Homosexualität im Fußball Ex-Fußballerin Lena Cassel betont Unterschiede beim Profisport zwischen Männern und Frauen
Am Mittwoch 2. Juli startet in der Schweiz die 14. Fußball-Europameisterschaft der Frauen und die deutschen Kickerinnen kämpfen um ihren neunten Titel – zwischen 1995 und 2013 gewann die DFB-Auswahl sechsmal in Folge. Zwischen Daumendrücken und Vorfreude meldete sich jetzt die Moderatorin Lena Cassel (30) zu Wort, einstmals selbst erfolgreiche Fußballerin, heute am Mikrofon für DAZN und Amazon im Einsatz.
Homophobie im Fußball
Ohne Tabus sprach sie gegenüber dem Tagesanzeiger nun über ihre Erlebnisse als lesbische Frau im Fußball-Business: „Natürlich gab es Teams, in denen 90 Prozent der Frauen lesbisch waren. Und dennoch war es nicht das große Thema, selbst bei den Frauen, die nicht homosexuell waren.“ Dabei betont die Expertin, dass im Frauenfußball deutlich offener mit Homosexualität umgegangen wird wie bei den männlichen Kollegen „Ich hatte große Skepsis, was den Frauenfußball anging. Ich dachte mir: Was soll ich da? Und dann kam ich da rein und habe mich direkt wohlgefühlt. Ich spürte: Hier muss ich mich nicht verstellen. Hier kann ich einfach nur sein.“
Keine Kampagnen, sondern direkte Gespräche
Wann Homosexualität vielleicht endlich auch bei den Herren weniger konfliktbeladen werden wird, weiß Cassel zwar auch nicht, aber sie betont: „Es braucht Berührungspunkte. Und weniger von diesem ritualisierten Diversitätssprech. Ich glaube, der führt keine Veränderung herbei, weil viele Menschen Vorurteile haben und dann direkt sagen können: Boah, geh mir weg mit der Regenbogenfahne. Einen echten Wandel erreichst du nur über Persönlichkeiten und Geschichten und Austausch, der nicht unter einer Kampagne läuft, sondern der im Vereinsheim über die Begegnung funktioniert, weil man zusammen was getrunken hat und checkt: Ach, der oder die ist ja gar nicht so komisch.“
Cassel, die in ihrem „Aufstiegskampf“ auch über problematische Geschlechterrollen und Selbstzweifel berichtet, hält dabei abschließend fest, dass für sie die Erfahrungen im Frauen-Fußball maßgeblich zu ihrem Coming-Out beitrugen: „Sätze, die ein männlicher Fußballer niemals sagen würde: Der Fußball hat mir den Weg zu meiner Homosexualität gezeigt.“ Das Thema Homosexualität und Männer-Fußball ist bis heute problematisch, betonte noch im letzten Jahr auch der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger.