Homo-Ehe in den USA Christliche Hardliner rüsten zum Gegenschlag
Seitdem der US-Supreme Court Anfang dieser Woche eine erneute Überprüfung der gleichgeschlechtlichen Ehe abgelehnt und damit die Angriffe von christlichen Hardlinern auf die Gleichberechtigung von Homosexuellen zurückgewiesen hat, feiert die LGBTIQ+-Community diese historische Entscheidung euphorisch. Die Furcht gerade bei Schwulen und Lesben war lange Zeit sehr groß, dass eine Neubewertung das Ende für die Homo-Ehe hätte bedeuten können. Doch ist das Recht auf Ehe damit jetzt final gesichert? Mitnichten!
Der Kampf „ist noch lange nicht vorbei“
Zum einen könnte das Thema erneut an die neun Richter herangetragen werden, denn in Texas beschloss erst vor kurzem das Oberste Gericht, dass Richter die Vermählung von homosexuellen Paaren aus Glaubensgründen ablehnen dürfen. Kommt es hier zu weiteren Klagen, könnte dieser Fall dem Supreme Court in Washington DC zur letztgültigen Klärung vorgelegt werden.
Zum anderen meldeten sich jetzt auch mehrere christliche Anti-LGBTIQ+-Gruppen zu Wort, die die Klage durch die Instanzen der homophoben Ex-Bezirksangestellten von Kentucky, Kim Davis, unterstützt hatten – diese hatte vor zehn Jahren mit ihrer Weigerung, einem schwulen Paar eine Ehegenehmigung auszustellen, den Fall dereinst ins Rollen gebracht. Von zentraler Bedeutung war dabei die christliche Hassgruppe Liberty Counsel, die jetzt eindringlich betonte, dass der Kampf gegen die Ehe für alle „noch lange nicht vorbei“ sei.
Die Homo-Ehe „verletzte“ die Religionsfreiheit
Liberty Counsel-Präsident Mat Staver erklärte so: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass Davis' Entschlossenheit als Katalysator dienen wird, um viele weitere Anfechtungen der falsch entschiedenen Obergefell-Entscheidung anzustrengen. Bis dahin müssen wir beten, kämpfen und uns dafür einsetzen, dass Obergefell nicht länger geltendes Recht ist.“ Der Oberste Gerichtshof hatte 2015 im Fall Obergefell v. Hodges den Weg frei gemacht für die landesweite Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe.
Staver betonte weiter: „Dieses Mal ist Kim Davis das Opfer religiöser Feindseligkeit und wird ihrer verfassungsmäßigen Religionsfreiheit beraubt. Morgen könnten Sie es sein. Dies mag das Ende einer Ära in der Rechtsstreitigkeit um Davis' Fall bedeuten, aber der Kampf um die Aufhebung von Obergefell und den Schutz der Religionsfreiheit hat gerade erst begonnen.“ Für Staver und weitere Anti-Gay-Organisationen im Land ist die bloße Existenz von verheirateten, homosexuellen Paaren eine „Verletzung der Religionsfreiheit von Christen“. Pikant dabei: Zwei der konservativen Richter des Supreme Courts, Clarence Thomas und Samuel Alito, bewerten die Lage bis heute ähnlich. Offenbar allerdings haben sie damit selbst unter ihren konservativen Kollegen derzeit keine Mehrheit.