch zurück. Die Spieler sind extrem vorsichtig. Keiner traut sich aus der Deckung. Viele Spieler haben den Glaubenssatz verinnerlicht, dass sie nach einem Coming-Out in Ungnade fallen würden in der Branche.“ Das Ganze sei ein „riesiges Versteckspiel“, so Urban weiter. „Manche haben Scheinfreundinnen und treffen sich nur im Geheimen mit anderen Männern.“ 

Rückzieher nach großer Ankündigung?

Die Gerüchteküche brodelt seitdem und für alle steht die Frage im Raum: Wird es überhaupt noch ein Gruppen-Coming-Out geben oder doch nicht? Urban selbst erklärte via Facebook, er stünde am 17. Mai für keine Statements zur Verfügung. 

Innerhalb der Community gibt es bereits erste wütende Reaktionen. Stefan Mielchen vom Hamburger CSD-Verein sagte so online: „Dass Marcus Urban diese Aktion bereits vor Monaten angekündigt hat, ist vollkommen unverständlich. Er hat damit eine öffentliche beziehungsweise mediale Erwartungshaltung erzeugt, die Betroffene, die bei diesem hochsensiblen Thema ohnehin schon stark unter Druck stehen, mit Sicherheit nicht darin bestärkt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ganz im Gegenteil. Dieses Vorgehen war unprofessionell und unseriös. Wie man als ´Diversity-Berater´ so unsensibel agieren kann, ist mir absolut schleierhaft.“ Egal, wie der IDAHOBIT 2024 verläuft, eines ist bereits jetzt sicher: Langweilig wird es definitiv in diesem Jahr nicht!

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