Hassverbrechen in England Hasskriminalität steigt weiter an, LGBTIQ+ bleibt Ziel von Attacken
Die Polizei von England und Wales hat die neusten Zahlen in puncto Hassverbrechen veröffentlicht: Binnen eines Jahres verzeichnete die Behörde rund 116.000 Fälle, ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Detail: Die Behörde verzeichnete 19.127 Hassverbrechen gegen Schwule und Lesben aufgrund ihrer sexuellen Orientierung – ein marginaler Rückgang binnen eines Jahres um zwei Prozent.
Langzeithoch seit fünf Jahren
Die Angriffe gegen trans* Personen sind indes erfreulicherweise um elf Prozentunkte auf etwa 3.800 Fälle gesunken. Trotzdem: Innerhalb der letzten fünf Jahre sind die Angriffe auf die ganze LGBTIQ+-Community rapide angestiegen, sodass trotz leichtem Rückgang zuletzt von einer Entspannung der Lage nach Angabe der Polizei nicht die Rede sein kann. Der Großteil der anderweitigen Hassverbrechen sind rassistisch motivierte Straftaten. Dazu kommen rund 7.200 Straftaten, die religiös begründet waren.
Statistik mit weißen Flecken
Der ganzen Realität entsprechen die Fallzahlen allerdings auch dann nicht – aus zwei Gründen: Zum einen zeigen Umfragen auf, dass etwa 90 Prozent der Angriffe gegen die queere Community gar nicht erst zur Anzeige gebracht und damit erfasst werden. Zum anderen finden sich in der jüngsten Statistik keine Zahlen aus der Hauptstadt London. Die Metropolitan Police hat eine Änderung in der Art und Weise eingeführt, wie die Daten erfasst werden – das verhindert die Aufnahme der Fallzahlen in die landesweite Statistik.
Das britische Innenministerium geht daher davon aus, dass die Fälle von Hasskriminalität gegen Homosexuelle und queere Menschen wahrscheinlich sogar weiter angestiegen sind, da sehr viele von ihnen im Großraum London leben – genau dort, wo keine Statistik im klassischen Sinn erhoben werden konnte.
Hasskriminalität gegen die Community
Simon Blake, Geschäftsführer der queeren Organisation Stonewall, betonte dabei: „Es überrascht nicht, dass die heute veröffentlichten Statistiken des Innenministeriums zeigen, dass Hassverbrechen insgesamt weiter zunehmen, was für unsere Nachbarschaften, Gemeinden und die Gesellschaft schädlich ist.“ Blake geht aufgrund der fehlenden Daten aus London insgesamt auch von einer erneuten Zunahme der Attacken auf die Community aus: „Die Geschichten, die wir jeden Tag hören, zeigen uns, dass LGBTIQ+-Personen mehr Hass erfahren und in Angst leben (…) Das Vertrauen in die Polizei ist ebenfalls allgemein gesunken, was unsere bereits bekannten Erkenntnisse bestätigt, dass LGBTIQ+-Personen Hassverbrechen oft nicht melden. Niemand sollte an einem Ort leben müssen, an dem er sich nicht sicher fühlt.“